Illuminati
zur Katastrophe gekommen. Robert
Langdon und Vittoria Vetra hatten ihn aufhalten und dazu bewegen wollen, den Behälter zurück in sein unterirdisches Versteck zu stellen und mit ihnen nach draußen zu fliehen, um Deckung zu suchen. Blinde Toren!
Der Camerlengo erkannte nun mit furchtbarer Klarheit, dass er diesen Wettlauf in keiner anderen Nacht gewonnen hätte. Doch in dieser Nacht war Gott erneut bei ihm gewesen. Robert Langdon hatte ihn schon fast eingeholt, als Chartrand dazwischen gegangen war, die treue Seele, die ihm in den vergangenen Stunden so gute Dienste geleistet hatte. Die beiden BBC-Reporter waren zu schwer beladen und zu fasziniert von dem Geschehen, um einzuschreiten.
Die Wege des Herrn sind unergründlich.
Hinter sich hörte er die anderen… er sah sie auf den
Schirmen, sah, wie sie näher kamen. Er nahm seine letzten Kräfte zusammen und hob den Behälter hoch über den Kopf. Dann streckte er in einem Akt des Trotzes gegenüber den Illuminati die Brust mit dem Brandzeichen heraus, nahm die nackten Schultern zurück und rannte die Treppe hinunter. Ein Letztes blieb noch zu tun.
Vier Minuten…
Langdon war geblendet, als er aus der Basilika kam. Einmal mehr brannten sich die Scheinwerfer in seine Netzhäute. Vor sich erkannte er undeutlich die Silhouette des Camerlengos, der in diesem Augenblick die Treppe hinunterrannte. Für einen Augenblick sah der Camerlengo im Halo der Scheinwerfer wie ein Himmelswesen aus, wie eine moderne Gottheit. Das Priestergewand hing über seine Hüften wie ein Schleier. Sein Oberkörper war verstümmelt und gebrandmarkt von der Hand seiner Feinde, und doch hielt er noch immer durch, eilte weiter, hoch aufgerichtet, und rief der Welt zu, an Gott zu glauben, während er mit seiner alles vernichtenden Last auf die Menschenmengen zurannte.
Langdon sprang die Treppe hinunter und setzte ihm nach. Was glaubt er, was er tut? Er wird alle umbringen!
»Das Werk des Satans«, rief der Camerlengo, »hat keinen Platz im Haus Gottes!« Er rannte weiter auf die in Panik zurückweichende Menge zu.
»Vater!«, rief Langdon ihm hinterher. »Sie können nirgendwo hin!«
»Sieh zum Himmel! Wir haben vergessen, hinauf in den Himmel zu schauen!«
In diesem Augenblick, als Langdon erkannte, welche Richtung der Camerlengo eingeschlagen hatte, dämmerte ihm die unglaubliche Wahrheit. Wegen der blendenden Lichter konnte Langdon zwar nichts sehen, doch er wusste, dass die Rettung genau über ihnen lag.
Der sternenklare italienische Nachthimmel. Der einzig mögliche Ausweg.
Der Helikopter, der den Camerlengo ursprünglich in ein
Krankenhaus hatte evakuieren sollen, stand genau voraus. Der Pilot saß im Cockpit, startbereit, und die Rotoren liefen im Leerlauf. Während der Camerlengo zur Maschine rannte, wurde Langdon von einem überwältigenden Hochgefühl erfasst.
Wie ein Strom gingen ihm neue Gedanken durch den Kopf…
Zuerst stellte er sich die weite, offene Fläche des italienischen Meeres vor. Wie weit war es entfernt? Acht Kilometer? Zehn? Er wusste, dass es mit dem Zug nur sieben Minuten bis zum Strand von Fiumicino dauerte. Mit dem Helikopter, mit dreihundert Stundenkilometern… wenn es ihnen gelang, den Behälter weit genug aufs Meer hinauszubringen und dort abzuwerfen… Es gab noch andere Möglichkeiten, erkannte er und rannte weiter. La Cava Romana! Die Marmorsteinbrüche nördlich der Stadt lagen weniger als fünf Kilometer entfernt! Wie groß war die Fläche, die sie einnahmen? Vier Quadratkilometer? Ganz bestimmt arbeitete zu dieser Stunde niemand dort. Wenn sie den Behälter dort abwarfen…
»Zurück, alles zurück!«, brüllte der Camerlengo. Seine Brust schmerzte, doch er rannte weiter. »Aus dem Weg. Sofort!«
Die Schweizergardisten, die den Helikopter bewachten, standen offenen Mundes da, als der Camerlengo auf sie zugerannt kam.
»Zurück!«, rief der Geistliche noch einmal.
Die Wachen gehorchten.
Unter den staunenden Augen der Welt rannte der Camerlengo um den Hubschrauber herum zur Cockpitluke auf der Seite des Piloten und riss sie auf. »Hinaus, mein Sohn! Sofort!«
Der Soldat gehorchte.
Der Camerlengo starrte hinauf zum hohen Pilotensessel und wusste, dass er in seiner Erschöpfung beide Hände benötigen würde, um sich an Bord zu ziehen. Er wandte sich zu dem Piloten um, der zitternd neben ihm stand, und drückte ihm den Behälter in die Hände. »Halten Sie das. Geben Sie es mir wieder, sobald ich eingestiegen bin.«
Während der Camerlengo
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