Illuminati
musste. Beim Aufprall aufs Wasser war er bewusstlos geworden, und wären nicht Dr. Jacobus und sein Team am Ufer gewesen, um das nächtliche Spektakel zu beobachten, wäre der Mann ohne Zweifel ertrunken.
»E Americano«, sagte eine Krankenschwester, während sie die Papiere durchblätterte, die sie aus der Jacke des Fremden gezogen hatte.
Amerikaner? Die Römer witzelten häufig, dass es genügend Amerikaner in Rom gab, um Hamburger zu einem typisch italienischen Gericht zu deklarieren. Aber Amerikaner, die vom Himmel fallen? Jacobus leuchtete mit einer Stablampe in die Augen des Mannes und überprüfte die Reflexe. »Signore? Können Sie mich hören? Wissen Sie, wo Sie sind?«
Der Mann hatte wieder das Bewusstsein verloren. Jacobus war nicht sonderlich überrascht. Der Fremde hatte eine Menge Wasser erbrochen, nachdem Jacobus die kardiopulmonale Reanimation durchgeführt hatte.
»Si chiama Robert Langdon!«, las die Krankenschwester den Namen des Fremden von dessen Führerschein.
Die anderen drehten sich erstaunt zu ihr um.
»Impossibile!«, rief Jacobus. Robert Langdon war der Amerikaner aus dem Fernsehen – der Harvard-Professor, der dem Vatikan geholfen hatte. Jacobus hatte Langdon erst ein paar Minuten zuvor gesehen, live, wie er auf dem Petersplatz in einen Helikopter gestiegen und kilometerhoch in den Himmel geflogen war. Jacobus und die anderen waren nach draußen und ans Ufer des Tiber gerannt, um die Antimaterie-Explosion zu beobachten – eine gewaltige Kugel aus Licht, ein Anblick, den sie ihr Leben lang nicht vergessen würden. Das kann unmöglich der gleiche Mann sein!
»Er ist es!«, rief die Krankenschwester und strich dem Bewusstlosen das nasse schwarze Haar aus der Stirn. »Außerdem erkenne ich sein Tweedjackett!«
Plötzlich schrie jemand vom Eingang des Hospitals – einer der weiblichen Patienten. Sie schrie, als würde sie den Verstand verlieren. Dann hielt sie ihr kleines Transistorradio in die Höhe und betete zu Gott. Wie es schien, war Camerlengo Carlo Ventresca auf wundersame Weise auf dem Dach des Petersdoms aufgetaucht.
Dr. Jacobus beschloss, auf direktem Weg in die Kirche zu gehen, sobald seine Schicht um acht Uhr am Morgen zu Ende war.
Die Lichter über Langdon leuchteten heller. Er lag auf einer Art Untersuchungstisch und roch Desinfektionsmittel – starke Chemikalien. Jemand hatte ihm eine Injektion gegeben, und man hatte ihm die Kleidung ausgezogen.
Das sind keine Engel, dachte er in seinem dämmrigen Delirium. Vielleicht Aliens? Ja, er hatte von solchen Dingen gehört. Gott sei Dank würden sie ihm nichts tun. Sie waren nur hinter seiner…
»Nur über meine Leiche!« Langdon setzte sich kerzengerade auf und öffnete die Augen.
»Attentat«, rief eine der Kreaturen und hielt ihn fest. Auf ihrem Kittel stand »Dr. Jacobus«. Sie sah bemerkenswert menschenähnlich aus.
»Ich… ich dachte…«, stammelte Langdon.
»Ganz ruhig, Mr. Langdon. Sie befinden sich in einem Krankenhaus.«
Der Nebel begann sich zu lichten. Langdon spürte eine Woge der Erleichterung. Er hasste Krankenhäuser, doch sie waren auf jeden Fall besser als Aliens, die seine Testikel abschnitten.
»Mein Name ist Dr. Jacobus«, stellte der Mann sich vor. Er erklärte, was sich zugetragen hatte. »Sie hatten großes Glück.«
Langdon war alles andere als glücklich. Seine Erinnerungen waren wirr… der Helikopter… der Camerlengo… Er hatte überall Schmerzen. Sie gaben ihm Wasser, und er spülte sich den Mund aus. Sie verbanden seine Hand.
»Wo ist meine Kleidung?«, fragte Langdon, der nur einen Papierkittel trug.
Eine der Krankenschwestern deutete auf einen tropfnassen Haufen aus zerfetztem Khaki und Tweed auf einer Ablage. »Sie waren völlig durchnässt. Wir mussten Ihnen die Sachen vom Leib schneiden.«
Langdon betrachtete die Überreste seiner Harris-Tweedjacke und runzelte die Stirn.
»Sie hatten eine Art Kleenex in der Tasche«, sagte die Krankenschwester.
Das war der Augenblick, da Langdon die Pergamentfetzen erkannte, die an seiner Jacke klebten. Das Blatt aus Galileos Diagramma. Die letzte verbliebene Kopie auf Erden war soeben vernichtet worden. Er war zu betäubt, um zu reagieren. Sprachlos starrte er die Schwester an.
»Wir haben Ihre persönlichen Gegenstände gerettet.« Sie hielt einen Plastikbeutel hoch. »Brieftasche, Camcorder und einen Stift. Ich habe den Camcorder getrocknet, so gut es ging.«
»Ich besitze keinen Camcorder.«
Die Krankenschwester legte die Stirn in
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