Illuminati
in guter Science, in guter Wissenschaft.«
»Also ist Antimaterie real?«
»Ja. Ein Fakt der Natur. Alles hat ein Gegenstück. Protonen haben Elektronen, Up-Quarks haben Down-Quarks. Es gibt eine fundamentale kosmische Symmetrie auf subatomarer Ebene. Antimaterie ist das Yin vom Yang der Materie. Sie balanciert die physikalische Gleichung aus.«
Galileos Glaube an die Dualität, dachte Langdon.
»Die Wissenschaft weiß seit 1918, dass beim Urknall zwei Formen von Materie entstanden sein müssen«, sagte Vittoria. »Eine ist die Art von Materie, die wir hier auf der Erde sehen und aus der Felsen, Bäume, Menschen und so weiter bestehen. Die andere ist das genaue Gegenstück – in jeglicher Hinsicht identisch mit gewöhnlicher Materie, bis auf die umgekehrten Ladungen ihrer Partikel.«
Kohler meldete sich zu Wort. Plötzlich klang seine Stimme unsicher. »Aber es gibt gewaltige technologische Barrieren, wenn es um die Lagerung von Antimaterie geht. Was ist mit Neutralisation?«
»Mein Vater hat ein revers polarisiertes Vakuum erzeugt, um die Positronen aus dem Beschleuniger zu ziehen, bevor sie annihilieren konnten.«
Kohler runzelte die Stirn. »Aber ein Vakuum hätte Materie ebenfalls angezogen. Es gibt keine Möglichkeit, die Partikel zu trennen.«
»Er hat es mithilfe eines Magnetfelds gemacht. Materie nach rechts, Antimaterie nach links. Sie sind entgegengesetzt polar.«
In diesem Augenblick fiel Kohlers Mauer aus Skepsis in sich zusammen. Er blickte voller Staunen zu Vittoria auf und erlitt dann ohne Vorwarnung einen heftigen Hustenanfall. »Unglaublich«, keuchte er und wischte sich den Mund. »Und doch…« Seine Logik schien sich noch immer zu widersetzen. »Und doch, selbst wenn es auf diese Weise funktioniert hätte diese Behälter dort bestehen aus Materie. Die Antimaterie würde augenblicklich mit den Wänden reagieren…«
»Die Proben berühren die Wände nicht«, sagte Vittoria, die offensichtlich mit Kohlers Einwand gerechnet hatte. »Die Antimaterie befindet sich in einem Schwebezustand. Die Behälter sind ›Antimateriefallen‹, denn sie halten die Antimaterie buchstäblich in der Mitte des Behälters gefangen, in sicherem Abstand von den Seitenwänden und vom Boden.«
»Schwebezustand? Aber… wie?«
»Zwischen zwei sich überschneidenden Magnetfeldern. Hier, sehen Sie.«
Vittoria ging durch den Raum und holte einen großen elektronischen Apparat. Das Gerät erinnerte Langdon an eine Strahlenkanone aus einem Comic – ein weites, waffenähnliches Rohr mit einem Zielfernrohr auf der Oberseite und einem Gewirr elektronischer Armaturen darunter. Vittoria richtete das Rohr mithilfe der Zieloptik auf einen der Behälter aus, spähte durch das Rohr und drehte an ein paar Knöpfen. Dann trat sie zurück und ließ Kohler an das Okular.
Für einen kurzen Moment verschlug es ihm die Sprache.
»Sie haben sichtbare Mengen gesammelt?«
»Fünfhundert Nanogramm«, antwortete Vittoria. »Ein flüssiges Plasma aus Millionen Antielektronen, aus Positronen.«
»Millionen? Aber… niemand hat bis heute mehr als ein paar Partikel entdeckt… nirgendwo auf der Welt!«
»Xenon«, sagte Vittoria unbeeindruckt. »Vater hat den Partikelstrahl durch einen Xenon-Jet hindurch beschleunigt und auf diese Weise die Elektronen weggerissen. Der exakte Vorgang war sein Geheimnis, doch er injizierte simultan nackte Elektronen in den Beschleuniger.«
Langdon begriff überhaupt nichts mehr. Er fragte sich, ob die beiden Wissenschaftler überhaupt noch in seiner Sprache diskutierten.
Kohler zögerte. Die Furchen auf seiner Stirn wurden tiefer, während er nachdachte. Plötzlich atmete er hörbar durch; dann sank er wie von einer Kugel getroffen in sich zusammen.
»Rein technisch betrachtet würde das bedeuten…« »Genau.« Vittoria nickte. »Ziemlich große Mengen.« Kohler wandte den Blick erneut auf den Behälter vor sich.
Verunsichert richtete er sich in seinem Rollstuhl auf und schaute durch das Okular. Lange Zeit sagte er kein Wort, doch als er sich schließlich zurücklehnte, standen dicke Schweißperlen auf seiner Stirn. Die Falten auf seinem Gesicht waren verschwunden. Seine Stimme war ein heiseres Flüstern. »Mein Gott, Vittoria… Sie haben es tatsächlich geschafft!«
Vittoria nickte. »Mein Vater hat es geschafft.«
»Ich… ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll.« Vittoria wandte sich zu Langdon um. »Möchten Sie auch
einen Blick darauf werfen?« Sie deutete auf das elektronische
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