Illuminati
Langdon?« Kohlers Gesicht war völlig ausdruckslos. Er bedeutete Langdon, ihm außer Hörweite zu folgen. Langdon gehorchte zögerlich und ließ Vittoria allein zurück. »Sie sind der Spezialist«, flüsterte Kohler eindringlich. »Ich möchte von Ihnen wissen, was diese Illuminati-Bastarde mit der Antimaterie vorhaben.«
Langdon versuchte sich zu konzentrieren. Trotz des Irrsinns um ihn herum war seine erste Reaktion streng logisch. Akademische Zurückweisung. Kohler ging noch immer von haltlosen Annahmen aus. Unmöglichen Annahmen. »Die Illuminati existieren nicht mehr, Mr. Kohler. Ich stehe nach wie vor dazu. Dieses Verbrechen könnte von wem auch immer begangen worden sein – vielleicht war es sogar ein anderer Mitarbeiter von CERN, der etwas von Mr. Vetras wissenschaftlichem Durchbruch erfahren hat und der Meinung war, dass dieses Projekt zu gefährlich sei, um fortgesetzt zu werden.«
Kohler blickte ihn wie betäubt an. »Sie meinen, dieses Verbrechen wurde aus Gewissensgründen begangen, Mr. Langdon? Das ist absurd! Wer auch immer Leonardo Vetra ermordet hat, er tat es nur aus einem einzigen Grund – er wollte die Antimaterie. Und er hat ohne Zweifel etwas ganz Bestimmtes damit vor.«
»Sie meinen Terroristen.«
»Offen gestanden – ja.«
»Aber die Illuminati waren niemals Terroristen.«
»Sagen Sie das Leonardo Vetra.«
Langdon spürte einen Stich. In Kohlers Worten lag Wahrheit. Leonardo Vetra war in der Tat mit dem Zeichen der Illuminati gebrandmarkt worden. Woher war es gekommen? Das geheime Zeichen erschien Langdon als ein viel zu aufwändiger Trick, als dass jemand mit seiner Hilfe versucht haben könnte, seine Spuren zu verwischen und den Verdacht auf andere zu lenken. Es musste eine bessere Erklärung geben.
Erneut zwang er sich, das Unlogische zu bedenken. Falls die Illuminati tatsächlich noch immer aktiv sind, und falls sie tatsächlich die Antimaterie gestohlen haben – welche Absicht steckt dahinter? Was wäre ihr Ziel?
Die Antwort kam augenblicklich. Langdon verwarf sie genauso schnell.
Zugegeben, die Illuminati hatten einen Erzfeind – doch ein terroristischer Angriff dieser Tragweite gegen den Feind war unvorstellbar. Er war überhaupt nicht typisch. Sicher, die Illuminati hatten Menschen umgebracht, doch es waren stets nur Individuen gewesen, sorgfältig ausgewählte Ziele. Massenvernichtung erschien irgendwie zu plump. Langdon zögerte.
Andererseits, dachte er, steckt eine majestätische Eloquenz dahinter. Antimaterie, die ultimative wissenschaftliche Errungenschaft, um den uralten Feind zu verdampfen…
Er weigerte sich, den ungeheuerlichen Gedanken zu akzeptieren. »Es gibt«, sagte er plötzlich, »eine andere logische Erklärung außer Terrorismus.«
Kohler starrte ihn an. Er wartete.
Langdon versuchte seine Gedanken zu ordnen. Die Illuminati hatten stets gewaltige finanzielle Macht besessen. Damit hatten sie ihren Einfluss ausgeübt. Sie hatten Banken kontrolliert. Sie hatten Gold gehortet. Die Gerüchte besagten, dass sie den größten und wertvollsten Diamanten besaßen, den es je gegeben hatte – den Illuminati-Diamanten, einen riesigen, makellosen Stein. »Geld«, sagte Langdon schließlich. »Möglicherweise hat jemand die Antimaterie gestohlen, um einen finanziellen Vorteil daraus zu schlagen.«
Kohler starrte ihn ungläubig an. »Einen finanziellen Vorteil? Wo um alles in der Welt verkauft man einen Tropfen Antimaterie?«
»Nicht die Antimaterie«, entgegnete Langdon. »Die Technologie. Antimaterie-Technologie muss ein Vermögen wert sein. Vielleicht hat jemand die Probe gestohlen, um sie zu analysieren und seine eigenen Forschungen anzustellen?«
»Industriespionage? Aber dieser Behälter hat nur vierundzwanzig Stunden, bevor die Batterie leer ist! Die Forscher würden sich selbst umbringen, bevor sie irgendetwas herausgefunden hätten!«
»Sie könnten die Batterien nachladen, bevor sie leer sind. Sie könnten eine ähnliche Ladestation bauen wie diese hier in den beiden Labors von CERN.«
»In vierundzwanzig Stunden?«, spottete Kohler. »Selbst wenn sie die Pläne gleich mitgestohlen hätten, würden sie Monate dafür benötigen! Ganz bestimmt jedenfalls nicht nur ein paar Stunden!«
»Er hat Recht.« Vittorias Stimme klang brüchig.
Beide Männer wandten sich zu ihr um. Vittoria kam ihnen entgegen. Ihr Gang war so unsicher wie ihre Stimme.
»Er hat Recht«, wiederholte sie. »Niemand könnte rechtzeitig eine neue Ladestation bauen. Allein das
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