Illuminati
brannte noch immer hell, und der Geruch dos Rauchs mischte sich mit der abgestandenen feuchten Luft. Die Eisentür, die seinen Weg versperrte, sah so alt aus wie der Tunnel selbst, rostig, doch immer noch stark. Der Hashishin wartete, umgeben von Dunkelheit, voll Vertrauen.
Der Zeitpunkt war fast gekommen.
Janus hatte versprochen, dass jemand auf der anderen Seite die Tür öffnen würde. Der Hashishin war außerordentlich erstaunt über diesen Verrat. Er hätte die ganze Nacht vor der
rostigen Eisentür gewartet, um seine Aufgabe zu erfüllen, doch er spürte, dass es nicht nötig sein würde. Seine Auftraggeber waren entschlossene Männer.
Minuten später, genau zur verabredeten Zeit, ertönte ein lautes Rasseln von schweren Schlüsseln auf der anderen Seite der Tür. Metall schrammte über Metall, als eine Reihe von Schlössern aufgesperrt wurde. Mit einem Kreischen, als wären sie seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden, wurden drei schwere Riegel zurückgeschoben.
Dann herrschte Stille.
Der Hashishin wartete geduldig, fünf Minuten, genau wie Janus ihm aufgetragen hatte. Schließlich drückte er gegen die massive Tür. Adrenalin rauschte in seinem Blut, als sie nach innen aufschwang.
27.
Vittoria, das lasse ich nicht zu!« Kohlers Atem ging mühsam, und sein Husten verschlimmerte sich, während der Lastenaufzug nach oben fuhr.
Vittoria hörte ihm gar nicht zu. Sie sehnte sich nach Geborgenheit, nach irgendetwas Vertrautem an diesem Ort, der ihr nicht länger ein Zuhause erschien. Sie wusste, dass ihre Sehnsucht unerfüllt bleiben würde. Im Augenblick blieb ihr nichts anderes übrig, als den Schmerz zu ertragen. Sie musste handeln. Ich muss zu einem Telefon.
Robert Langdon war neben ihr, schweigsam wie gewohnt. Vittoria fragte sich nicht mehr, wer der Mann war. Ein Spezialist? Konnte Kohler sich überhaupt noch undeutlicher ausdrücken? Mr. Langdon wird uns helfen, den Mörder Ihres Vaters zu finden. Langdon war überhaupt keine Hilfe. Seine Wärme und Freundlichkeit schienen echt, doch er verbarg offensichtlich etwas. Alle beide verbargen etwas vor ihr.
Kohler redete schon wieder auf sie ein. »Als Generaldirektor von CERN bin ich mitverantwortlich für die Zukunft der Forschung. Wenn Sie durch Ihre Voreiligkeit einen internationalen Zwischenfall heraufbeschwören und CERN darunter lei…«
»Zukunft der Forschung?« Vittoria wandte sich zu ihm um. »Wollen Sie sich wirklich aus der Verantwortung stehlen, indem Sie verschweigen, dass die Antimaterie von CERN stammt? Wollen Sie ignorieren, dass wir Menschenleben gefährden?«
»Nicht wir«, konterte Kohler. »Sie. Sie und Ihr Vater, Miss Vetra.«
Vittoria blickte zur Seite.
»Was die Gefährdung von Menschenleben angeht«, sagte Kohler, »genau darum geht es hier. Sie wissen, welche enormen Folgen Antimaterie für das Leben auf diesem Planeten hat. Falls CERN geschlossen wird, vernichtet durch einen Skandal, verlieren alle. Die Zukunft der Menschheit liegt in den Händen von Einrichtungen wie CERN. In den Händen von Wissenschaftlern wie Ihnen und Ihrem Vater, die an der Lösung von Problemen arbeiten, die sich erst morgen stellen.«
Vittoria hatte Kohlers Vorträge schon früher gehört, Wissenschaft als Ersatz für Gott, und sie hatte sie stets abgelehnt, Die Wissenschaft selbst hatte die Probleme verursacht, die sie nun zu lösen versuchte. »Fortschritt« war die ultimative Arglist von Mutter Natur.
»Wissenschaftlicher Fortschritt ist stets mit einem Risiko behaftet«, argumentierte Kohler. »So war es immer, und so wird es immer sein. Weltraumprogramme, genetische Forschung, Medizin – überall werden Fehler gemacht. Die Wissenschaft muss ihre eigenen Fehler überleben, koste es, was es wolle. Für das Wohl aller.«
Vittoria staunte über Kohlers Fähigkeit, moralische Probleme mit wissenschaftlicher Sachlichkeit abzuwägen. Sein Intellekt schien das Produkt einer völligen Trennung von jeglichen Gefühlen zu sein. »Wollen Sie etwa behaupten, CERN sei so wichtig für die Zukunft der Erde, dass wir frei sind von jeglicher moralischen Verantwortung?«
»Versuchen Sie bloß nicht, mir mit Moral zu kommen! Sie haben die Grenze überschritten, als Sie diese große Probe hergestellt haben, und Sie sind es, die damit CERN gefährden! Ich versuche nicht nur, die Arbeitsplätze von dreitausend Wissenschaftlern zu retten, sondern auch den Ruf Ihres Vaters. Denken Sie darüber nach! Ein Mann wie Leonardo Vetra verdient einfach
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