Illuminati
zahllose Muslime enthauptet.
Als Langdon und Vittoria näher kamen, traten die beiden Wachen vor, kreuzten ihre Hellebarden und versperrten den Eingang. Einer blickte den Piloten fragend an. »Il pantaloni«, sagte er und deutete auf Vittorias Shorts.
Der Pilot winkte ab. »Il Comandante vuole vederli subito.« Zögernd gaben die Wachen den Weg frei.
Die Luft im Innern war kühl. Es sah bei weitem nicht so aus,
wie Langdon es erwartet hatte. Die Gänge waren mit kunstvoll verziertem Mobiliar und Wandteppichen ausgestattet, die Langdons Meinung nach jedes Museum der Welt mit Freuden in seine Hauptausstellung aufgenommen hätte.
Der Pilot deutete auf eine Treppenflucht, die nach unten führte. »Dort entlang bitte.«
Langdon und Vittoria stiegen weiße Marmorstufen hinunter, die rechts und links von einer Galerie nackter männlicher Skulpturen gesäumt waren. Jede Statue trug ein großes Feigenblatt, dessen Farbe ein klein wenig heller war als der Rest der Skulptur.
Die Große Kastration, dachte Langdon.
Es war eine der entsetzlichsten Tragödien für die Kunst der Renaissance. Im Jahre 1857 hatte der amtierende Papst Pius IX. entschieden, dass die genaue Wiedergabe männlicher Formen Lust in den Mauern des Vatikans provozieren könnte. Also hatte er einen Hammer und einen Meißel genommen und persönlich die Geschlechtsteile jeder einzelnen männlichen Statue in der ganzen Vatikanstadt abgeschlagen. Er hatte Arbeiten von Michelangelo, Bramante und Bernini zerstört. Hunderte von Skulpturen waren entmannt worden. Die Feigenblätter aus Gips sollten die Beschädigungen maskieren. Langdon hatte sich häufig gefragt, ob nicht irgendwo auf dem Gelände eine große Kiste mit Steinpenissen lagerte.
»Hier«, verkündete der Gardist.
Sie hatten den Fuß der Treppe erreicht und waren vor einer massiven Stahltür angelangt. Der Gardist tippte einen Kode in ein Tastenfeld, und die Tür glitt auf. Langdon und Vittoria traten ein.
Hinter der Schwelle herrschte das Chaos.
36.
Die Diensträume der Schweizergarde.
Langdon stand im Eingang und betrachtete staunend den Aufeinanderprall der Jahrhunderte. Mixed Media. Der Raum war eine prachtvoll ausgestattete Renaissancebibliothek, komplett mit verzierten Bücherregalen, orientalischen Teppichen und farbenfrohen Wandbehängen… und doch starrte alles vor modernster Technologie. Computer, Faxgeräte, elektronische Karten des gesamten Komplexes, Fernsehgeräte, die auf CNN eingestellt waren. Männer in bunten Uniformen arbeiteten fieberhaft an Bildschirmen oder lauschten angestrengt auf das, was aus futuristischen Kopfhörern drang.
»Warten Sie hier!«, befahl der Gardist.
Langdon und Vittoria gehorchten, während der Mann den Raum durchquerte und einem ungewöhnlich großen, drahtigen Offizier in dunkler militärischer Uniform Bericht erstattete. Der Offizier sprach in ein mobiles Telefon und stand so steif, dass es aussah, als müsste er jeden Augenblick nach hinten kippen. Der Gardist sagte etwas zu ihm, und der Mann warf einen Blick zu Langdon und Vittoria herüber. Er nickte; dann wandte er den beiden wieder den Rücken zu und telefonierte weiter.
Der Gardist kehrte zurück. »Oberst Olivetti wird sich gleich um Sie beide kümmern.«
»Danke sehr.«
Der Gardist machte kehrt und verließ den Raum.
Langdon betrachtete Oberst Olivetti, während ihm allmählich
bewusst wurde, dass der Mann genau genommen der Befehlshaber der bewaffneten Streitkräfte eines ganze n Landes war. Langdon und Vittoria beobachteten das hektische Treiben ringsum. Bunt gekleidete Gardisten wimmelten durcheinander und brüllten sich auf Italienisch Befehle und Meldungen zu. »Continua cercando!«, rief einer in ein Telefon.
»Probasti il museo?«, fragte ein anderer.
Obwohl Langdons Italienisch-Kenntnisse gering waren, verstand er sofort, dass die Gardisten hektisch suchten. Das war ein gutes Zeichen. Die schlechte Nachricht war, dass sie die Antimaterie offensichtlich noch nicht gefunden hatten.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er Vittoria.
Sie zuckte die Schultern und lächelte müde.
Als der Kommandant der Schweizergarde schließlich das Gespräch beendete und sich durch den Raum hindurch näherte, schien er mit jedem Schritt zu wachsen. Langdon war selbst groß gewachsen und musste nur selten zu anderen Menschen aufblicken, doch Kommandant Olivetti ließ ihm keine andere Wahl. Langdon spürte augenblicklich, dass der Oberst ein erfahrener Mann war. Sein Gesicht
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