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Illuminati

Illuminati

Titel: Illuminati Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Französisch, aber Englisch war im Vatikan  völlig fremd. Die Geistlichkeit betrachtete das Englische als eine  vergiftete Sprache von Freidenkern wie Chaucer oder  Shakespeare.« Plötzlich kam ihm die wissenschaftlich  umstrittene Hypothese wieder in den Sinn, dass die Brandzeichen der Illuminati, die Symbole für Erde, Luft, Feuer und Wasser, in englischer Sprache gehalten wären. Mit einem  Mal ergab alles einen bizarren Sinn.
    »Also hat Galileo Englisch als lingua pura, betrachtet, weil es  die einzige Sprache war, die im Vatikan nicht gesprochen  wurde?«
    »Ja. Vielleicht hat er auch einfach nur versucht, den  vatikanischen Prüfern seine Botschaft vorzuenthalten.« 
    »Aber es ist kein Hinweis!«, widersprach Vittoria. Der  Lichtpfad ist gelegt, der heilige Test? Was soll das bedeuten?« 
    Sie hat Recht, dachte Langdon. Die Zeile half ihnen nicht  weiter. Doch während er die Worte in Gedanken wiederholte,  kam ihm eine merkwürdige Idee. Das ist eigenartig, dachte er.  Wie groß stehen die Chancen, dass es sich so verhält? 
    »Wir müssen nach draußen«, sagte Vittoria. Sie klang heiser. 
    Langdon hörte gar nicht zu. Der Lichtpfad ist gelegt, der heilige Test. Fünf Versfüße aus alternativ betonten und  unbetonten Silben. »Es ist ein fünfhebiger Jambus!«, sagte er  unvermittelt.
    Vittoria blickte ihn fragend an. »Ein was?«
    Für einen Augenblick war Langdon wieder auf der Phillips  Exeter Academy. Es war Samstagmorgen, und er saß im  Englischunterricht. Hölle auf Erden. Der Baseballstar der  Schule, Peter Greer, hatte Mühe, sich an die Zahl von Versfüßen  zu erinnern, die für einen typischen shakespeareschen Fünfheber  nötig waren. Der Lehrer, ein lebhafter Schulmeister namens  Bisseil, sprang wutentbrannt auf den Tisch und brüllte: »Penta Meter, Greer! Denken Sie an Heimat-Basis! Ein Pentagon! Fünf  Seiten! Penta! Penta! Jesses!«
    Fünf Versfüße, dachte Langdon. Jeder Versfuß besaß per  Definition zwei Silben. Er konnte nicht fassen, dass er in seiner  gesamten beruflichen Laufbahn niemals die Verbindung hergestellt hatte. Der fünfhebige Jambus war ein symmetrisches Versmaß, das auf der Fünf und der Zwei basierte, heiligen  Zahlen der Illuminati!
    Das ist zu weit hergeholt, sagte sich Langdon und versuchte,  den Gedanken zu verbannen. Ein bedeutungsloser Zufall, weiter  nichts. Doch der Gedanke ließ sich nicht verbannen. Fünf… für  Pythagoras und das Pentagramm. Zwei… für die Dualität aller  Dinge.
    Einen Augenblick später kam ihm ein weiterer bestürzender  Einfall, und seine Knie wurden weich. Der fünfhebige Jambus  wurde wegen seiner Einfachheit auch »reiner Vers« oder »reiner  Meter« genannt. La lingua pura? Konnte das die reine Sprache  sein, auf die sich die Illuminati bezogen hatten? The path of  light is laid, the sacred lest…
    »Oh«, sagte Vittoria.
    Langdon wirbelte herum und sah, wie sie das Blatt auf den  Kopf drehte. Er spürte, wie sich in seinem Magen ein Knoten  bildete. Nicht schon wieder. »Das kann unmöglich ein  Ambigramm sein!«
    »Nein, ist es auch nicht… aber es… es ist…« Sie drehte das  Blatt in Neunzig- Grad-Schritten weiter. 
    »Es ist was?«
    Vittoria blickte auf. »Es ist nicht die einzige Zeile.« 
    »Es gibt noch eine?«
    »Auf jedem Rand steht eine Zeile. Oben, unten, rechts und  links. Ich glaube, es ist ein Poem.«
    » Vier Zeilen?« Langdon zitterte vor Aufregung. Galileo war  ein Poet? »Zeigen Sie her!«
    Vittoria ließ nicht von der Seite ab. Sie drehte sie weiter,  immer in Neunzig-Grad-Schritten. »Ich habe die Zeilen vorher  nicht gesehen, weil sie in den Schnörkeln verborgen sind.« Sie  neigte den Kopf zur Seite. »Hmmm. Wissen Sie was? Galileo  hat diese Zeilen nicht einmal selbst geschrieben!«
    »Was?«
    »Das Poem trägt die Unterschrift von John Milton.« 
    »John Milton?« Der einflussreiche englische Poet und Autor  von Paradise Lost war ein Zeitgenosse Galileis gewesen – ein  Gelehrter, den Konspirationstheoretiker ganz oben auf der Liste  von Galileos Illuminati stehen hatten. Miltons angebliche  Verbindungen zu Galileos Illuminati waren eine Legende, von  der Langdon annahm, dass sie der Wahrheit entsprach. Nicht  nur, dass Milton im Jahre 1638 eine schriftlich belegte Reise  nach Rom unternommen hatte, um dort mit »erleuchteten  Männern« zu sprechen – er hatte auch Galileo mehrere Male  besucht, als der unter Hausarrest stand,

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