Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide
kann doch nicht einfach eine Anzeige aufgeben... Mist! Aber vielleicht sollte ich mal zur Universität gehen und ein paar kommunistische Studenten anquatschen...»
Ich war schockiert. «Carmel, du kannst doch nicht so einfach, mir nichts, dir nichts, dein Land verkaufen!»
«Was heisst hier, ich kann mein Land nicht verkaufen? Die Freiheitsstatue ist auch nichts weiter als ein Flittchen, und ich nehme, was ich für sie kriegen kann. Stell dich doch nicht so bescheuert an.» Er griff in seine Jackentasche und zog eine Tüte mit Karamelbonbons hervor, was er immer dann tat, wenn er erregt war. «Ich wette, es gibt einen in diesem Mob, der's wissen wird. Die wissen doch immer alles. Jesus Christus, es muss doch einen Weg geben, da Geld rauszuschlagen.
Die gerade laufende Fernsehansprache des Präsidenten wurde am 31. März abends, um 10:30EST (östlicher Zeit) ausgestrahlt. Man gab Russen und Chinesen vierundzwanzig Stunden, um sich aus Fernando Poo zurückzuziehen, oder vom Himmel über Santa Isobel würde es nukleare Raketen regnen: «Es ist verdammt ernst», sagte der Regierungschef, «und Amerika wird sich nicht vor seiner Verantwortung für das friedliebende Volk von Fernando Poo drücken.» Die Ansprache war um elf Uhr abends (EST) vorüber, und innerhalb von zwei Minuten war das gesamte Telefonnetz des Landes heissgelaufen. Jeder versuchte, Plätze für Bus, Bahn oder Flugzeug nach Kanada zu buchen.
In Moskau, wo es zehn Uhr am nächsten Morgen war, berief der Premier eine Konferenz ein und sagte mit barscher Stimme: «Dieser Bursche in Washington ist ein armer Irrer, und er meint es ernst, wie's scheint. Rufen Sie sofort unsere Streitkräfte aus Fernando Poo zurück und ermitteln Sie dann, wer unserer Leute sie überhaupt hingeschickt hat und versetzen Sie ihn in die Äussere Mongolei. Da gibt's bestimmt noch einen Posten als Verwalter eines Wasserkraftwerks.»
«Wir haben gar keine Truppen in Fernando Poo», sagte ein Kommissar mit düsterer Stimme. «Die Amerikaner spinnen tatsächlich mal wieder.»
«Wie, zum Teufel, können wir Truppen zurückziehen, wenn wir gar keine hingeschickt haben?» polterte der Premier.
«Ich weiss es nicht. Jedenfalls haben wir nur vierundzwanzig Stunden Zeit, um das herauszufinden, oder...» der Kommissar zitierte ein altes russisches Sprichwort, das ungefähr besagt, dass, wenn ein Polarbär ins Getriebe exkrementiert, die Sicherungen durchknallen.
«Angenommen, wir geben bekannt, dass unsere Truppen im Rückzug begriffen sind», schlug ein anderer Kommissar vor. «Die können dann nicht behaupten, wir würden lügen, wenn keine Truppen dort sind.»
«Nein, das geht nicht. Die glauben uns nie, was wir sagen. Die woll'n was sehen», sagte der Premier nachdenklich. «Wir werden ein paar Abteilungen heimlich infiltrieren müssen und sie dann mit grossem Rummel und viel Presse wieder abziehen. Das müsste hinhauen.»
«Ich fürchte, damit wäre das Problem auch nicht gelöst», sagte ein anderer Kommissar mit Grabesstimme. «Unser Geheimdienst teilt mit, dass Chinesen da sind. Und wenn Peking nicht nachgiebig ist, geraten wir gerade dann hinein, wenn es anfängt Bomben zu hageln und...» er zitierte das Sprichwort von dem Mann, der an einer Kreuzung steht, an der zwei mit Dung beladene Lastwagen zusammenstossen
«Verdammt», sagte der Premier. «Was zum Henker wollen die Chinesen in Fernando Poo?»
Er war nervös, sprach aber immer noch mit Autorität. Er charakterisierte, richtig gesagt, das beste Beispiel eines dominierenden Mannes unserer Zeit. Er war fünfundfünfzig Jahre alt, hart, gewieft, unbelastet von den komplizierten ethischen Zweifeln, die den Intellektuellen zu schaffen machen, und war schon vor vielen Jahren zum Schluss gekommen, dass die Welt nichts als ein gemeines Hurenhaus war, in der nur die Verschlagensten und Erbarmungslosesten überleben konnten. Darüber hinaus war er so gütig wie jemand, der eine solche ultra-darwinistische Philosophie aufrechterhält, es nur sein kann; und er liebte Kinder und Hunde von ganzem Herzen, es sei denn, sie hielten sich an einem Ort auf, der im Interesse der Nation vernichtet werden musste. Noch immer bewahrte er sich den Sinn für Humor, trotz der Bürde seines fast frommen Amtes, und, wenngleich er bei seiner Frau seit nunmehr fast zehn Jahren impotent war, so brachte er doch im Mund einer erfahrenen Prostituierten noch immer in ungefähr anderthalb Minuten einen Orgasmus zustande. Er schluckte Amphetaminpillen, um
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