Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide
wäre.
«Was zum Teufel kannst du'n damit anfangen?» fragte Barney Muldoon. Er hielt ein Amulett in der Hand. «Hab's im Schlafzimmer gefunden», sagte er und hielt es hoch, damit Saul es betrachten konnte:
«Zum Teil ist's chinesisch», sinnierte Saul. «Das GrüQdmüster - zwei ineinanderlaufende Schleifen, jede wie ein Komma, eins nach oben, eins nach unten. Das bedeutet, Gegensätze heben sich auf.»
«Und was soll das bedeuten?» fragte Muldoon sarkastisch, «Gegensätze bleiben Gegensätze und sind nicht gleich. Man müsste schon Chinese sein, um das zu begreifen.»
Saul ignorierte diese Bemerkung. «Aber das Pentagon als chinesisches Zeichen? Kenne ich nicht. Auch nicht den Apfel mit dem K in der Mitte...» Aber plötzlich begann er zu grinsen. «Wart' mal, ich wette, ich weiss was es bedeutet. Es entstammt der griechischen Mythologie. Es gab da mal ein grosses Bankett im Olymp, und Eris war nicht eingeladen worden, weil sie die Göttin der Zwietracht war und immer und überall mit Streit aufwartete. Und, um ihnen eins auszuwischen, schaffte sie erst recht Streit: sie schuf einen wunderschönen Apfel aus Gold und schrieb Kallisti drauf. Auf Griechisch heisst das . Dann liess sie ihn in den Bankettsaal rollen und alle Göttinnen beanspruchten ihn für sich, indem jede sagte, dass sie sei. Schliesslich griff der gute alte Zeus selbst ein, um das Gekreische zu beenden, und liess Paris entscheiden, welche Göttin die schönste sei und den Apfel erhalten sollte. Er wählte Aphrodite und als Belohnung verschaffte sie ihm die Ge -legenheit, Helena zu kidnappen, was dann zum Trojanischen Krieg führte.»
«Äusserst interessant», sagte Muldoon. «Und du glaubst, das bringt uns dahin zu erfahren, was Joseph Malik über die Morde an den Kennedys und die Illuminaten wusste und warum sein Büro in die Luft ging? Oder sogar wohin er verschwand?»
«Nein. Das vielleicht nicht», erwiderte Saul, «aber es ist immerhin schon mal etwas, wenn ich in diesem Fall 'ner Sache begegne, die ich mir erklären kann. Ich wünschte nur, ich fände einen Hinweis darauf, was das Pentagon in diesem Zusammenhang zu bedeuten hat...»
«Lass' uns mal durch die restlichen Mitteilungen dieser Pat gehen», schlug Muldoon vor. Das nächste Memo liess ihnen allerdings das Blut in den Adern gerinnen:
ILLUMNATEN-PROJEKT: MEMO #9 28.7.
J.M.:
Die folgende schematische Darstellung erschien im East Village Other, am 11. Juni 1969, unter der Überschrift «Augenblicklicher Aufbau der Verschwörung der Bayrischen Illuminaten und das Gesetz der Fünf.»
Diese Darstellung befindet sich in der oberen Hälfte der Seite. Die untere Hälfte ist unbedruckt - als hätten die Herausgeber ursprünglich beabsichtigt, einen erklärenden Text hinzuzufügen, sich dann jedoch entschieden (vielleicht wurden sie auch überzeugt), alles über das Diagramm selbst hinausgehende wegzulassen.
Pat
«Das sieht ganz so aus, als war's noch so'n Hippie - oder Yippiestreich», sagte Muldoon nach einer langen Pause. Aber s o sicher schien er sich auch nicht zu sein.
«Ein Teil davon schon», sagte Saul gedankenverloren und behielt gewisse Ge -danken erst einmal für sich. «Typische Hippie-Psychologie: 'ne Mischung aus Wahrheit und Phantasie, um die Sicherungen des Establishments durchbrennen zu lassen.
«Die Eiders ofZ/orc-Sektion stellt eine Parodie auf die Nazi-Ideologie dar. Gäbe es wirklich eine jüdische Verschwörung, die Welt zu regieren, hätte mein Rabbi es mich inzwischen bestimmt wissen lassen.»
«Mein Bruder ist Jesuit», fügte Muldoon hinzu und zeigte auf den Kasten Society of Jesus, «und er hat mich nie zu einer weltweiten Verschwörung eingeladen.»
«Aber dies hier scheint mir fast glaubwürdig», sagte Saul, indem er auf Sphere of Aftermath zeigte. «Der Aga Khan ist das Oberhaupt der Ismailitischen Sekte des Islam, und diese Sekte wurde von Hassan i Sabbah, , gegründet, der im elften Jahrhundert die Hashishim anführte. Man nimmt an, dass Adam Weishaupt die bayrischen Illuminaten gründete, nachdem er Sabbah studiert hatte. So heisst es wenigstens im dritten Memo, also passt dieser Teil schon mal zusammen -und von Hassan i Sabbah sagt man, dass er als erster Haschisch und Marihuana im Westen einführte. Und das passt zusammen mit Weishaupts Hanfanbau und Washingtons Hanfkultur.»
«Wart mal und sieh, wie die ganze Darstellung sich um das Pentagon bewegt. Alles drumherum
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