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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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aus Kansas City zerfetzten, nur dass sie jenes Mal nicht dazu kamen, ihn ganz aufzufressen.» Er blätterte zurück und las aus Memo #8: «... mit seiner Kehle wie von riesigen Krallen zerfetzt...» Er grinste. «Guter Herrgott, ich bin fast geneigt, es zu glauben.»
    «Es sind Werwölfe», bemerkte Saul und musste ebenfalls grinsen. «Das Pentagon ist das Symbol der Werwölfe. Du solltest dir öfter mal das Nachtprogramm ansehen.»
    «Du meinst das Pentagramm, nicht das Pentagon.» Barney zündete sich eine Zigarette an und fügte hinzu: «Das geht wirklich ganz schön an die Nerven, oder?»
    Saul blickte erschöpft auf und musterte das Apartment, fast so, als würde er sich nach seinem abwesenden Eigentümer umsehen. «Joseph Malik», sagte er laut, «was für 'ne Dose mit Geheimnissen haben Sie da nur aufgemacht? Und wie weit geht das alles zurück?»
    WIR WERDEN NICHT
    WIR WERDEN NICHT VERTRIEBEN WERDEN
    Tatsächlich fing für Joseph Malik alles mehrere Jahre vorher an, in einem Potpourri aus Tränengas, Hymnensingen, Schlagstöcken und Obszönität, einzig und allein hervorgerufen durch die Nominierung Hubert Horatio Humphreys für das Amt des Präsidenten. Es hatte in der Nacht des 25. August 1968 im Lincoln Park begonnen, während Joe darauf wartete, mit Tränengas getauft zu werden. Zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass etwas für immer weggeätzt würde: sein Glaube an die Demokratische Partei.
    Er sass mit den Concerned Clergymen unter dem Kreuz, das sie errichtet hatten. Voller Bitterkeit dachte er, dass sie an seiner Stelle ebensogut einen Grabstein hätten aufstellen können. Mit der Inschrift: Hier ruht der «New Deal.»
    Hier ruht der Glaube, dass alles Böse auf der anderen Seite steht, bei den Reaktionären und den Ku Kluxern. Hier ruhen zwanzig Jahre voller Hoffnung und Träume und Schweiss und Blut des Joseph Wendall Malik. Hier ruht der amerikanische Liberalismus, von den heroischen Chicagoer Friedenstruppen zu Tode geknüppelt.
    «Sie kommen», sagte eine Stimme neben ihm plötzlich. Sofort begannen die Concerned Clergymen ihr «Wir werden nicht vertrieben werden» anzustimmen.
    «Wir werden vertrieben werden ... na gut», hörte ich eine trockene, sardonische W.C. Fields-Stimme ruhig sagen. «Sobald das Tränengas einschlägt, werden wir vertrieben werden.» Joe erkannte den, der da sprach: es war der Romancier William Burroughs mit dem üblichen Pokergesicht, frei von Wut oder Verachtung, frei von Empörung oder Hoffnung oder Glauben oder irgendeiner Emotion, die Joe hätte verstehen können. Aber er sass da und protestierte auf seine Weise gegen HHH, indem er seinen Körper vor der Chicagoer Polizei postierte, aus Gründen; die Joe nicht verstehen konnte.
    Joe fragte sich, wie ein Mann ohne Überzeugung, ohne Glaube, diese Courage aufbringen konnte? Burroughs glaubte an nichts auf dieser Welt und trotzdem sass er da, hartnäckig wie Luther. Joe hatte seinen Glauben ständig in irgend etwas gesetzt - vor langer Zeit in die römisch-katholische Kirche, dann, während der Zeit im College, in den Trotzkismus, dann fast zwei Jahrzehnte lang in den Liberalismus (Arthur
    Schlesinger, Jr.s «Vital Center») und jetzt, nachdem das gestorben war, versuchte er verzweifelt, einen neuen Glauben zu gewinnen, aus dem Kunterbunt von Dope und Astrologie besessener Yippies, schwarzer Maoisten, hartgesottener Pazifisten und dogmatischer SDS-Anhänger, die nach Chicago gekommen waren, um gegen einen manipulierten Kongress zu protestieren und dafür auf unaussprechliche Weise brutal zusammengedroschen wurden.
    Allen Ginsberg... er sitzt inmitten einer Schar von Yippies, dort drüben, rechts... beginnt erneut zu singen, wie er es den ganzen Abend über schon getan hatte: « Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare...» Ginsberg glaubte; er glaubte an alles - an Demokratie, Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus, an Ezra Pounds idealistisches Programm faschistischer Wirtschaftsideen, an Bucky Füllers technologisches Utopia, an D.H. Lawrences Rückkehr zu vorindustrieller Pastorale sowie an Hinduismus, Buddhismus, Judaismus, an Christentum, Voodoo und astrologische Magie; aber vor allem an das naturgemäss Gute im Menschen.
    Das naturgemäss Gute im Menschen... Joe konnte dem nicht mehr so recht glauben, seit Buchenwald 1944 ins Bewusstsein der Menschen in aller Welt gedrungen war. Er war damals siebzehn.
    «KILL! KILL! KILL!» drang ein schauriger Gesang von der Polizei herüber -genau wie in der

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