Illuminatus 2 - Der goldene Apfel
Leichnam, erfüllt das ganze Gebiet. Die Gesichter der drei atlantischen Weisen drücken Ekel, Übelkeit und Schrecken aus. Sie erklimmen den nächstliegenden Turm und sprechen mit dem Wächter. Plötzlich übernimmt Yog Sothoth die Kontrolle über Ton Lit, indem er mit einer öligen, tiefen und widerhallenden Stimme durch ihn spricht und fragt, was sie von ihm wollen. Ton Lit entläßt einen furchtbaren Schrei und hält sich die Ohren zu. Schaum steht ihm vorm Mund, das Fell steht ihm zu Berge, und sein Penis ist erigiert. Seine Augen schimmern delirös und furchtvoll, wie die Augen eines sterbenden Gorillas. Der Wärter benutzt ein elektronisches Instrument, das wie der Zauberstab eines Magiers aussieht, mit einem fünfzackigen Stern am oberen Ende, um Yog Sothoth zu bändigen. Ton Lit bellt wie ein Jagdhund und springt
Ingel Rild an die Kehle. Der elektronische Strahl treibt ihn wieder zurück, und er steht zitternd da, die Zunge hängt ihm lose aus dem Mund, als zuerst das Pentagon und dann die ganze Erde um sie herum in asymptotischen Kurven sanft ausschwingt. Yog Sothoth beginnt einen gräßlichen Gesang: «la-nggh-ha-nggh-ha-nggh-fthagn! la-nngh-ha-nggh-ha-nggh-hgual! Das Blut ist das Leben ... Das Blut ist das Leben ...» Alle Gesichter, Körper und Perspektiven sind jetzt verzerrt und über allem liegt ein grünlicher Schimmer. Plötzlich schlägt der Wächter die nächstliegende Wand des Pentagons mit seinem elektronischen Stab und Ton Lit schreit schrill auf, als menschliche Intelligenz, zusammen mit großer Scham und Abscheu, wieder in seine Augen zurückkehrt. Die drei Weisen fliehen das Pentagon, der Himmel über ihnen nimmt langsam wieder normale Form und normales Aussehen an. Das Gelächter Yog Sothoths folgt ihnen nach. Sie beschließen, daß sie den Lloigor nicht freisetzen können.
In der Zwischenzeit hat Gruad seine engsten Gefolgsleute, bekannt als der Ungebrochene Kreis des Gruad, zu sich gerufen, um ihnen mitzuteilen, daß Kajeci schwanger sei. Dann zeigt er ihnen eine Gruppe seltsamer Wesen, die nur entfernt an Menschen erinnern. Diese haben eine grüne, schuppige Haut, sind in wallende schwarze Tücher gehüllt und tragen mit scharlachroten Federn verzierte schwarze Kappen. Er nennt sie seine Ophidianer. Da die Atlanter eine Art instinktiver Kontrolle über sich selbst besitzen, die sie, außer in Zuständen blinder Wut, daran hindert zu töten, hat Gruad diese synthetischen Humanoiden aus der Schlange entwickelt, aus der Schlange, die er für das intelligenteste aller Reptilien hält. Sie werden keinerlei Hemmungen kennen, Menschen umzubringen, und werden ausschließlich dem Befehl Gruads gehorchen. Einige seiner Anhänger protestieren, und Gruad erklärt, daß dies nicht wirklich Töten bedeutet. Er sagt: « Atlanter, die die Lehren der Wissenschaftspartei nicht akzeptieren wollen, sind schweinische Wesen. Sie sind wie eine Art Roboter, der keine innere spirituelle Substanz besitzt, sich selbst zu kontrollieren. Unsere Körper hingegen werden durch ein Gefühl irregeleitet, als wären sie von unserer eigenen Art und wir können unsere Hände nicht gegen sie erheben. Jetzt hat uns das Licht der Wissenschaft jedoch Hände gegeben, die sich erheben können.» Während dieser Versammlung spricht Gruad seine Männer zum erstenmal als die «Illuminierten» an.
Als die Freiheitspartei sich das nächste Mal versammelt, greifen die Ophidianer an; sie benutzen eiserne Schlagstöcke, um die Versammelten zu Tode zu prügeln, oder zerreißen mit ihren Krallen und Fangzähnen die Kehlen ihrer Opfer. Dann hält die Freiheitspartei eine Trauerfeier für ein Dutzend ihrer Toten ab, im Laufe derer Ingel Rild eine Ansprache hält, in der er die Art und Weise beschreibt, in der Gruads Gefolgsleute und die anderen Atlanter den Charakter aller menschlichen Wesen verändern: «Bisher haben die Atlanter sich an Wissen erfreut, sich aber keine Sorgen darüber gemacht, daß es vieles gibt, das sie noch nicht wissen. Wir sind konservativ und stehen neuen Ideen gleichgültig gegenüber, wir kennen keine inneren Konflikte und wir fühlen uns frei, Dinge zu tun, die uns gescheit erscheinen. Wir denken, daß die Dinge, die wir gefühlsmäßig tun, sich für gewöhnlich zum Besten kehren. Wir erachten Schmerz und Wonne als ein einziges Phänomen, das wir Sensation nennen, und auf unvermeidbaren Schmerz reagieren wir mit Entspannen oder geraten in Ekstase. Wir fürchten uns nicht vor dem Tod. Wir können gegenseitig
Weitere Kostenlose Bücher