Illuminatus 2 - Der goldene Apfel
Waterhouse. Es ist sonst keiner da.» Er weinte nicht mehr. Es war alles vorüber. Er hatte seinen ersten weißen Mann getötet. Die Tür wurde vollends aufgestoßen. «Keiner da ?» sagte der behelmte Polizist. «Wer zum Teufel erschoß Flanagan ?» «Flanagan?» fragte Waterhouse. «Flanagan ist tot. Sie haben ihn erwischt.» «Es ist kein Mensch außer uns da», sagte O'Banion, der die anderen Räume durchsucht hatte. «Was zum Henker ging denn schief? Flanagan hat das doch persönlich organisiert.» Jetzt, wo das Licht brannte, konnte Waterhouse sehen, daß jemand mit Kreide ein Pentagon auf den Fußboden gezeichnet hatte. In der Mitte des Pentagons lag ein grauer Briefumschlag. Otto hob ihn auf. Auf der Rückseite des Umschlags befand sich ein rundes grünes Siegel mit dem Wort ERIS eingeprägt. Otto öffnete ihn und las:
Gute Leistung, Otto. Nun begib dich sofort nach Ingolstadt, Bayern. Die Bastarde versuchen, das Eschaton zu immanentisie-ren.
S-M
Mit der einen faltete er den Zettel und steckte ihn in seine Tasche, mit der anderen Hand schob er seine Pistole zurück ins Holster. Otto Waterhouse ging quer durch das Wohnzimmer und blickte dabei nur kurz auf Milo A. Flanagans Leiche. Der Schuß hatte ihn mitten in die Stirn getroffen, der Einschuß sah wie das dritte Auge aus. Hagbard hatte recht gehabt. Trotz all des vorhergehenden Schreckens, der Angst und der Sorgen, jetzt, wo es einmal geschehen war, fühlte er rein gar nichts. Ich bin dem Gegner begegnet und er gehört mir, dachte er.
Otto schob sich durch die um die Leiche Flanagans gescharten Männer. Jeder von ihnen vermutete bestimmt, er ginge in irgendeine Ecke, um eine Art Bericht zu verfassen. Keiner konnte sich bis jetzt vorstellen, wer Flanagan erschossen hatte. Als O'Banion schließlich drauf kam, wer es gewesen sein mußte, saß Otto bereits in seinem Wagen. Sechs Stunden später, als man an allen Flughäfen und Bahnhöfen bereits Sperren errichtet hatte, war Otto am International Airport von Minneapolis und löste ein Ticket nach Montreal. Sein Flug ging über Chicago, doch blieb er bei der kurzen Zwischenlandung am O'Hare International Airport in der Maschine, während seine Kollegen unterdessen sämtliche Terminals nach ihm absuchten. Zwölf Stunden später befand sich Otto Waterhouse mit einem von Diskordiern aus Montreal ausgestellten Paß bereits auf dem Weg nach Ingolstadt. «Ingolstadt», sagte FUCKUP. Hagbard hatte den Computer so programmiert, daß er in dieser Woche in einem mehr oder weniger leidlichen Englisch zu konversieren vermochte. «Das größte Rock-Festival aller Zeiten, die größte Ansammlung von Mensehen, die jemals zusammengekommen ist, wird in der Nähe von higolstadt am Ufer des Totenkopfsees stattfinden. Zwei Millionen junger Menschen aus aller Welt werden erwartet. Die American Medical Association wird spielen.»
«Wußtest du, oder hast du es vorher schon einmal vermutet, daß die American Medical Association, bestehend aus Wolfgang, Werner, Wilhelm und Winifred Saure, vier der Illuminati Primi sind?» fragte Hagbard.
«Ihre Namen standen auf einer Liste, doch erst an vierzehnter Stelle der Wahrscheinlichkeit», sagte FUCKUP. «Vielleicht sind einige der anderen Gruppen, die ich in Verdacht hatte, Illuminati
Veri.»
«Kannst du schon jetzt etwas über die Art der Krise, die wir diese Woche zu erwarten haben, aussagen ?» Eine Pause folgte. «Für diesen Monat gab es drei Krisen. Plus verschiedener Unterkrisen, dazu bestimmt, die Hauptkrisen zum Gipfel zu treiben. Die erste war Fernando Poo. Beinahe wäre wegen der Fernando Poo-Krise ein Weltkrieg ausgebrochen, doch hatten die Illuminaten einen Gegenschlag parat, und das Problem wurde zufriedenstellend gelöst. Die Köpfe der Regierungen sind Menschen, und diese Finte hat dazu beigetragen, sie nervöser und irrationaler zu machen. Sie sind nicht in Form, auf die nächsten beiden Schläge mit Besonnenheit zu reagieren. Wenn du es nicht ausdrücklich wünschst, daß ich fortfahre, die Charakterstrukturen der derzeitigen Staatsoberhäupter zu diskutieren - die immerhin wichtige Faktoren in den Krisen, die die Menschheit zur Zeit durchmachen muß, darstellen — werde ich zur nächsten Krise übergehen. Und das ist Las Vegas. Ich weiß noch immer nicht, was sich dort genau abspielt, doch kommen die Krankheitsschwingungen noch immer sehr stark durch. Wie ich kürzlich empfangenen Informationen entnehmen kann, gibt es dort ein wissenschaftliches Zentrum für
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