Iloo - Die andere Welt (German Edition)
würde Aufträge von allen anderen Gilden entgegennehmen, maßgeschneiderte Programme für die neuen Computer zu schaffen – gegen Bezahlung selbstverständlich. Die Pflege der Systeme und Hilfestellung wäre unsere Sache. Gleichzeitig würden wir Dienstleistungen von anderen Gilden in Anspruch nehmen. So benötigten wir ein Gildehaus. Ich wäre dabei an dem alten Gildehaus der Schreiber interessiert. Es steht seit Langem leer und gehört niemandem. Wir brauchten Dienste der Elektriker, der Techniker, der Baumeister und so weiter, um unser Domizil fertigzustellen. Dafür würden wir natürlich bezahlen. Wir wären für nahezu jede Gilde, die hier vertreten ist, ein neuer Kunde. Wer daran Interesse hat, den bitte ich, meinen Antrag zu unterstützen. Ich danke Ihnen.«
Rainer verbeugte sich leicht und hoffte, dass er alles richtig gemacht hatte. Feliden waren nicht viel anders als Menschen. Auch sie erhofften sich gute Verdienste und waren bestrebt, Geschäfte zu machen.
»Ich denke, wir haben genug gehört«, sagte Idomak. »Wir werden uns jetzt zur Beratung zurückziehen, Inolak. Da es um dich persönlich geht, darfst du – auch wenn du ein Rat bist – nicht an dieser Sitzung teilnehmen. Wir werden uns in drei Stunden wieder hier treffen und dir das Ergebnis mitteilen. Die Entscheidung wird dann bindend sein. Ein Recht auf Einspruch besteht nicht.«
Damit war Rainer entlassen. Zwar war seine Anspannung noch immer nicht von ihm gewichen, weil er gespannt war, wie man entscheiden würde, doch entschloss er sich, erst einmal die Räume aufzusuchen, die man Innilu und Ibeelu zugewiesen hatte. Er drängte sich durch die Menge in Richtung Ausgang und musste feststellen, dass nicht alle der Anwesenden damit einverstanden waren, was er hier getan hatte. Von einigen Mitgliedern der Wissenschaftler-Gilde wurde er offen als Verräter beschimpft – andere applaudierten ihm sogar. Rainer war froh, als er endlich im Gang vor dem Saal war und die Hektik des Sitzungssaales hinter sich lassen konnte. Eluak und Inetak warteten schon mit Noodok von den Elektrikern auf ihn.
»Ich beglückwünsche Sie zu so viel Mut, Inolak«, sagte Noodok anerkennend. »Und ich hoffe für Sie, dass der Rat Ihrem Antrag zustimmen wird.«
Rainer grinste. »Ich nehme an, völlig uneigennützig, nicht wahr?«
»Völlig!«, sagte Noodok schmunzelnd. »Wünschen Sie, dass ich Sie zu den Gemächern führe, die wir den Frauen zugewiesen haben?«
»Darum wollte ich Sie eben bitten, Noodok. Ich denke, sie sollten nun erfahren, was wir bisher erreicht haben.«
»Darum müssen Sie sich keine Gedanken machen, Inolak«, sagte Noodok. »Sie konnten in den Gemächern der Sitzung über eine Bild- und Tonverbindung folgen. Wir sind stolz darauf, hier bei den Elektrikern über elektrische Bild-Verbindungen zu verfügen, die wir in bestimmten Räumen installiert haben.«
Eluaks Gesicht hellte sich auf. »Sie haben hier tatsächlich schon unsere Bildröhren im praktischen Einsatz? Das muss ich sehen!«
»Das werden Sie in wenigen Minuten«, sagte Noodok, und wies in den Gang hinein. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Sie folgten Noodok über eine Treppe und stiegen einige Stockwerke tiefer. Als sie den Verteilergang dieser Ebene betraten, dachte Rainer, dass sich die einzelnen Türme der Gilden glichen. Kannte man einen, fand man sich auch ohne Weiteres in jedem anderen zurecht. Noodok führte sie zu einer Tür, die mit dem Schriftzug ›Gäste-Gemächer‹ beschriftet war.
»Ich lasse Sie nun allein«, sagte er. »Wenn Sie etwas wünschen, drücken Sie einfach auf den roten Knopf neben der Tür. Eine Dienerin wird sich dann bei Ihnen melden.«
7. Ellen
Ellen Kornmänger hatte in der Zeitung davon gelesen, dass ein Mann namens Rainer Kornmänger im örtlichen St. Marien-Hospital lag und unter Amnesie litt. Ein Sprecher des Krankenhauses rief Bekannte des Patienten auf, sich zu melden.
Der Name Rainer Kornmänger war nicht allzu häufig, sodass die Vermutung nahe lag, dass es sich bei dem Patienten um ihren Ehemann handelte, den sie kurz zuvor verlassen hatte. Ellen teilte ihrem Freund Thorsten, bei dem sie seither wohnte, ihre Vermutung mit. Er reagierte sehr verärgert, als sie andeutete, sicherheitshalber beim Krankenhaus anrufen zu wollen.
»Und wenn es sich da auch um deinen Ehemann handelt, was kümmert er dich noch?«, fragte Thorsten. »Du hast dich doch endgültig von diesem Kerl getrennt. Schließ dieses Kapitel endlich ab. Du gehörst
Weitere Kostenlose Bücher