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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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berufliche Sache handelt. Er hat die Recherche selbst in Auftrag gegeben und persönlich an sich adressieren lassen. «
    » Das kann mehrere Gründe haben «, überlegte sie laut. » Dass die beiden nichts davon erfahren sollten, muss nicht zwingend bedeuten, dass es dabei um eine Privatsache geht. «
    » Genau das meinte Joost auch. «
    » Er kann mit dem Namen auch nichts anfangen? «
    Enttäuscht schüttelte ich den Kopf.
    » Und du? «
    Wieder schüttelte ich den Kopf.
    » Dann war es auch nichts Privates «, sagte sie voller Überze u gung. » Ansonsten hätte er doch bei einem von uns mal ein Wort darüber verloren. «
    » Aber was hat es dann zu bedeuten, dass er sich diese Ze i tungsausschnitte hat kommen lassen? Ich zermartere mir die ganze Zeit den Kopf darüber und komme zu keinem Ergebnis. «
    » Vielleicht hat ihn jemand um Hilfe gebeten, jemand, der mit dem Tod des jungen Mädchens zu tun hatte und der ihn um äußerste Diskretion gebeten hat. Du weißt, wie ernst Gregor seine anwaltliche Schweigepflicht genommen hat. «
    » Du meinst, dann hat es vielleicht gar nichts mit seinem Tod zu tun? «
    » Nein, ich meine genau das Gegenteil. Vielleicht hat sich ihm jemand anvertraut und es später bereut. «
     
    C laudias Worte hatten mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Noch Stunden nachdem Jana und ich längst wieder zu Hause waren, dachte ich darüber nach. Ich lag im Bett und starrte an die Decke. Als ich gegen Morgen immer noch nicht schlafen konnte, nahm ich Baldrian, der zumindest für zwei Stunden seine Wirkung tat.
    Gegen halb acht drang Janas forderndes Rufen an mein Ohr. » Ma … ma! Ma! «
    Mit verquollenen Augen und Kopfschmerzen holte ich sie aus dem Bett, setzte sie auf die Küchenplatte und erwärmte ihr eine Milch. » Deiner Mama geht ’ s nicht gut heute Morgen. «
    Sie sah mich mit großen Augen an und steckte ihren Daumen in den Mund.
    Als die Milch warm war, füllte ich sie ab und reichte Jana die Flasche. » Komm, meine Süße, wir kuscheln uns noch ein bisschen ins Bett. « Ich nahm sie auf den Arm und trug sie hinüber ins Schlafzimmer.
    Während sie zufrieden an ihrer Flasche saugte, dämmerte ich vor mich hin. Mein Kopf fühlte sich leer an, und ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn als es an der Tür klingelte, schreckte ich hoch. Ich zog einen Bademantel über und ging zur Tür. Durch den Spion sah ich nur eine Brötchentüte und nahm an, meine Nachbarin halte sie hoch.
    Aber es war Joost. » Guten Morgen, Helen. Und guten Morgen, Jana. « Mit einem Lächeln beugte er sich zu meiner Tochter hinunter, die hinter mir aufgetaucht war.
    » Was machst du hier um diese Zeit? «, fragte ich überrascht. » Müsstest du nicht bereits seit einer Stunde in deinem Institut sein? «
    » Ich habe mir heute Vormittag freigenommen. «
    » Bist du krank? « Ich forschte in seinem Gesicht nach mögl i chen Anzeichen, fand jedoch nur die üblichen Ringe unter seinen Augen, die ich permanenter Überarbeitung zuschrieb.
    » Muss ich denn gleich krank sein, wenn ich mir mal freine h me? « Er schob sich an mir vorbei und ging mit den Brötchen in die Küche.
    Ich folgte ihm. » Du nimmst dir nie frei, also was ist los? «
    » Für Gregors Beerdigung habe ich mir auch freigenommen! «, entgegnete er mit einem leisen Vorwurf in der Stimme.
    » Du willst damit aber jetzt nicht andeuten, dass jemand g e storben ist, oder? « Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und trat einen Schritt zurück.
    » Um Gottes willen, nein! Es ist niemand gestorben. Ich wollte nur einmal ganz in Ruhe nach euch sehen, nicht so zwischen Tür und Angel. Ich dachte, wir frühstücken zusammen und machen dann vielleicht einen kleinen Ausflug. « Er drehte die Hand fl ä chen nach oben, als würde er sich ergeben. » Du musst mal auf andere Gedanken kommen. «
    » Wie soll ich das, solange Gregors Tod nicht aufgeklärt ist? «
    » Vielleicht wird man ihn nie aufklären können, Helen. Dieser Möglichkeit musst du dich endlich stellen. «
    Während mir von einer Sekunde auf die andere Tränen über die Wangen liefen, brachte Jana ihren Stoffhund zu Joost und hielt ihn ihm entgegen.
    » Wauwau «, sagte sie.
    Joost riss sich nur mit Mühe von meinem Anblick los, nahm Jana samt Hund auf den Arm und strich ihr über den Rücken.
    » Ich werde nicht zur Ruhe kommen, wenn … «
    » Helen, wie viel hast du abgenommen seit Gregors Tod? «
    Unwillig schüttelte ich den Kopf. »

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