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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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wollte keine gefühlsmäßigen Almosen von ihm. Und trotzdem gab sie sich allem Anschein nach damit zufrieden.
    » In dieser Hinsicht waren Gregor und ich immer unterschie d licher Meinung «, fuhr er fort. » Er wäre nie einen Kompromiss eingegangen. Wenn er dich nicht bekommen hätte, dann wäre er lieber allein geblieben. «
    Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und überließ mich der Erinnerung an meinen Mann. » Ich möchte, dass es sich wie die beste aller Lösungen anfühlt «, wiederholte ich Gregors Worte mit einem Lächeln. » Für mich hat es sich auch so angefühlt, Joost –wie die beste aller Lösungen! «
    14
    Am Tag darauf lag der Umschlag in meinem Briefkasten. Noch immer kamen viele Trauerbriefe, deshalb wäre er fast dazwischen untergegangen. Er fiel mir nur deshalb auf, weil er mit Schreibmaschine geschrieben war. Ich öffnete ihn und zog ein gefaltetes DIN-A4-Blatt heraus. Kaum hatte ich den Inhalt gelesen, machte ich mich auf die Suche nach Nelli.
    » Ihr solltet den Brief nicht mir, sondern der Polizei schicken «, sagte ich vorwurfsvoll.
    » Haben Sie mal dieses Polizeipräsidium gesehen? Das hat allein zehn Flügel. «
    » Ja, ich war dort. «
    » Bis er da an die richtige Stelle kommt, vergehen Tage. Sie brauchen den Kommissar nur anzurufen und ihm zu sagen, dass Sie einen anonymen Brief bekommen haben. Und schwups … « Nelli hatte vor Aufregung rote Wangen.
    » Die werden sich als Erstes fragen, warum der Brief an mich geschickt wurde. Das macht alles nur noch komplizierter, Nelli. « Ich hielt ihn ihr hin. » Bitte … schickt ihn noch mal ab und dieses Mal direkt an die Polizei. «
    » Ist Ihnen klar, wie viel kostbare Zeit Sie dadurch verlieren? Ich an Ihrer Stelle würde den Brief nehmen und damit zur Polizei fahren. Selbst wenn die sich fragen, warum der Brief an Sie geschickt wurde … was soll ’ s.
    Hauptsache, die machen sich auf die Suche nach dieser Frau. «
    Sekundenlang dachte ich darüber nach, ob es sinnvoll war, wenn ich den Brief selbst noch einmal abschrieb und abschickte. Aber Nelli hatte Recht: Die Zeit lief mir davon. » Also gut. « Ich schob das Blatt zurück in den Umschlag und sah auf die Uhr. » Kann ich Jana so lange bei dir lassen? Sie schläft bestimmt noch eine Stunde. «
    » Klar. «
    Ich hatte gerade meinen Mantel angezogen und den Brief in die Tasche gesteckt, als es klingelte. Vor der Tür stand Felicitas Kluge.
    » Das trifft sich gut «, sagte ich, » gerade wollte ich zu Ihnen. « Ich bat sie herein, holte den Umschlag aus der Manteltasche und ging mit ihr ins Wohnzimmer. Dort hielt ich ihr den Brief hin. » Der kam heute mit der Post. Sie können sich ihn schon einmal ansehen. Ich bin gleich wieder da. «
    Nachdem ich die Wohnzimmertür hinter mir geschlossen hatte, ging ich zu Nelli ins Bad. » Die Kripobeamtin ist eben gekommen, Nelli «, sagte ich im Flüsterton. » Falls sie dich zu dem Brief befragt: Nutze dein gesamtes schauspielerisches Talent und lass dir nichts anmerken! «
    » Seit wann habe ich schauspielerisches Talent? «
    » Sängerinnen haben das in aller Regel. «
    » Ich bin Putzfrau! «
    » Nicht mehr lange, wenn es nach mir ginge! «
    Der Blick, den sie auf mich abschoss, hätte es mit einer Gran a te aufnehmen können. » Zum Glück geht es aber nicht nach Ihnen. «
    » Wenn du eine Tochter hättest, dann … «
    » Zum Glück bin ich auch nicht Ihre Tochter! Und an Ihrer Stelle würde ich jetzt mal lieber zurückgehen, sonst kommt die Frau Kommissarin noch auf dumme Gedanken. «
    » Und welche könnten das sein? «, fragte Felicitas Kluge von der Tür aus. Sie blickte uns wachsam an.
    Nelli und mir stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Sie berappelte sich als Erste. » Na, zum Beispiel, dass Frau Gaspary ein Gespräch mit ihrer Putzfrau einem mit der ermittelnden Beamtin vorzieht. «
    » Und diesen Gedanken finden Sie dumm? Ich finde ihn nahe liegend. «
    Nelli sah sie mit einem Hauch von Hochachtung an.
    » Trotzdem muss ich Ihnen Frau Gaspary jetzt entführen «, fuhr sie fort. » Ich habe noch ein paar Fragen. « Mit einem unmissve r ständlichen Blick gab sie mir zu verstehen, dass ich ihr folgen sollte.
    Ich ließ sie ein paar Schritte vorausgehen und wandte mich zu Nelli um. » Auch ein Talent, das du verschwendest! «
    » War das eben etwa verschwendet? «, kam umgehend die Gegenfrage.
    Ohne einen weiteren Kommentar ließ ich sie stehen und folgte Felicitas Kluge ins Wohnzimmer.
    » Haben Sie eine Ahnung,

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