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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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kanntest sie? «
    » Nein, aber am Wochenende gehe ich manchmal im Jenisch-Park joggen. An der Stelle, wo sie damals gefunden wurde, steht ein Holzkreuz. Außerdem hat ihre Familie dort eine kleine Gedenktafel aufgestellt mit Fotos von ihr. «
     
    F elicitas Kluge sah mich abwartend an. Wir saßen uns in ihrem Büro gegenüber, und ich hatte ihr gerade die Kopien der Zeitungsausschnitte vorgelegt und von de m H olzkreuz und der Gedenktafel im Jenisch-Park erzählt. Marthas Informationen hatte ich schweren Herzens verschwiegen.
    » Das Mädchen hieß Tonja Westenhagen «, sagte ich.
    » Ich bin vorhin in den Jenisch-Park gefahren und habe mir die Fotos von ihr angesehen, die dort an der Gedenktafel hängen. Ich bin mir ganz sicher, dass ich dieses Mädchen vorher noch nie gesehen habe, und ich weiß beim besten Willen nicht, wieso Gregor an ihr interessiert war. «
    » Moment mal. « Sie wandte sich ihrem PC zu und gab ein paar Daten ein. Dann wartete sie. Während sie las, bewegte sich ihr Kopf in winzigen Bewegungen hin und her. » Der Tod von Tonja Westenhagen ist bislang ungeklärt. Sie wurde zum letzten Mal beim Trampen beobachtet, am nächsten Tag fand man ihre Leiche. Genickbruch. Fundort nicht identisch mit dem Ort, an dem sie starb. « Sie stützte den Kopf in die Hände und sah aus dem Fenster. » Hat Ihr Mann hin und wieder Strafrechtssachen übernommen? «
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein, nie. «
    » Wissen Sie zufällig noch, wo Ihr Mann in jener zweiten Septemberwoche war? « Sie hatte es sehr behutsam gefragt. Sie wusste, ich würde die Bedeutung dieser Frage verstehen.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu sammeln und nicht in Tränen auszubrechen. » Sie glauben, er könne etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun haben. Aber wenn das so wäre, warum sollte er sich dann erst jetzt, drei Jahre später, Inform a tionen dazu zusammensuchen? Das ergibt keinen Sinn. «
    » Da gebe ich Ihnen Recht, Frau Gaspary, aber ic h m uss die Möglichkeit einer Verwicklung Ihres Mannes trotzdem au s schließen. «
    Ich atmete tief durch. » Wir waren zu diesem Zeitpunkt im Urlaub … zwei Wochen Toskana. «
    » Und da sind Sie sich ganz sicher? Immerhin ist es einige Zeit her. «
    » Ich habe in einem alten Kalender nachgesehen. «
     
    C laudia bewohnte ein großes Loft in einem alten, restaurierten Fabrikgebäude. Nachdem ihr Mann gestorben war, hatte sie eine räumliche Veränderung gesucht und sie hier gefunden.
    An diesem Abend hatte sie vorgehabt, für uns zu kochen. Jana war bereits auf der Fahrt im Auto eingeschlafen. Nachdem ich sie in Claudias Bett am anderen Ende des Raumes gelegt hatte, setzte ich mich auf einen der Hocker am Küchentresen und sah Claudia beim Kochen zu. Sie dekorierte die beim Japaner erstandenen Sushis auf zwei Teller.
    » Entschuldige, Helen, aber ich hatte die Wahl zwischen K o chen und einen Kunden besänftigen. «
    » Da hast du gekocht «, sagte ich mit einem Lächeln.
    » Gelungen … oder? «
    Sie nahm die beiden Teller, bedeutete mir, ein Tablett mit Teekanne und -schalen mitzubringen, und ging zu zwei Sesseln. Sie schob neben jeden Sessel einen Beistelltisch und stellte die Teller darauf. » Magst du Musik? «, fragte sie.
    » Meine Nerven sind derzeit nicht die besten, und da sind selbst schöne Geräusche zu viel. «
    » Verstehe. « Sie goss grünen Tee in die Schalen und setzte sich.
    Ich war so angespannt, dass es Minuten dauerte, bis ich mich im Sessel zurücklehnen und die Füße hochlegen konnte. » Du bist siebenundvierzig, ich sechsunddreißig und beide sind wir Witwen. Das ist so schrecklich früh «, sprach ich aus, was mir durch den Kopf ging.
    Claudia sah von ihrer Teeschale auf, die sie zwischen den Händen hielt. » Ich habe einen dreißig Jahre älteren Mann geheiratet, ich musste damit rechnen, dass uns nicht allzu viel gemeinsame Zeit beschieden sein würde. «
    » Gregor und ich wollten gemeinsam steinalt werden. «
    Ich umfasste meinen Anker und versuchte, den Moment zurückzurufen, als er ihn mir geschenkt hatte. » Irgendjemand hat verhindert, dass dieser Wunsch eine Chance hatte, Wirklic h keit zu werden. Und ich möchte wissen, wer das war. «
    » Bist du bei der Suche nach der Wahrheit möglicherweise Franka etwas zu nahe getreten? «, fragte sie vorsichtig.
    Ich sah sie überrascht an. » Ich habe mich gestern mit ihr getroffen … «
    » Ja … ich weiß. Das sagte sie, bevor sie in die Mittagspause ging. Nur ist sie danach nicht wieder in die

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