Im Angesicht der Schuld
für Joost, ihren Mann. Und Franka Thelen, deren Annäherung Gregor tatsäc h lich zurückgewiesen hat, würde, wie sie sagte, ihrem Gewissen nicht noch einen Toten aufbürden. Seltsamerweise glaube ich ihr das, obwohl sie mich auch belogen hat, was ihr letztes Treffen mit Gregor betrifft. «
» Glauben Sie Ihrer Freundin? «
Ich schlug die Augen nieder und schwieg.
Z weimal hatte ich vergeblich versucht, Joost in seinem Institut zu erreichen. Als es um kurz vor fünf klingelte, stürmte ich in der Hoffnung zur Tür, er könne davor stehen. Aber es waren die beiden Kripobeamten.
» Können wir uns kurz unterhalten, Frau Gaspary? «
Was wie eine Frage anmutete, kam aus dem Mund von Kai-Uwe Andres eher einer Aufforderung gleich.
» Kommen Sie herein. « Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns.
Während Jana Felicitas Kluge ihre Stofftiere präsentierte, zückte ihr Kollege sein Notizbuch. » Wissen Sie, warum wir hier sind? «
» Professor Kogler hat mir gesagt, dass seine Frau gestern zu einer Vernehmung bei Ihnen war. Geht es darum? « Ich konnte meine Anspannung nur schwer verbergen und rieb meine Handflächen gegeneinander.
Mit einem knappen Nicken bestätigte er meine Vermutung. Vielleicht würde ich jetzt endlich mehr erfahren. Er warf einen Blick auf seine Notizen. » In einem unserer ersten Gespräche erzählten Sie von einer Auseinandersetzung zwischen Professor Kogler und Ihrem Mann. Sie sagten, es sei um eine von Joosts Affären gegangen. Ihr Mann habe seinen Freund aufgefordert, die Sache in Ordnung zu bringen. «
» Ja … und? «
» Hat Ihr Mann Ihnen Näheres zu dieser Affäre gesagt? «
» Nein. «
» Hat er Ihnen möglicherweise etwas über diese Frau erzählt? «
» Nein. Ich hatte nur das Gefühl, dass er sich wegen dieser Sache Sorgen machte. Vielleicht hat er angenommen, dass Annette ihrem Mann irgendwann den Rücken kehren könnte. Ich weiß es nicht. Wir haben nicht darüber gesprochen. «
» Ist das nicht ungewöhnlich, Frau Gaspary? «, hakte Felicitas Kluge ein. » Es ging um das Ehepaar Kogler, Ihre besten Freunde, deren Ehe möglicherweise durch eine außereheliche Affäre gefährdet wurde. «
» Ich kann verstehen, wenn Ihnen das ungewöhnlich erscheint. Aber es war nicht Joosts erste Affäre. Mein Mann und ich haben uns in den vergangenen Jahren oft die Köpfe darüber heiß geredet und nach Lösungen gesucht. Bis wir schließlich eins e hen mussten, dass nur die beiden ihr Problem lösen können. Von dem Moment an haben wir beschlossen, dieses Thema ruhen zu lassen. «
Kai-Uwe Andres klopfte nervös mit seinem Stift auf das aufgeschlagene Notizbuch. » Hätte Ihr Mann Ihnen gegenüber dieses Thema auch ruhen lassen, wenn etwas Ungewöhnliches geschehen wäre? Ich meine, wenn sich etwas ergeben hätte, das über das Übliche hinausgegangen wäre? «
Irritiert legte ich den Kopf schief. » Was sollte das gewesen sein? «
» Hätte er oder hätte er nicht? «
» Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Oder anders ausgedrückt: Es wäre darauf angekommen, ob dieses Ungewöhnliche in seinen Augen eine Belastung für mich dargestellt hätte. «
» Angenommen, eines dieser Verhältnisse von Joost Kogler hätte Ihren Mann in seiner Kanzlei aufgesucht. Hätte Sie das beunruhigt? «
» Nein, ganz sicher nicht. «
» Und aus der Sicht Ihres Mannes? «
» Wohl auch nicht «, antwortete ich zögernd.
» Also glauben Sie, dass Ihr Mann Ihnen von solch einem Besuch erzählt hätte? «
» Im Prinzip schon. Außer dieser Besuch hätte ihn so sehr genervt, dass er ihn erst einmal aus seinen Gedanken verbannen wollte. « Ich wurde zunehmend unruhiger. Was hatten diese Fragen mit Annettes Vernehmung zu tun? » Können Sie mich jetzt bitte mal aufklären, warum Sie mir all diese Fragen stellen? «
Die Blicke der beiden führten einen knappen Dialog. Es schien, als hätten sie geknobelt, wer der Überbringer der schlechten Nachrichten sein sollte. Die Kripobeamtin hatte verloren. » Wie Ihnen ganz richtig zugetragen wurde «, begann sie, » haben wir Ihre Freundin, Frau Doktor Kogler, gestern vernommen. «
» Hatte es etwas mit dem anonymen Brief zu tun? «, fragte ich.
Sie nickte. » Wir sind der Sache mit der Elfentasche nachg e gangen und … «
» Sie besitzt tatsächlich eine? « Ich beugte mich gespannt vor.
» Wir haben uns eine Liste der Kreditkartenbelege geben lassen und sind dabei sehr schnell auf Frau Doktor Kogler gestoßen. Sie hat ihre Tasche vor zwei Monaten
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