Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
schienen. Welche Rolle spielte Barbara Overbeck? Hatte Annette tatsächlich Gespenster gesehen und sich geirrt? Dann hatte diese Frau die Wahrheit gesagt. Und wenn nicht?
    Kai-Uwe Andres und Felicitas Kluge waren schon im Gehen begriffen, als ich sie zurückhielt. » Bitte … ich habe noch eine letzte Frage. «
    Zwei Augenpaare ruhten abwartend auf mir.
    » Gibt es eine Verbindung zwischen Barbara Overbeck und Joost Kogler? «
    » Wenn es stimmt, was Frau Overbeck sagt, dann haben die beiden kein Verhältnis «, antwortete die Beamtin.
    » Am besten fragen Sie Ihren Freund. Wir werden das auch tun. «
    Als sie nicht weiter sprach, sah ich sie erstaunt an.
    » Kein: Aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen? Wollen Sie mich nicht noch darauf hinweisen, dass es womö g lich eine Spur ist, die ins Leere läuft? Dass all das nichts zu bedeuten hat …? «
    Ihr Nicken kam mit Bedacht. » Vielleicht stellt sich am Ende heraus, dass all das nichts zu bedeuten hat. Trotzdem werden wir der Sache nachgehen. «
    » Danke! « Erschöpft lehnte ich mich gegen den Türrahmen.
    Sie waren längst gegangen, als ich mich nach und nach bera p pelte und versuchte, die bleierne Schwere abzustreifen, die sich meiner Glieder bemächtigt hatte. Ich ging zum Telefon und wählte die Nummer der Koglers. Es war Viertel nach sieben. Mit etwas Glück würde ich bereits einen von beiden zu Hause antreffen. Nach dem vierten Klingeln sprang jedoch das Band an. Also versuchte ich es auf ihren Handys, erreichte aber nur die Mailboxen.
    Es gab so viele Fragen, die mir auf der Seele brannten. Gleic h zeitig spürte ich Annette gegenüber eine unbändige Wut, die ich ihr am liebsten sofort ins Gesicht geschrien hätte. Es kostete mich große Anstrengung, mich für den Moment zusammenz u reißen. Wie wenig mir das gelang, bekam ich von meiner Tochter zu spüren, die beim Abendessen aus dem Ruder zu laufen schien. Anstatt ihr Käsebrot zu essen, warf sie die einzelnen Stücke auf den Boden. Versuchte ich, sie zu füttern, sagte sie nein, verschloss ihren Mund und drehte den Kopf zur Seite. Als selbst gutes Zureden nichts half, erklärte ich das Abendessen für beendet und hob sie aus ihrem Stuhl.
    Nachdem sie eine halbe Stunde später über dem Nuckeln an ihrer Milchflasche eingeschlafen war, brachte ich das Babyphon zu meiner Nachbarin und lief zu dem Haus der Koglers. Als ich Licht in ihrer Wohnung sah, wappnete ich mich innerlich gegen die heftigen Worte, die zweifellos nicht lange auf sich warten lassen würden.
    Joost öffnete mir die Tür und ließ mich wortlos ein. Er sah übermüdet aus.
    » Du hattest versprochen, mich anzurufen, sobald Annette nach Hause kommt oder du etwas von ihr hörst «, sagte ich mit einem unverhohlenem Vorwurf. » Ich habe mehrfach vergeblich versucht, einen von euch beiden zu erreichen. Inzwischen hat die Kripo mich aufgeklärt. «
    Meine Hände waren zu Fäusten geballt. » Was ist dran an dieser Geschichte? «
    » Jetzt setz dich erst einmal! « Er lotste mich zu einem Sofa, auf dem er bis eben gesessen zu haben schien. Ein Glas Rotwein stand auf dem Beistelltisch. Er griff danach und nahm einen Schluck. » Magst du auch ein Glas? «
    Ungeduldig schüttelte ich den Kopf. » Ist Annette da? «
    » Sie ist im Fitnessstudio. «
    » Das ist nicht dein Ernst, oder? «
    » Versteh das bitte nicht falsch, Helen, aber der Tag gestern hat ihr sehr zugesetzt. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie in dieser Weise von der Polizei vernommen wurde. Das steckt sie nicht so einfach weg. «
    Mir verschlug es die Sprache. Ich starrte ihn ungläubig an.
    » Sie hat deine Nachrichten gehört «, sagte er entschuldigend, » aber sie wollte für ein Gespräch mit dir erst in besserer Verfa s sung sein. «
    » Hier geht es nicht um einen Boxkampf, für den sie sich fit machen muss. Hier geht es um eine längst überfällige Unterha l tung mit einer Freundin, der sie ein paar nicht gerade unwesentliche Erklärungen schuldet. «
    » Das ist ihr bewusst. «
    » Weißt du, wie das für mich aussieht? Als würde sie vor mir weglaufen. «
    » Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie dir ihren Besuch bei Gregor verschwiegen hat. «
    » Sie hat gelogen, Joost, sie hat nicht nur verschwie gen. «
    Er nahm meine Hand und strich behutsam über meine Finger. » Versuche, sie zu verstehen, Helen. «
    Mit einem Ruck entzog ich ihm meine Hand. » Mein Mann ist tot! Wenn ich überhaupt etwas verstehen möchte, dann warum er sterben

Weitere Kostenlose Bücher