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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Nelli angerufen hatte, dass es später werden würde und sie noch ein wenig auf Jana aufpassen müsse, ging ich ins Petit Café, um einen Moment Ruh e z u haben. Ich verzog mich an einen Tisch im hinteren Raum und bestellte einen Cappuccino. Während ich einen Löffel von dem Milchschaum probierte, wurde mir bewusst, dass Gregor und ich nie wieder zusammen in einem Café sitzen und Cappuccino trinken würden. Es gab nur noch meine Erinnerungen.
    Als sie übermächtig zu werden drohten, holte ich einen Kuge l schreiber aus meiner Tasche und konzentrierte mich auf die weiße Papierserviette vor mir. Die Spur, die zu Annette geführt hatte, schien tatsächlich ins Leere zu laufen. Mir blieb nur noch, Joost nach dieser Unstimmigkeit zu fragen, die mir in der Nacht aufgefallen war. Ich schrieb: Seit wann hatte Gregor Barbara Overbeck bei ihrer Vaterschaftsklage vertreten? Und noch etwas schrieb ich: Was hatte Gregor mit Tonja Westenhagen zu tun? Auch diese Frage hatte bisher nicht geklärt werden können. Ich faltete die Serviette und steckte sie zusammen mit dem Stift in meine Handtasche.
    Dann machte ich mich auf den Weg zu Joosts Institut. Verg e bens, wie mir der bedauernde Blick der Empfangsdame sagte. Er habe einen Auswärtstermin, schickte sie hinterher, und sie wisse nicht, wie lange der daure. Enttäuscht ließ ich die Schultern sinken. Die Beantwortung meiner Frage musste warten.
    Als ich nach Hause kam, lief Jana mit geröteten Wangen und Mausezahnlachen in meine Arme. Ich schwang sie hoch und drehte mich mit ihr ein paar Mal um die eigene Achse, was ihr ein lautes Juchzen entlockte. Mir wurde so schwindelig dabei, dass ich mich gegen die Wand lehnen musste.
    » Es ist nicht mehr viel los mit deiner Mutter «, sagte ich und setzte sie vorsichtig ab.
    Aber Jana störte das nur wenig. Sie hatte ihren Spaß gehabt und lief laut brabbelnd in die Küche. Ein paar Sekunden später folgte ich ihr.
    » Wie gut, dass Sie kommen «, sagte Nelli vom Kühlschrank aus, dessen Inhalt sich auf der Arbeitsplatte daneben stapelte. » Frau Behrwald-Gaspary wird gleich hier sein. Sie hat anger u fen, sie will mit Ihnen zu Mittag essen. «
    » Ist das eine Verschwörung gegen mich? Wird jetzt bei jeder Mahlzeit eine von euch aufpassen, dass ich etwas esse? «
    » Wenn überhaupt, dann ist es eine Verschwörung für Sie! Aber seien Sie beruhigt, sie bringt nur Salate mit. Das klingt nicht gerade nach den Kalorien, die Sie dringend brauchen. Freitag bringe ich wieder Croissants mit. Sie sollten sich schon mal seelisch darauf einstellen. « Sie begann, den Kühlschrank wieder zu füllen.
    » Ach, bevor ich es vergesse: Freitag werde ich mir Wohn-und Arbeitszimmer mal vornehmen. Da ist lange nicht gründlich sauber gemacht worden. «
    Abwehrend verschränkte ich die Arme vor der Brust und legte die Stirn in Falten.
    » Keine Sorge, Frau Gaspary! Ich werde alles wieder an seinen Platz stellen, ganz besonders die Sachen Ihres Mannes. Sie können sich auf mich verlassen. « Ihr mitfühlender Blick war wie Balsam.
    In diesem Moment ertönte die Klingel.
    » Danke, Nelli «, rief ich über die Schulter und lief zur Tür.
    Claudia – elegant wie stets –hielt mir eine Tüte mit dem Aufdruck eines Feinkostladens entgegen. » Ich habe genau eine Stunde, dann muss ich wieder zurück. «
    Ich wog die Tüte in meiner Hand. Sie enthielt eindeutig mehr als nur zwei Salate. » Und diese Mengen willst du in nur einer Stunde verdrücken? «
    Sie zog ihren Mantel aus und ging geschäftig in die Küche, wo sie Nelli begrüßte. » Drei Frauen und ein Kind schaffen das schon. «
    » Tut mir Leid «, sagte Nelli, » aber ich muss los. Und Jana habe ich vor einer halben Stunde schon gefüttert. Die wird gleich selig schlafen. Wenn Sie möchten, Frau Gaspary, bringe ich sie noch schnell ins Bett. «
    Ich sah sie dankbar an. » Was würde ich ohne dich machen, Nelli? «
    » Über diese Frage sollten Sie nachdenken, wenn Ihre Ausbi l dungsmacke mal wieder die Oberhand gewinnt! «
    » Danke für das Stichwort. Wie steht es mit deiner Ausbi l dung? «
    Anstatt einer Antwort erntete ich ein Kopfschütteln. Dann nahm sie Jana an der Hand und verließ mit ihr die Küche.
    » Irgendwann wirst du Erfolg haben «, sagte Claudia, während sie die Salate auspackte und auf den Küchentisch stellte.
    » Das hoffe ich für Nelli. «
    Sie ließ sich mit einem Seufzer auf einem Stuhl nieder.
    » Und ich hoffe für dich, dass du irgendwann zur Ruhe kommst, Helen. Ich

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