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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Stücke und schob sich eines in den Mund.
    » Mein Mann hat das immer so gemacht, warum, wusste er selbst nicht. Ich habe ihn manchmal damit aufgezogen, habe ihm gesagt, dass dahinter wahrscheinlich de r T eil von ihm stecke, der nicht erwachsen werden wolle. Und kaum war er gestorben, habe ich selbst angefangen, mein Brot in kleine Stücke zu schneiden. Hatte Ihr Mann auch solche kleinen Eigenheiten? «
    Meine eiskalten Hände umschlossen den Kaffeebecher. » Er hat von Bananen immer die Enden abgeschnitten, weil er mal gelesen hatte, dass sich darin Keime verstecken könnten. Und er hat Äpfel nur gegessen, wenn sie in Stücke geschnitten waren. Das sei die sicherste Methode, nicht aus Versehen einen Wurm zu verschlucken. « Die Erinnerung daran wärmte mich von innen.
    » So locker Gregor sonst war, beim Essen war er richtig pen i bel. Deshalb hat er in Restaurants auch nie Salat gegessen. Er war der festen Überzeugung, dort würde er nur ungewaschen auf den Tisch kommen, da gründliches Salatwaschen viel zu zeitaufwändig sei. Können Sie sich vorstellen, wie schlimm es für ihn war, wenn Jana etwas Essbares auf den Boden fiel und sie es in den Mund schob, bevor er es ihr entreißen konnte? Zum Glück war er nicht dabei, als Jana in der Stadt mal aus einem Wassernapf für Hunde getrunken hat. Ich stand direkt neben ihr und schaute in ein Schaufenster. Sie ließ sich auf die Knie nieder und schlabberte selbstvergessen aus dem Napf, aus dem vorher gerade ein Hund getrunken hatte. «
    » Wie haben Sie reagiert? «
    » Erst konnte ich nicht fassen, was sich da vor meinen Augen abspielte, und dann musste ich lachen. Wäre mein Mann dabei gewesen, hätte er vermutlich sofort versucht, ihren Mund mit Desinfektionsmittel auszuspülen. «
    Mariele Nowak hatte ihre Ellenbogen aufgestützt un d d en Kopf in die Hände gelegt. Ihr Blick, der eine große innere Ruhe ausstrahlte, forschte in meinem Gesicht.
    » Sie werden es schaffen, Frau Gaspary, auch wenn es Ihnen im Augenblick so vorkommt, als würden Sie daran zerbrechen. Sie trauern um Ihren Mann, und das kostet Sie eine ungeheure Energie, aber Sie sind nicht krank. «
    » Und wenn ich wieder krank werde? « Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. » Was soll dann aus Jana werden? «
    » Ich glaube nicht, dass Sie noch einmal krank werden. Aber sollte es dennoch so sein, würde ich mich solange um Ihre Tochter kümmern. Darauf können Sie sich felsenfest verlassen. « Sie deutete mit dem Zeigefinger auf meine Kette. » Mit diesem Anker um Ihren Hals und mit Ihrer Familie und mir als Felsen in der Nähe sind Sie in guter Obhut. «
     
    M ariele Nowak war erst gegangen, als sie sicher war, in meinem Inneren einen stabilen Funken an Zuversicht entzündet zu haben. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, wie es wohl ohne all die guten Geister um mich herum um mich bestellt sein würde. Allein die Vorstellung reichte, um diesen Gedanken ganz schnell wieder zu verscheuchen. Ich wollte das Terrain, das ich gerade erst zurückerobert hatte, nicht gleich wieder zerstören.
    Als Jana ihren Mittagsschlaf machte, rief ich Felicitas Kluge im Polizeipräsidium an.
    » Ich hätte mich heute auch noch bei Ihnen gemeldet «, sagte sie. Ihr Ton klang unerwartet verbindlich. » Es gibt … «
    » Neuigkeiten? « Ich hielt die Luft an.
    » Nein, Frau Gaspary, Neuigkeiten in dem Sinne gibt es keine. Ich nehme mal an, Sie haben auch schon mit Professor Kogler über die Unterstellungen seiner Frau gesprochen. «
    »Ja.«
    » Dann wissen Sie sicher, dass sich seine Angaben mit denen von Frau Overbeck decken. Wie es scheint, haben die beiden kein Verhältnis miteinander gehabt. «
    » Kein privates, ein berufliches jedoch schon. «
    » Davon hat uns Professor Kogler in Kenntnis gesetzt. «
    Sie sagte es mit einem seltsamen Unterton.
    Ich schwieg einen Moment und ließ die Bedeutung ihrer Worte auf mich wirken. » Heißt das, Frau Overbeck hat Ihnen nichts davon gesagt? «
    » Sie hat diese berufliche Verbindung mit keinem Wort e r wähnt. «
    » Finden Sie das nicht merkwürdig? «
    » Ein wenig schon «, antwortete sie zögernd.
    Ich dachte über die Fehlinformation nach, die Joost mir geg e ben hatte. Wollte er damit von einer privaten Verbindung ablenken? » Und wenn die beiden nun doch ein Verhältnis haben oder hatten? «
    » Dann ist das letztlich für unsere Ermittlungen irrelevant. «
    » Wenn es tatsächlich ohne Bedeutung ist, warum haben Sie Professor Kogler dann überhaupt dazu

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