Im Anhang mein Herz
ich möchte dir gern meine Wohnungsschlüssel bringen für den Fall, dass mir etwas passiert. Bitte sag nicht Nein, du kannst sie ja wo gut verstecken.
Danke. Ich weiß, das Thema magst du nicht. Un d das Urlaubsthema wartet noch.
Ja, es ist sehr vernünftig, dass du das Rad bei der Kälte zu Hause lässt.
Dort sollte auch ich bleiben.
A.
Dienstag, 22. März, 14.20
Betreff: Schlüssel
Ja, mir ist es recht, wenn du sie hast. Einen Postkastenschlüssel hänge ich auch dran. Du wirst meine Schlüssel ja höchstwahrscheinlich eh nie brauchen.
A.
Dienstag, 22. März, 15.04
Betreff: Danke!
Ich bin sehr froh, dass du auf meine Schlüssel aufpassen wirst.
Artur
Mittwoch, 23. März, 9.36
Betreff: Guten Morgen ebenfalls!
Ja, es stimmt, ich war gestern Abend sehr müde. Und auch noch sehr lange im Büro.
Wir sehen uns heute um 17.40, ich freue mich schon sehr auf dich!
A.
Donnerstag, 24. März, 12.28
Betreff: Das von dir Angesprochene
Liebe Marlene,
nein, d u solltest nicht wissen, wie es wirklich bei mir aussieht. Dass sich nichts geändert hat, sondern nur im geschlossenen Raum abspielt.
Du kannst schon stolz auf mich sein, aber nicht etwa darauf, dass ich so einsichtig geworden bin, sondern dass ich jetzt wieder perfekt meinen Mund halte.
Wenn mich einmal einer fragen sollte, was deine hervorstechendste Eigenschaft sei, würde ich antworten : deine übergroße Naivität.
Aber wir sollten lieber wie der zur Tagesordnung übergehen.
Mahlzeit.
A.
PS N eben der Arbeit programmiere ich jetzt ein bisschen, nur so zum Spaß.
Donnerstag, 24. März, 13.58
Betreff: Eigenschaft
Nein, ich bewundere und liebe diese Eigenschaft. Und ich beneide dich darum. Wie gut, dass es nie dazu gekommen ist, dass ich deinen naiven Glauben zerstören konnte!
Aber w ie schade, dass ich meine Naivität nie mehr wiederbekomme.
Oder doch nicht schade?
Pass jedenfalls gut auf deine auf.
D as Gute ist, dass ich dich kenne und mich an deinen Tugenden mitfreuen kann.
An idealen Tagen jedenfalls . So hat mein Leben wenigstens etwas Gehalt und Sinn bekommen.
A.
PS Eines Tages werden wir nebeneinander Rad fahren können. Und wenn es nur kurz ist.
Donnerstag, 25. März, 11.53
Betreff: Heute
Heute ist schon wieder so ein Tag, an dem ich denke Mach endlich Schluss mit diesem ganzen Scheiß hier.
Warum s itze ich hier und verdiene Geld. Damit ich es dann ausgeben kann? So irgendwann irgendwie vor mich hin ausgebe, ohne dass ein Grund für diesen Austauschprozess besteht?
Was kommt denn dabei heraus?
Nichts!
Sinnlos!
Ich treffe A, er erzählt mir von B. Was gehen mich die beiden an?
Welche Farbe von Osterei für D kaufen, fragt mich C.
Wie bitte?
Eigentlich müsste ich mich um den Sud der Gesellschaft kümmern, so schreibt es mir meine innere Stimme vor.
Das sei wichtiger als alles andere, flüstert sie.
Ich will aber nicht! Weil es mich ankotzt!
Wenn man auf der Butterseite lebt, leidet man eben unter schlechtem Gewissen.
Ich komme nicht zurecht.
Man müsste zum Zurechtkommen, blind, taub und verrückt sein und sich in einer eigenen Familie in Sicherheit bringen. Einsperren und nie zum Nachdenken kommen. Denn wenn man nachdenkt, so wird herauskommen, dass es höchste Zeit ist, abzuhauen, damit Ruhe ist.
Aber alles , was ich denke, ist sowieso trivial und wertlos.
Wie gut, dass es dich nichts angeht.
Artur
Freitag, 25. März, 9.23
Betreff: Marlene
Morgen, wie geht es?
Freitag, 25. März, 9.31
Betreff: Fein, das freut mich
Bei mir wieder kein guter Tag. Und dann wartete noch die Erna bei der Station auf mich. Und Irene müllte meinen Maileingang zu.
Das Wochenende wird wieder eine Mistzeit werden. Ich fürchte mich schon.
A.
Sonntag, 27. März, 10.15, zu Hause
Weit, weit , weit weg. Ich gebe alles auf. Außer dich.
11.32
Die vorige Mail hat dich bestimm t wieder geärgert ich weiß es.
B itte auch diese nicht beantworten. ich wollte mich nur entschuldigen.
Ich habe sie geschrieben , obwohl ich genau weiß, dass du so etwas nicht lesen willst.
Hast du gewusst , dass Mönche so lange sitzen und meditieren können, bis sie absichtlich tot werden? Es ist wahr. Es hat mit Verhungern nichts zu tun, da es in zwei Nächten geschehen könne.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Aber auch egal.
11.44
Nein danke . Damit kannst du mir nicht helfen. Vergiss es.
11.54
Mein erster Gedanke war natürlich sofort: Du hast meine Tochter angerufen anstatt mich .
Sie kann
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