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Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
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mir nicht helfen!
    Du willst mich abschieben!
    Zu ständig sind immer die anderen.
    Aber ich weiß natürlich, das ist Blödsinn , so zu denken.

    12.10
    Ich entschuldige mich natürlich auch für die vorige Mail. Selbst wenn du dir gedacht hättest, dass du meine Tochter bittest, mich zu besuchen, so müsste ich das ja als eine gute Tat von dir werten.
    Was ich aber nicht könnte, da ich es eben nicht kann .
    Und von daher ha be ich ein schlechtes Gewissen.
    Ich habe es nicht böse gemeint.
    Jetzt hat sie noch einmal angerufen. Ihren Freund will sie auch mitnehmen. Das muss ich mir also auch noch ansehen, wie die zwei auf meinem Sofa knutschen. Prost Mahlzeit.
    PS Ja, ich sollte nicht so zynisch sein.

    13.06
    Wie geht es dir? Das habe ich dich noch gar nicht gefragt heute. Bist du Rad gefahren? Ich muss jetzt zur Konditorei gehen, da ich nichts habe für den Besuch.
    Viele, viele Küsse
    Artur
    PS Ich werde übrigens morgen noch aus dem Klub austreten.

    14.22
    Ja. B itte sprechen wir darüber. Ruf mich an.

    15.56
    Die beiden sitzen auf der Marlene-und-Ehemann-Bank eng umschlungen und sehen sich einen Horrorfilm an.
    Ach, e s macht mir gar nichts.
    Er ist ein kleiner Zwerg hase mit großen, weißen Schneidezähnen. Sie sehen zusammengekuschelt lieb wie Kinder aus.

    17.00
    Wundern ist nicht das richtige Wort. Ich bin am Boden zerstört, dass du nicht mit mir sprechen willst. Da kann ich reden was ich will, es wird dich nie etwas angehen.

    18.25
    Jetzt sind sie gegangen.
    Ich sagte: W ar nett, euer Besuch. Kommt einmal wieder.
    Bitte, sprich mit mir.

20

    Freitag, 8. April, 19.07, zu Hause
    Alles ok bei mir . Danke, Marlene!

    23.08
    Nun bekam ich aber doch ein Gefühl von Sorge, da mich heute keine Mail von dir erreichte.
    Dazu kommt, dass du am Telefon auch sehr distanziert warst. Wegen der anwesenden Kollegen?
    Ich traute mich daher leider nicht einmal zu fragen, ob du wieder gesund bist. Ja , bist du?
    Hast du alle Briefe bekommen , die ich dir in den Tagen meines Offline-Seins geschrieben habe? Es war jeden Tag nur einer. Bist du vielleicht über den Inhalt böse?
    Oder i st es am Ende schon eingetreten, dass du mich ignorierst?
    Das wäre wirklich schade. Ich meine, schade um unsere Freundschaft.
    Denn das Unmögliche ist mir gelungen: Ich habe das Idol vom Podest gestoßen.
    Ich bin nicht mehr von dir abhängig. Ich habe heute Nachmittag sogar, es ist wirklich unglaublich, beschlossen, mir eine richtige Freundin zu suchen. Das wirst du mir nicht glauben.
    Ja, und vieles von dir Geschriebene habe ich gelöscht.
    Da s, liebe Marlene, macht mich zwar viel unabhängiger, was dich freuen wird. Was mir aber keineswegs vorschwebt, ist eisiges Schweigen. Das Scheitern unseres Kontakts eben. In den wir beide doch so viel Energie, Mühe, Zeit und Herz gelegt haben.
    Artur

    Sonntag, 10. April, 11.08, zu Hause
    Danke, Marlene! Nicht ich bin großartig, das Leben ist es.
    Es ist alles gut und richtig, was du geschrieben hast.
    Meine Antworten folgen aber einmal in Ruhe, sie sind zu wichtig für zwischendurch, denn ich muss jetzt weg.
    Gestern Abend war ic h auf einem sehr schönen Event. Ich liebe große, feierliche wirkende Räumlichkeiten ganz besonders.
    Hier zu Hause habe ich durch eine Neunziggraddrehung meines Schreibtisches gleich mehr als fünf Vorteile erzielt.
    Einen schönen Tag dir auch!
    Artur

    21.10
    Kein Grund. Mach dir nicht gleich Sorgen! Mails werden nach wie vor eine gewisse Rolle spielen, da wir sie mögen, solange die Nebenwirkungen nicht stören. Keine Zeit für anderes mehr zu haben, Abhängigkeit und so weiter, das wollen wir nicht.
    Einmal hatte ich einen mailfreien Tag pro Woche im Sinn. Aber jetzt habe ich mir gedacht, machen wir es so, dass es nur an einem bestimmten Tag bestimmte Mails gibt zu gewissen Themen.
    Da wir einander oft am Donnerstag sehen, das Wochenende wohl auch eher ungeeignet ist und Montag einfach Montag ist, an dem man sich nichts extra vornehmen soll, außer vielleicht ins Kino zu gehen, da es billiger ist, halte ich den Dienstag für einen geeigneten Tag.
    Du hast recht, es entwickelt sich wirklich sehr leicht eine Eigendynamik bei Mails. Auf die Antwort ist im Nu eine weitere Mail geschrieben und schnell haben wir wieder ein Pendel, das immer stärker ausschlägt und uns regelmäßig k. o. schlägt.
    Ich glaube, es liegt nicht an uns, sondern an dieser Art Kommunikationsform, deren Testpersonen wir sind.
    Ich freue mich jedenfalls, dass du nun wieder mehr Zeit für

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