Im Anhang mein Herz
krank?
Artur
Montag, 1. Februar, 12.16
Betreff: Meine ältere Tochter
Marlene, ehe ich vergesse, es dir zu sagen: Bitte in Zukunft nicht mehr »ihr« als Fürwort für meine Exfrau und mich zu schreiben, nur weil ich mich vor vielen Jahren geirrt habe. Danke, das wäre nett von dir.
Die Klub-Mitgliedskarte habe ich erhalten.
Die gewünschten Filme werden selbstverständlich aufgenommen für dich. Dein Fantasy-Link interessiert mich natürlich.
Gruß
Artur
Montag, 1. Februar, 12.50
Betreff: Einkauf
Liebe Marlene! Viel Geld für das Taxi oder die Lieferung würde ich mir schon sparen. Wenn du allerdings schon am Mittwochabend und nicht am Donnerstagabend mit mir heimfahren könntest? Am Donnerstag wäre es mir zu knapp an dem Friedhofsbesuch gelegen.
Aber lies bitte den Brief zuerst heute Abend und entscheide dann selbst. Ich will nichts mehr falsch machen.
Am Abend bin ich ab 19 Uhr zu Hause und ungestört. Falls du nicht anrufst, klären wir es am Mittwoch.
Entschuldige, dass ich dich um einen Anruf bitte.
Trotzdem kein »ihr« verwenden, damit bin ich sehr heikel. Ich fühle mich dann mit ihr zusammengesperrt.
Vielen Dank.
Artur
Montag, 1. Februar, 16.18
Betreff: Mail von Boss-User
Marlene, nur ich kann hinein in die Kennung. Höchstens noch die Frau Administrator.
Das heißt doch nicht, dass du den Brief mit all seinen elf Seiten schon gelesen has t. Habt ihr nicht genug Arbeit?
Es ist schrecklich, dann weißt du schon über einen bestimmten Punkt Bescheid und bist vielleicht enttäuscht von mir. Aber ich will dich einfach nicht belügen.
Artur
Montag, 1. Februar, 16.57
Betreff: Kreditkarte
Meine Firma bezahlt die Jahresgebühr.
Danke für deine nützlichen Dateien.
Artur
1. Februar abends
Als du deinen Mann gestreichelt hast bei eurem Besuch bei mir, war mir so, als würde ich an seiner Stelle sitzen. Bin ich noch ganz normal? Daran zweifle ich schon lange.
Jedenfalls hat dein Mann sich wirklich sehr bemüht und ist sehr nett zu mir gewesen. Ich bedenke schließlich, dass es keineswegs selbstverständlich ist, einen Verehrer der eigenen Frau, der ein Rivale ist oder werden könnte, fair und höflich zu behandeln, darüber hinaus vielleicht sogar freundschaftliche Sympathien für ihn entwickeln zu wollen. Aber nein, das wäre zu viel verlangt und auch zu exotisch.
Sicherlich ist ihm bewusst, dass ihm meine gewachsene Achtung sehr nützt, und dass er nicht nur fair, sondern auch klug gehandelt hat. Warum sollte auch das eine das andere ausschließen.
Eine spätere Folge deines Besuchs war, dass der Anblick und nur die Vorstellung deiner Hände mir unangenehm ist. Finde ich selbst lächerlich.
Artur
Dienstag, 2. Februar, früh
Betreff: Ehrlich
Liebe Marlene! Ich möchte mich dir nicht einseitig darstellen. Meintest du damit, dass wir ehrlich zueinander sein wollen, nicht auch, ein Verschweigen der Wahrheit zu vermeiden?
Ich habe meine jüngere Tochter zum Eislaufen überreden können und gehe danach schwimmen. Es ist immer ein Fehler, zu lange zu Hause zu bleiben. Hat die Welt doch viele Facetten.
Und ich bewundere deine weißen und so zarten Finger wieder gelassen. Schließlich ist nicht zu übersehen, dass ein goldener Ring an einem steckt. Für immer.
Dein Bewunderer
Artur
Dienstag, 2. Februar, 9.49
Betreff: Einkauf
Liebe Marlene! Unsere Serverfrau, der ich auch deine Demos forwarden musste, hat sich sehr für die Hardware interessiert, die wir beide uns zulegen wollen.
Könnte sie sich auch noch anschließen, das heißt, mitkommen? Nur, um sich die Sachen anzuschauen, sagte sie.
Ich habe ihr auch gesagt, sie solle dich selbst anrufen wegen des Klubs. Grüße, Artur
Mittwoch, 3. Februar, 9.42
Betreff: Mitkommen
Liebe Marlene, danke, dass sie mitkommen darf. Sie ist ganz nett.
Deine letzten Demos haben mir gut gefallen.
Gestern, in meiner vorläufig letzten Fahrstunde ließ mich der Lehrer von der Firma bis nach Hause und zurück fahren. Es gibt drei Radarfallen. Meine Prüfung ist im März, davor habe ich sicherheitshalber noch zwei Fahrstunden gebucht.
Meine Papiere für den Scheidungstermin habe ich von der Post abgeholt. Er ist heute in zwei Wochen.
Es macht nichts, wenn du mir nicht schreibst, ich weiß doch, wie viel du zu tun hast.
Möglicherweise reist morgen auch ein Oberboss aus der Zentrale an, und ich muss vielleicht am Abend, nachdem du mir geholfen hast, alles nach Hause zu bringen, noch einmal in die Firma fahren, um zu schauen, ob noch
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