Im Anhang mein Herz
Boss ist tot
Liebe Marlene, als ich heute kam, war der Boss noch nicht da, was ungewöhnlich ist. Ich dachte, vielleicht hat er sich Urlaub genommen. Doch dann kam die telefonische Nachricht von oben, er hatte gestern einen Autounfall. Mehr weiß ich nicht.
Artur
Dienstag, 26. Januar, 14.04
Betreff: später
Liebe Marlene, ich kann deine Nachrichten leider erst spät am Abend lesen, da ich hier ständig gebraucht werde. Bitte sei nicht ungehalten darüber.
Mit meiner Erstfrau habe ich soeben telefoniert, sie ruft mich morgen um 11 Uhr an, ob etwas aus der Einladung wird. Es sieht aber schlecht aus und geht wahrscheinlich erst Ende Februar wieder. Viele Grüße, A.
Mittwoch, 27. Januar, 10.54
Betreff: bitte gleich lesen
Liebe Marlene, leider konnte ich heute nicht früher kommen, da ich heute Nacht von schrecklichen Gedanken überfallen wurde. Kurz davor habe ich dir noch in einem Brief etwas Wichtiges geschrieben. Diesen Brief und alle gesammelten Mail-Ausdrucke, der Grund folgt aus dem Brief, würde ich dir heute Abend geben wollen. Aber bitte nichts davon wegwerfen.
Gehst du also zum Vortrag?
Deine bisherigen Nachrichten lese ich zu Mittag.
Aber bitte antworte mir gleich auf die Frage.
Danke.
Dein A.
Mittwoch, 27. Januar, 12.21
Betreff: Vortrag
Liebe Marlene! Der Anschluss an die Rechner geht im Prinzip, nur kann man eben nicht über unseren Server gehen, das Privileg ist bei uns spärlich verteilt und zufällig haben es nur unsere Oberbosse.
Der bessere Player, den du jetzt hast, war mir zu teuer.
Wir haben momentan keinen Internetzugang zu Hause. Ich werde ihn sofort, wenn Erna weg ist, einrichten.
Heißt das, du willst alle deine ausgedruckten Mails sowieso zurückhaben? Dann mache ich mir aber Kopien. Ich wollte sie dir nur borgen.
Die eine CD ist die Kopie einer, die ich mir einmal von jemandem ausgeborgt hatte.
Dein Programm geht bei mir nicht. Ich probiere es mit deinen Anweisungen dann aus, wenn ich auf den PC des Bosses übersiedelt bin.
Momentan kümmere ich mich um seinen E-Mail-Eingang, bis wir einen neuen Boss bekommen, was aber Monate dauern kann.
Wahrscheinlich wird uns jemand Wildfremder vor die Nase gesetzt werden, hieß es. Ob ich dann aber hier bleibe, weiß ich nicht.
Das sagt übrigens hier jeder. Unser Boss war zwar gefürchtet aber doch ziemlich beliebt, wie es jetzt scheint.
Die Servertante bedankt sich für die Tools, die ich von dir bekommen habe. Sie kannte die meisten schon, versprach mir aber ganz tolle neue Programme in Kürze und die kriegst du auch.
Ich habe gestern einen alten SF-Film für dich aufgenommen, der auf einem der Jupitermonde spielt. Den bekommst du, wenn dein Rekorder nicht kaputtrepariert wurde.
Willst du heute Abend alleine hinfahren, oder treffen wir uns schon vor dem Vortrag?
Artur
Mittwoch, 27. Januar, 13.58
Betreff: Sehr witzig.
Nein, die Servertante gefällt mir nicht so gut wie du. Ich habe ausschließlich beruflich mit ihr zu tun. A.
Donnerstag, 28. Januar, 7.55
Betreff: Unsere Mails
Liebe Marlene, ich beginne den heutigen Tag gleich mit einer Mail, da Mails bei uns einen so hohen Stellenwert einnehmen, dass wir bereits in unserer Freizeit unsere Mails besprechen und austauschen in Anwesenheit unserer Mailserverbetreuer, mit denen wir fortgehen, um sie günstig zu stimmen.
Aber meine ist hübscher als deiner und strahlt mich immer voller Lebensfreude an. Sie ist eine richtige Anti-Erna. Und sie hat mir eine Menge neuer Musik-CDs versprochen!
Ein Bericht zu meinen wirklich schlimmen Erlebnissen ist in Vorbereitung.
Aber jetzt ruft die Arbeit. Bei uns strahlt die helle Morgensonne ins Zimmer. Einen schönen Tag soll si e auch dir drüben bringen.
Dein Artur
Donnerstag, 28. Januar, 9.05
Betreff: Danke
für dein Sonnenbildchen. Du bist süß.
Rest später.
Artur
Donnerstag, 28. Januar, 17.31
Betreff: In memoriam
Also, ich berichte dir die schlimmen Erlebnisse und hoffe, dass es die Wirkung hat, dass sie nicht mehr auftreten. Es ist mir etwas peinlich.
Das Wesen, es war da, das mich in der Nacht von einem Zimmer ins andere verfolgte.
Ich sehe es jetzt auch vor und immer, wenn ich daran denke.
Es war ein bleicher, entsetzlich breit lachender Boss. Er erschien in einem grauen Mantel bei mir.
Ich musste in jedem Zimmer das Licht aufdrehen.
Es war so, dass es mich dann, mitten in der dieser schwarzen Nacht, plötzlich sonnenklar durchfuhr, es, das graue Wesen, würde nicht eher ruhen, bis es auch mich mit in den
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