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Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Schön
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Tod geholt hätte. Ich hielt das für wahr in diesem Augenblick und begann zu zittern und mich zu fürchten.
    Gleich legte ich mir ein »vernünftiges« Argument zurecht, wie denn so etwas sein könne.
    Da hörte ich es: »Der Platz ist verflucht.« Ob es der Boss sagte, oder Wozzeck, weiß ich nicht. Und es wurde mir blitzartig »klar«, warum man in alten Zeiten den Verstorbenen ihr Hab und Gut mitgegeben hat: Sicherheitshalber!
    Tief eingraben muss man das ganze Zeug.
    Der PC des Bosses hätte demnach wenigstens neu formatiert werden müssen. Es kann dem Verstorbenen nicht recht sein, dass ich jetzt seine Mail erhalte, lese und beantworte!
    So dachte ich in der Nacht, als ich vor dem Gespenst zitterte. Es müsse doch einen Grund gehabt haben, dass sich Kulte um Gespenster und Verstorbene in jeder Kultur entwickelt haben. Es müsse etwas Wahres daran sein, sich schützen zu müssen.
    So dachte ich in der Nacht.
    Aber was passierte und passiert wirklich? Wir wissen es doch nicht. Dieses Ungewisse macht mir Angst.
    Wird es wieder zu mir kommen? Oder wird nach dem Begräbnis Ruhe sein?
    Aber ich werde vom Platz nicht weichen , andererseits.
    Ich denke nicht daran. Keinen Zentimeter.
    Auch dachte ich, wenn es also eh schon Irrationales wirklich gäbe, warum sollte es dann nicht gleich einen Lieben Gott geben?
    Doch ich möchte nicht in der erstbesten Notsituation einen solchen aus der Zauberkiste holen, das fände ich keine Art.
    Ich könnte höchstens vielleicht dich um ein paar Gebete bitten für den Boss.
    Vielleicht wandert seine Seele umher. Sein Körper ist noch am Gerichtsmedizinischen Institut.
    Danach wird er verbrannt werden.
    Wenn es aber so ist, dass er mich noch länger verfolgen kann, so bin ich sicher, dass er früher oder später gewinnen könnte.
    Und wenn es nur meine Fantasie war? Werde oder bin ich verrückt? Aber wie kann ich das beurteilen?
    Dein Artur

    Freitag, 29. Januar, 10.44
    Betreff: Treffen
    Liebe Marlene, hast du die Absicht, mich zu verlassen?
    Andererseits hast du aber immer noch »deine« Marlene geschrieben.
    Ich selbst traute mich kaum, »dein« zu schreiben.
    In memoriam hieß die Mail natürlich nicht wegen des gestrigen Todes unseres Servers, sondern meines Bosses.
    Meine gestrige Amtsarzt-Untersuchung bestand aus zwei Stunden Schlange stehen und zehn Sekunden etwas lesen. Meine Augen sind vollkommen in Ordnung.
    Danke für das lustige Werbegeschenk. Ich werde es morgen meiner älteren Tochter mitbringen, der ich einmal ein Biologiespiel mit ähnlichem Inhalt schenkte.
    Über meine nächtlichen Erlebnisse bist du zum gleichen Schluss wie ich gekommen, das beruhigt mich.
    Wieso willst du nicht mit dem Auto kommen? Auf dem Plan sieht die Strecke fast wie eine Gerade aus. Aber wenn dir öffentlich fahren lieber ist, kann ich auch zur Station kommen.
    Wie wir von dort aus zu meiner Exfrau kommen, muss ich mir erst ansehen und wie lange man dafür braucht, kann ich noch nicht abschätzen.
    Artur

    Freitag, 29. Januar, 11.28
    Betreff: 14.15 Uhr
    Dann komme ich zu deiner Station um 14.15 Uhr. Mir scheint das nicht zu früh zu sein, sicher ist sicher.
    Danke für den Katalog. Im letzten, den ich von dir bekommen habe, fand ich schon einige infrage kommende Artikel.
    Ich finde, dass ich es eigentlich ganz gut im Leben getroffen habe im Vergleich zu anderen. Wenn ich jetzt an meinen Boss denke.
    Ich freue mich sehr auf mein Auto und meine nächsten Programme. Aber mehr auf das Auto, da ich plötzlich sehr gerne am Lenkrad sitze. Du wirst mich hoffentlich nicht für geistlos deswegen halten.
    Ja, zu viel nachzudenken ist nicht das Wahre. Mir scheint, du hast mich beruhigt.
    Bitte noch um Bestätigung der Uhrzeit!
    Artur

6

    Montag, 1. Februar, 10.27
    Betreff: Termin
    Liebe Marlene. Gerade habe ich erfahren, dass am Donnerstag die Einäscherung ist.
    Dass du mich nicht mit dem Auto nach Hause bringen möchtest, ist vermutlich wegen der Ankündigungen, die ich einmal gemacht habe. Es lag aber nicht in meiner Absicht, sie gerade jetzt wahr zu machen.
    In meinem Brief steht auch, dass ich mir nächste Woche Urlaub nehmen will. Dieser ist heute bewilligt worden.
    Alles Weitere demnächst.
    A.
    PS Ich mische mich nicht in die Erziehungsangelegenheiten meiner älteren Tochter ein, ich bin nicht mehr dazu berechtigt. Ich zahle nur. Aber danke für den Tipp, ich werde ihn weitergeben.

    Montag, 1. Februar, 10.49
    Betreff: PS
    Du nimmst dir frei? Ist alles in Ordnung zu Hause? Ist jemand

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