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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn
Autoren: Béla Bolten
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abwehrende Geste.
    «Ich glaube nicht, dass es übertrieben ist. Ich halte es für eine Frage der Zeit, dass die Schlagzeile aller wichtigen Zeitungen rund um den Globus lautet: Das Grab Christi entdeckt.»
    «Umso bedeutsamer ist es, dass wir schnell etwas unternehmen. Der Kardinal erteilt Ihnen, lieber John, hiermit den Auftrag, den Aufenthaltsort des fraglichen Ossuariums ausfindig zu machen. Es steht Ihnen frei, alle nötigen Mittel einzusetzen. Allerdings», Legado machte eine kurze Pause, «darf niemand ernsthaft zu Schaden kommen.»
    Di Lucca nickte trotz dieser Einschränkung zufrieden.
    «Und was soll mit dem Skelett geschehen?»
    «Vernichten Sie es!»
    Legado ließ nach dieser für seine Verhältnisse heftig geäußerten Anweisung einige Sekunden verstreichen, ehe er fragte:
    «Was gibt es sonst Neues?»
    «Nicht viel. Der israelitische Geheimdienst geht einer Spur nach, die darauf hindeutet, dass die Grabfunde über Beirut nach Europa geschafft wurden. Auf jeden Fall verliert sich die Spur im Libanon. «
    «Uninteressant. Wie Henderson es angestellt hat, die Israelis zu foppen, kann uns egal sein. Wo, glauben Sie, befinden sich die Ossuarien jetzt?»
    «Nachdem, was ich aus London gehört habe, nehme ich an, sie sind in England. Engel ist heute nach London geflogen, außerdem ist Theresia Stone dort eingetroffen.»
    Legado sah di Lucca fragend an.
    «Sie ist eine der führenden, wenn nicht die bedeutendste forensische Anthropologin.»
    «Wozu in Gottes Namen braucht er sie?»
    «Vermutlich findet sich in allen Ossuarien genetisches Material. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, dass Sie ein komplettes Skelett haben. Sie werden es Knochen für Knochen untersuchen, um das Alter des Menschen festzustellen, das Geschlecht und woran er gestorben ist.»
    Legado nickte bedächtig mit dem Kopf.
    «Ich denke, wir sollten uns beeilen, den Aufenthaltsort dieses Skeletts herauszufinden. Es wäre für alle Seiten besser, sie würden nicht zu viel darüber in Erfahrung bringen.»
     
    ***
     
    Das Team schwieg fast die ganze Fahrt zu dem Ort, wo sie die Grabungsfunde aus Jerusalem besichtigen sollten. Die beiden Frauen - Sanika Nuri nahm nicht an der «Expedition» teil - und fünf Männer saßen in einem bequemen Van. Henderson hatte sie zum Auto begleitet, das in der Tiefgarage des Bürokomplexes in den Docklands stand. Anschließend schloss er die Schiebetür von außen. Verwundert nahmen sie zur Kenntnis, dass er sie nicht begleitete. Der Fahrgastraum war vom Fahrer durch eine schwarze Scheibe getrennt. Genauso blickdicht waren die Fensterscheiben, die sich auch nicht bewegen ließen.
    Engel blickte auf die Uhr. Sie waren fünfzehn Minuten unterwegs. Hawley brach das Schweigen.
    «Tess, erinnerst du dich noch an diesen Entführungsfall vor einigen Jahren? Das Mädchen wusste später genau, welche Strecke man sie gefahren hatte, obwohl sie im Kofferraum eines Autos lag. Ich weiß nicht einmal, wie oft wir rechts oder links abgebogen sind.»
    Theresia Stone hob die rechte Augenbraue.
    «Das Mädchen fuhr schließlich auch durch ihre Heimatstadt auf dem gleichen Weg, den sie Tag für Tag zur Schule nahm.»
    Sie drehte ihren Kopf und blickte nach hinten.
    «Wie steht es mit Ihnen, Mr. Deary? Sie müssten wissen, wo wir sind.»
    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.
    «Tut mir leid, ich habe keine Ahnung. Ich bin mir nicht mal sicher, ob wir noch in der Stadt sind oder schon längst auf dem Land.»
    «Naja», dröhnte Hawley, «wie die glorreichen Sieben sehen wir nicht gerade aus.»
    Nach diesem kurzen Dialog trat wieder Schweigen ein. Einige Minuten später stoppte der Wagen, und die Tür wurde geöffnet.
    «Willkommen im Allerheiligsten», sagte Henderson mit einer schwungvollen Einladungsgeste.
    Stone nahm die zur Hilfe dargereichte Hand.
    «Dachte ich es mir doch, dass Sie uns nicht alleine zu Ihren Schätzen lassen, Harold.»
    «Natürlich nicht, meine Liebe. Aber es erscheint uns nicht ratsam, dass ich gemeinsam mit Ihnen in einem Auto unterwegs bin.»
    Als Engel den Van verließ, schaute er sich um. Sie standen in einer großen Halle. Wahrscheinlich eine alte Fabrikhalle, vermutete er. Der Raum, in dem das Auto parkte, war durch eine drei Meter hohe Wand vom übrigen Raum abgetrennt. Aus unsichtbaren Lautsprechern drang leise ein von Violinen untermalter Chorgesang. Engel kannte sich mit klassischer Musik nicht aus, vermutete aber eine Kantate. Vielleicht Bach? Auf jeden Fall war es ein deutscher Text,
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