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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn
Autoren: Béla Bolten
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davon versprach. Der drehte sich zu den übrigen Anwesenden um.
    «Darf ich Ihnen den Leiter dieses Unternehmens vorstellen: Professor Dr. Wolfram Engel aus Hamburg.»
    Die Anwesenden klopften mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatten.
    «Bei der Gelegenheit», fuhr Henderson fort, «kann ich Sie auch gleich mit Sarah Goldberg bekannt machen.»
    Noch lauteres Klopfen, das sie lächelnd mit einer angedeuteten Verbeugung quittierte.
    «Mrs. Goldberg wird sich um alle PR-Belange unseres Unternehmens kümmern. Es wird ihr hoffentlich gelingen, die öffentliche Erregung in Grenzen zu halten.»
    Engel glaubte, einen gewissen Sarkasmus zu hören, kam aber nicht dazu, weiter darüber nachdenken, denn Henderson wandte sich an ihn.
    «Du kommst im richtigen Moment, Wolfram. Ich habe den Anwesenden gerade das Video mit der Zusammenfassung unserer Ausgrabung und den Fundstücken gezeigt. Die Begeisterung kannst du noch in den Gesichtern sehen, denke ich.»
    Henderson lachte in die Runde und bedeutete Engel, mit ihm gemeinsam am Kopfende der U-förmig angeordneten Tische Platz zu nehmen, während sich Sarah auf einen freien Platz ihnen gegenüber setzte. Engel schaute sich die Menschen vor ihm an. Es war eine kleinere Gruppe, als er erwartete hatte. Außer Sarah, Henderson und ihm befanden sich noch fünf Männer und zwei Frauen im Raum, und er versuchte, den Gesichtern Namen zuzuordnen. Als könnte Henderson seine Gedanken lesen, sagte er:
    «Ich bin sicher, dass Sie den einen oder anderen Kollegen kennen. Ich werde sie Ihnen gleich vorstellen. Zuvor möchte ich Sie aber noch mit einigen Regeln bekannt machen, die für unser außergewöhnliches Projekt gelten.»
    Er nahm ein Blatt Papier in die Hand und hielt es in die Höhe.
    «Sie finden dieses Formular in Ihren Unterlagen.»
    Auch vor Engel lag eine Mappe mit dem Logo der HAF. Er klappte sie auf. Auf der Innenseite des Deckels war eine Magnetkarte befestigt, die mit seinem Namen versehen war. In der Mappe befand sich ein Band mit einem Karabinerhaken, anscheinend sollte er die Karte an diesem Band zur Identifikation um den Hals tragen. Einige in diesem Raum hatten dies bereits getan. In der Mappe lag zuoberst das von Henderson angesprochene Formular. Als Engel es in die Hand nahm, fuhr Henderson fort:
    «Mit Ihrer Unterschrift auf diesem Schriftstück verpflichten Sie sich zu absoluter Verschwiegenheit über alles, was Sie im Zusammenhang mit der Arbeit an unseren Grabfunden erfahren. Sämtliche Resultate Ihrer Arbeit gehen unmittelbar in das Eigentum der Henderson Archeological Foundation über, die damit allein das Recht hat, diese Ergebnisse zu verwerten. Selbstverständlich verpflichten wir uns im Gegenzug, Ihre Leistungen in allen Veröffentlichungen und Darstellungen zu würdigen. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte, das Papier zu unterschreiben. Den dazu nötigen Füllfederhalter überreichen wir Ihnen hiermit als Willkommensgeschenk.»
    Neben der Mappe lag ein kleines Lederetui mit dem Mont–Blanc-Stern. Engel öffnete den Reißverschluss und betrachtete den Füller und den Kugelschreiber, beide aus einer edlen, limitierten Serie der Nobelmarke. Die HAF lässt sich ihre Verschwiegenheit einiges kosten, dachte er. Wobei, was war dieses Schreibset gegen sein Millionenhonorar. Seufzend nahm er den Füller und setzte schwungvoll seine Unterschrift auf die dafür vorgesehene Linie.
    «Sie wissen schon, dass dies ein sehr ungewöhnliches Verfahren ist, Mr. Henderson?»
    Der Einwand kam von einer etwas fülligen Mittfünfzigerin, die ein auffallendes, orangerotes Kleid trug. Engel war sicher, sie schon einmal gesehen zu haben.
    «Da haben Sie durchaus recht, Dr. Stone. Aber wir haben es hier auch mit einem ungewöhnlichen Forschungsgegenstand zu tun. Natürlich steht es Ihnen frei, Ihre Unterschrift zu verweigern. In diesem Falle muss ich Sie aber bitten, den Raum zu verlassen.»
    Es fiel Engel wie Schuppen von den Augen. Theresia Stone war eine der führenden forensischen Anthropologen. Er hatte sie vor Jahren auf einem archäologischen Kongress getroffen, wo sie über die Möglichkeiten der Analyse von aDNA, alter DNA, wie sie bei Ausgrabungen gefunden wurde, referierte.
    Dr. Stone presste die Lippen zusammen, nahm den Füllfederhalter, zögerte eine Sekunde und unterschrieb.
    Inzwischen hatte sich Sarah erhoben und sammelte die Blätter ein. Anscheinend hatten alle die Bedingungen akzeptiert.
    Henderson schien zufrieden:
    «Wunderbar! Dann können wir zum nächsten
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