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Im Antlitz des Herrn

Im Antlitz des Herrn

Titel: Im Antlitz des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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möglich.»
    Engel wiegte den Kopf.
    «Es war vielleicht ein bisschen viel für einen Tag. Ich hoffe, sie haben nicht ihren kritischen Verstand verloren.»
    Henderson hob die Weinflasche.
    «Ist nur noch ein kleiner Rest. Möchtest du noch einen Schluck?»
    Engel schüttelte den Kopf, worauf Henderson die Flasche in sein Glas leerte.
    «Keine Sorge. Vor allem die Stone ist so leicht nicht zu beeindrucken. Wenn sie morgen vor dem Skelett steht, ist sie nur noch ein Profi, der die Wahrheit herausfinden will.»
    Engel erhob sich aus seinem Sessel.
    «Sag mal, Harold, warum haben die Telefone keine Tastatur, und warum findet mein Handy kein Netz? Ist Telefonieren in dieser Kaserne etwa verboten?»
    «Für eine Kaserne ist es hier ganz komfortabel, oder?»
    Henderson machte mit den Armen eine ausgreifende Geste.
    «Ihr könnt jederzeit telefonieren. Einfach die Zentrale anwählen, und schon werdet ihr verbunden.»
    «Mit jeder Nummer, die ich möchte?»
    «Für wie naiv hältst du mich, Wolfram? Nur mal angenommen, meine These bewahrheitet sich. Was glaubst du, wie viele Mitglieder des Teams versuchen würden, die Geschichte für sich auszuschlachten? Ich muss sichergehen, dass niemand Kollegen außerhalb oder noch schlimmer die Medien informiert. Privat könnt ihr telefonieren so viel und mit wem ihr wollt.»
    Engel beschloss, sich dazu nicht zu äußern. Stattdessen sagte er:
    «Jetzt habe ich ganz vergessen, Latour zu fragen, warum er das Jakobus-Ossuar für echt hält. Aber dazu ist morgen noch Zeit.»
     
    ***
     
    Eine halbe Stunde später saß Engel frisch geduscht am Schreibtisch in seiner Suite. Er hatte kurz überlegt, die Telefontaste mit der Aufschrift «Zentrale» zu wählen und sich mit Angela verbinden zu lassen. Stattdessen öffnete er sein E-Mail-Programm und berichtete seiner Frau von den Ereignissen des Tages. Wie er Henderson einschätzte, ließ er die Telefone garantiert überwachen. Bei dem anonymen E-Mail-Programm, das er jetzt benutzte, dürfte das schwieriger sein. Als er die E-Mail beendet hatte, stellte er das Programm so ein, dass bei einer eingehenden Nachricht ein Tonsignal ertönte. Er schaltete den Computer auf Stand-by und legte sich ins Bett.
     
    Henderson saß am Fenster seiner Suite und schaute hinaus auf den Fluss. Die Lichter der großen Stadt faszinierten ihn immer wieder aufs Neue. Der Abend war großartig gelaufen. Mit Engel hatte er die beste Wahl getroffen, die sich denken ließ. Heute hatte er, ohne es zu wollen, das ganze Team vom Jesusgrab-Virus infiziert.
    Es klopfte an der Tür. Henderson erhob sich und öffnete.
    «Ach Paul, was gibt’s?»
    Paul Mansfield, Leiter der Security, übergab ihm ein Blatt Papier.
    «Sie wollten doch informiert werden, wenn Engel sich rührt.»
    Der Brite nahm das Blatt und ging zum Schreibtisch.
    «Warten Sie, es dauert nicht lange.»
    Er beugte sich über den Zettel und las. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein Schmunzeln. Als er den Text gelesen hatte, nahm er einen Stift und strich zwei Zeilen. Dann übergab er das Blatt Mansfield.
    «Okay, Paul. So kann es raus.»
    «Alles klar, Chef, wird sofort erledigt. Gute Nacht!»
    «Gute Nacht, Paul!»

Zwölf Tage vor der Auferstehung
     
     
    Engel hatte so fest geschlafen, dass er den Piepton nicht gehört hatte, als Angelas E-Mail eintraf. Auf dem Weg zum Bad sah er das Briefsymbol auf dem Bildschirm. Er duschte aber zunächst ausgiebig und zog sich seine bequemste Hose sowie ein lockeres, weit geschnittenes Leinenhemd an. In den nächsten Tagen, wahrscheinlich sogar eher in den nächsten Wochen, würde legere Kleidung ausreichen. Anschließend ging er zum Telefon und bestellte einen doppelten Espresso beim Zimmerservice. Er brachte seinen Geist gerne vor dem Frühstück auf Betriebstemperatur.
    Es dauerte gerade einmal fünf Minuten, bis der Kaffee gebracht wurde. Engel setzte sich mit dem wunderbar duftenden Getränk an den Schreibtisch und öffnete Angelas E-Mail.
     
    Mein Lieber!
    Gut, dass Du mir noch geschrieben hast, ich hatte gerade begonnen, mir Sorgen zu machen. Was ist mit Deinem Handy? Hat dieser verrückte Engländer Euch in einen Bunker oder eine Höhle gesperrt? Normalerweise hat man in London doch selbst in der U-Bahn Empfang. Nun gut, dann müssen wir uns eben schreiben.
    Hier ist alles in bester Ordnung. Am Nachmittag sind neue Gäste angereist. Ein Ehepaar aus Bayern. Mir scheint, ziemlich reich und genauso skurril.
    Von Hannah soll ich Dich lieb grüßen. Ich habe ihr erzählt,

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