Im Auftrag der Lust
überzeugt.«
Sara lächelte müde. »Es wäre schön, wenn ich das glauben könnte.«
»Du musst nicht daran glauben«, antwortete Maria. »Es reicht, wenn ich es tue.«
Sara verbrachte den Rest des Tages zu Hause. Sie zog den Stecker des Telefons heraus und öffnete eine Flasche Pinot Noir. Alan hatte sie ihr geschenkt, in einem ganz anderen Leben. In einem, in dem sie noch Freunde waren. Saras Kehle wurde eng. Sie vermisste Alan furchtbar, mehr noch, seit sie wusste, wie unrecht sie ihm getan hatte. Ihre eigene Dummheit widerte sie an – wie konnte sie nicht mutig genug sein, sich auf das Risiko mit Alan einzulassen, aber doch dumm genug, um den gleichen Fehler mit Jared zu wiederholen? Alan hatte sie niemals enttäuscht, sie niemals im Stich gelassen. Er hatte noch versucht, sie zu beschützen, als sie ihn mit allen Mitteln fortstieß, um bei Jared zu sein. Und er hatte sie noch gewarnt!
Sara trank fast ein ganzes Glas Wein auf einen Zug aus. Weitere Gläser folgten, bis sie sich traute, ins Bett zu gehen. Der Alkohol half ihr, Schlaf zu finden, aber er war nur leicht, und immer wieder schreckte sie auf. In den frühen Morgenstunden siegte dann die Erschöpfung. Sara fiel in tiefen Schlaf, in dem nicht einmal Träume sie heimsuchen konnten und wo die Verzweiflung einfach Teil der Dunkelheit wurde.
Ein hohes Pfeifen und eine ekelhaft fröhliche Melodie weckten Sara. Sie blinzelte und stöhnte, als sie direkt in einen Strahl Sonnenlicht blickte. Der Pinot wirkte noch immer in ihrem Kopf, und die nervende Melodie wollte einfach nicht aufhören. Sara zog sich das Kissen über das Gesicht und sperrte so alle Geräusche aus. Nach einer Weile hob sie das Kissen wieder an. Stille umfing sie. Sara seufzte leise und zog die Decke wieder höher, drehte sich um, um dem Sonnenlicht und dem neuen Tag zu entkommen. Sie wollte nicht aufwachen, noch waren die Erinnerungen an den gestrigen Tag nicht über sie hereingebrochen.
Wieder klingelte es. Sie überwand sich, stand auf und ging zu ihrer Garderobe, um ihr Handy aus der Handtasche zu holen. Es schrillte noch immer, und sie drückte die Annahmetaste. »Was?!«, blaffte sie mit all der Frustration und der Müdigkeit, die sie plagten.
»Endlich erreiche ich dich!«, erwiderte Maria erleichtert, ohne auf Saras Ton einzugehen. »Gibt es eine Störung mit deinem Festnetz?«
»Ich habe den Stecker rausgezogen«, murmelte Sara und rieb sich über das Gesicht. Sie wollte nicht an die Agentur denken. Sie wollte an gar nichts mehr denken.
»Funktioniert dein Fernseher denn wenigstens noch? Falls ja, schalt ihn sofort an!«
»Maria, wirklich, ich …«
»Tu es, sofort!«
Sara war zu müde, um sich zu streiten. Sie nahm die Fernbedienung und stellte den Sender an, den Maria ihr nannte. Anfangs verstand sie nicht, warum sie ausgerechnet dorthin schalten sollte, aber dann wurden ihre Augen groß. Jared wurde dort gerade in Handschellen abgeführt. Nicols, der Rechtsanwalt, lief neben ihm, die Hände ebenfalls gefesselt. Im Gegensatz zu Jared, der den Blick gesenkt hielt und auf die Fragen der ihn umgebenden Reporter nicht antwortete, verteidigte der Anwalt sich lautstark.
Sara runzelte verwirrt die Stirn. »Was ist da passiert?«, hauchte sie fassungslos in ihr Handy.
»Räuberische Erpressung«, antwortete Maria. »Angeblich hat dein Exmann mehrere Senatoren auf seiner Liste, die er wahlweise bestochen, geschmiert oder erpresst hat. Die Polizei hat gestern die entscheidenden Beweise zugespielt bekommen, um einen Haftbefehl auszustellen.«
»Ist das wahr?« Auch wenn Sara es so deutlich vor sich auf dem Bildschirm sah, konnte sie es einfach nicht glauben.
»Das ist es«, bestätigte Maria ihr. »Susan Peters wurde ebenfalls aufgegriffen und wird gerade verhört.«
»Maria … weißt du, was das heißt? Ich habe eine Chance, die Agentur zu behalten!«
»Die wirst du in jedem Fall behalten. Deine Schulden wurden beglichen.«
»Von wem?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Aber laut einem sehr kleinlauten Mr Erie, der heute hier in der Agentur auftauchte, ist die Sache bereinigt.«
»Das kann doch nicht sein. Das ist alles zu schön, um wahr zu sein«, hauchte Sara.
Maria lachte. »Ich sagte es dir doch schon, es wird sich alles zum Guten wenden.« Sie sagte noch etwas, aber Sara hörte es kaum.
Maria verabschiedete sich von ihr, und Sara ließ das Handy einfach auf ihr Sofa fallen. Das konnte unmöglich wahr sein. Sie starrte den Bildschirm an, auf dem ein
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