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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gepflegte Hände hatte. Er war kein Kuli. Und er gehörte auch nicht zu den Typen, die man für solche Arbeiten für ein paar Dollar mieten konnte. Vor allem: Er schien gut zu sein. Hoffentlich war er gut. Auf Überraschungen konnte man sich in dieser Stadt und bei einem derartigen Unternehmen nicht einlassen.
    Das Boot lag zwar im Sichtschatten des Sampans, doch der Mond nahm zu und das Wasser schien ihr plötzlich verdammt hell. Keine Wolke trieb am Himmel.
    »Ich helf dir rauf.«
    Sie schüttelte den Kopf, prüfte mit den Fingerspitzen die Scheuerleiste und schwang sich katzengleich an Deck.
    Er folgte. Sie kauerten sich zwischen zwei Kisten. Sie griff in die Tasche und zog eine zweite Gesichtsmaske heraus.
    »Setz das auf.«
    Er zögerte, nickte schließlich, nahm die Baseball-Mütze ab und zog sich den Nylonstrumpf mit den Öffnungen für Augen und Mund über den Kopf.
    Sie zog ihre Stablampe heraus und hakte sie, ohne sie anzuschalten, an der Brusttasche fest. Licht gab es genug, Licht, das wie feiner, leuchtender Firnis alles überzog, Deck, Kisten, aufgerollte Seile, Ankerwinde, den Kabinenaufbau am Heck.
    Sie holte aus der Tasche ein schmales, schimmerndes Metall-Instrument und ging zur Kabine. Die Tür hatte einen Eisenrahmen. Das primitive Schloß ließ sich geräuschlos öffnen.
    Sie ließ die Taschenlampe aufleuchten und sah sich in der Kabine um. An den Wänden zogen sich Bänke entlang. Zusammengelegte Klappstühle und Klapptische nahmen den größten Teil des niederen Raums ein. Vermutlich wurden sie tagsüber an Deck aufgestellt.
    »Komm«, flüsterte Maya.
    Am Ende der Kabine gab es eine schmale Abtrennung mit einer rotgestrichenen Tür. Sie öffnete sich lautlos: Fleischgeruch, nein, der Gestank nach faulender Tierhaut. – Und so allgegenwärtig, als würde er von der Decke herabströmen und aus den Wänden kriechen. Dumpf und beizend drang er unter ihre Gesichtsmaske. Sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Dazu die feuchte, stickige Hitze …
    »Der Schrank.« Sie hob die Hand. Er nickte. Sie sagte: »Besser, du gehst raus an Deck und paßt auf.« Er nickte wieder.
    »Hör zu: Wir führen uns auf wie zwei Fremde im Bus. Gut, ich bin zugestiegen, aber du weißt schließlich, wer ich bin. Also: Wie soll ich dich nennen? Wie heißt du?«
    »Tan«, sagte er und verschwand lautlos.
    Maya drehte sich um, stöhnte angewidert und holte die Sony aus der Tasche.
    Sie ließ das Licht aufflammen und drehte den Betriebsschalter auf ›on‹. Die dreihundert Watt der Halogenlampe schonten nichts. In den ätzend grellen Helligkeitsbad bekam noch das winzigste Detail Gewicht. Die drei schwarzen Küchenschaben, die zwischen den Gumminoppen des Fußbodenbelags davonrannten, um in einer Ritze zu verschwinden. Das schmutzig-verfleckte Bettzeug auf der schmalen Schiffskoje. Die geistlosen blauen Augen der amerikanischen Playboy-Blondine, die mit Tesafilm über dem Bett angeklebt war und sie über ihre hochgewölbten Brüste anstarrte.
    Und der Schrank …
    Er war etwa zwei Meter fünfzig lang und reichte bis zur Decke. Er war sandfarben gestrichen, und als sie mit den Knöcheln daran klopfte, erkannte sie, daß er aus Metall, wahrscheinlich aus Aluminium bestand. Er besaß einen dieser Hebelverschlüsse, wie sie auch an großen Eisschränken verwendet werden. Sie legte die Hand auf den Griff und lauschte. Eine Welle schlug gegen den Schiffsrumpf … Nun konnte sie das Geräusch sehr genau vernehmen: Ein feines Summen, das Summen eines Elektromotors. Wieso? Was war mit dem Schrank los? War das Ding klimatisiert? Und warum? …
    Und dann sah sie den Grund. Aus dem Sockel führte ein Plastikrohr in die Ecke und von dort vermutlich ins Freie. Zumindest war die Bordwand hier mit einem Gummiring abgedichtet.
    Ein Entfeuchter. Was sonst? Der dünne Baumwollstoff ihrer Jogging-Bluse klebte ihr nun am Rücken, die Gesichtsmaske wurde unerträglich. Die Kabine besaß ein Fenster, doch es war mit Schrauben verschlossen. Wieso hielt dieser Idiot seine Sampan-Luke nicht geöffnet? Damit sein Entfeuchter nicht soviel schuften mußte, das war es doch …
    Maya drückte den Hebelverschluß nach unten.
    Die Tür schwang auf. Sie trat zwei Meter zurück, damit das Weitwinkel-Objektiv so viel wie möglich erfassen konnte. Der Kojen-Rand drückte in ihre Kniekehlen.
    Wieder ließ sie die Kamera laufen. Und betete dabei, daß das verdammte Licht niemandem auffiel. Sie fühlte ihr Herz schneller schlagen. Draufhalten, darauf kam es

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