Im Auge des Feuers
nicht, als er etwas länger als normal drinnen blieb. Sverre hat Karls Schlüssel an sich genommen und den Whiskey vergiftet. Der Mann kennt sich ja gut aus mit Chemikalien.«
Eira strich sich durch die Haare. »Nancy dürfte aus allen Wolken gefallen sein, als sie Sverre heute wieder in Fjelds Haus antraf, diesmal aber mit seinem wahren Gesicht.«
Eira machte noch eine kurze Pause und schlug sich dann heftig mit der flachen Hand gegen die Stirn. » Mein Gott, was waren wir behämmert! Sverre hat vorhin ja ausdrücklich nach ihr gefragt. So ein Hund. Sie muss noch immer im Keller sein! Der Herr Brandermittler hat natürlich dafür gesorgt, dass sie nicht gefunden wurde!«
Er riss die Papiere an sich und beorderte Verstärkung. Sie stürzten zum Auto. Sverres Kollegen blickten ihnen verdutzt hinterher.
Berger konnte sich nicht daran erinnern, jemals so rasant durch Tromsøs Straßen gefahren zu sein. Im Moment durfte sie sich aber nicht darüber beklagen, auch wenn sie heute dieses flaue Gefühl in der Magengegend gar nicht mehr loszuwerden schien.
»Sag mir eins, Eira. Hat dich nicht noch was anderes auf Sverre gebracht?«
Eira antwortete nicht sofort. Er musste ein paar empörten Fußgängern ausweichen. Dann räusperte er sich. »Deine Intuition funktioniert also auch. Ja, es war das Wort Schwelbrand . Sverre hat es vorhin, vor Fjelds Haus, so eigenartig betont. Es ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Daraufhin habe ich Benjaminsen gebeten, mir noch mal Sverres Biographie durchzugeben.«
Er passierte viel zu schnell eine große Kreuzung. Autos hupten. »Es gab schon mal einen Schwelbrand, für dessen Entstehung niemandeine Erklärung hatte. Kurz bevor Sverre hierherkam, war er in Ostnorwegen in einen mysteriösen Fall verwickelt – eine Frau ist in einem Hochgebirgshotel durch einen Schwelbrand ums Leben gekommen. Sverre hat das bei unserer ersten Begegnung nach dem Brand im Einkaufscenter kurz erwähnt, natürlich ohne Details zu nennen. Es wurde behauptet, die Frau habe im Bett geraucht und sei stark alkoholisiert eingeschlafen. Ihre Kleidung hatte in einem Haufen auf dem Bett gelegen, lauter Klamotten aus Kunstfasern. Sie waren in Brand geraten und hatten ein Gas freigesetzt, durch das sie gestorben ist.«
»Gab es in dem Hotelzimmer keinen Brandmelder?«
»Der löste erst nach langer Zeit Alarm aus. Da war sie schon tot. Das Ganze wurde als Unfall eingestuft. Ihre Familie war jedoch sehr skeptisch. Sie betonten, dass sie nie geraucht hatte und sehr zurückhaltend im Umgang mit Alkohol gewesen war.«
»Und Sverre?«
»Er machte zur gleichen Zeit einen Kurs im selben Hotel. Sie kannten sich. Einige behaupteten, dass sie eine Affäre gehabt hätten, die sie aber recht schnell beendet habe. Sverre bestritt das, sagte, sie seien nur gute Freunde gewesen. Jedenfalls muss er sich auffallend eifrig in die Ermittlungen hineingekniet haben.«
Berger machte innerlich drei Kreuze. Sie waren wohlbehalten vor Johans Haus angekommen, und sie hatte sich nicht einmal übergeben müssen.
Eira schlug die Autotür zu. »Das war ja klar. Kein Auto in der Auffahrt. Dunkle Fenster.«
Eira rüttelte an der Haustür. »Natürlich abgeschlossen.« Schnell fischte er die Schlüssel aus seiner Hosentasche und sperrte auf.
Aus der halb geöffneten Kellertür drang ein scharfer Brandgeruch. Und die dünne, wimmernde Stimme einer Frau.
Es dauerte einige Zeit, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnthatten. Das Licht war ausgeschaltet und so sollte es auch bleiben. Eira kannte sich mit feuergefährlichen Stoffen zwar nicht allzu gut aus; aber möglicherweise wäre es gefährlich, jetzt den Lichtschalter zu betätigen. Eine Explosion musste tunlichst vermieden werden. Außerdem schützte sie die Dunkelheit vor einem möglichen Angreifer.
Eira setzte die Füße mit größter Vorsicht auf die hinabführenden Stufen und signalisierte Berger, sich immer zwei Schritte hinter ihm zu halten. Er schlich um die Treppenbiegung.
Ganz hinten im Kellergang nahm er eine Bewegung wahr – ein schwarzer, geschmeidiger Schatten, der schnell näher kam. Das kurze Aufleuchten gelbroter Augen und gefletschte Zähne. Ein furchteinflößender, tiefer Kehllaut.
Aus einem der hinteren Räume tauchte Sverres Gestalt auf und der Befehl zum Angriff klang wie ein Peitschenknall.
Vierzig Kilo durchtrainierte Muskelmasse sprangen Eira entgegen. Er blockierte den Angriff mit dem linken Arm und schützte instinktiv seine Kehle. Die Zähne des
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