Im Auge des Feuers
ich. Ich bin mir absolut sicher. Er war es. Und ich weiß, dass er mich auch wiedererkannt hat, obwohl er sich nichtshat anmerken lassen. Eira, ich sage Ihnen, da hat sich für mich vieles zusammengefügt. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich lieber mal in Ihrem Büro darüber sprechen. Jetzt muss ich nämlich Besorgungen machen.«
Eira nickte langsam. »Natürlich. Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
Er schaute ihr nach, als sie erstaunlich leichten Schrittes davonging – bei solch einem massigen Körper … Es musste hart sein, körperlich fit zu bleiben, während der Geist nachzulassen begann.
Kapitel 11
17. Oktober 2007
»Traurige Geschichte.« Sverre Wikan nickte Eira kurz zu, als er am nächsten Tag zusammen mit einem der technischen Brandermittler im Polizeipräsidium eintraf.
Im grellen Licht der Bürolampen war die Brandverletzung, die Wikan auf seiner linken Gesichtshälfte hatte, deutlicher als bisher zu sehen. Die Narbe hob sich glänzend und rötlich von der blassen Haut ab. Eine Augenbraue fehlte. Sein Gesicht wirkte streng und irgendwie nackt. Dies war der erste Fall, den sie gemeinsam bearbeiteten. Wikan hatte eine vergleichbare Stellung in Ostnorwegen aufgegeben und war vor drei Monaten in den Norden gezogen.
Er holte Akten aus der Tasche. »Wir haben ein Brandmuster gefunden, das darauf hindeutet, dass das Feuer gelaufen oder an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen sein muss.«
»Wie erklären Sie sich das?« Eiras Blick war auf Wikan gerichtet.
»Wir haben einen zerbrochenen Flaschenhals mit einem Stofffetzen darin gefunden. Es könnte sich um eine Art Molotowcocktail handeln«, fügte Wikan erklärend hinzu. »Zudem lagen in einer Ecke Glasscherben. Und an einigen Stellen an der Wand war ein stärkeres Brandmuster im Holz wahrzunehmen. Das bestätigt unsere Meinung, dass da drinnen Benzin oder etwas anderes Brennbares ausgespritzt worden ist. Vermutlich kam die Flüssigkeit aus einer Flasche, die man an der Wand zerschlagen hat.«
Sein Kollege machte ein Zeichen, dass er etwas sagen wollte. »Wir haben Proben aus den Ritzen zwischen Boden und Wand genommen.Sie werden uns genauer Auskunft über die brennbare Substanz geben.«
»Kann der Alkoholiker betrunken eingeschlafen sein, ohne zu merken, dass etwas die Pappe entzündet hat?« Benjaminsen starrte gedankenverloren aus dem Fenster, wo noch pechschwarze Finsternis herrschte.
»Das ist natürlich eine der vielen Möglichkeiten, die man erörtert.« Wikan klang unerwartet nachsichtig.
»Molotowcocktail?« Eira schmeckte dem Wort nach. »Warum um Himmels willen sollten wir es mit so was zu tun haben? Wenn solche Begriffe ins Spiel gebracht werden, denkt man doch wohl in erster Linie an Sabotage und Terror.«
»Um die Neubauten unten am Hafen hat es heftige Diskussionen gegeben. Der Brand kann gelegt worden sein, ohne dass man wusste, dass sich darin jemand befand.«
»Auf die erstaunliche Schnelligkeit, mit der das Feuer um sich gegriffen hat, haben wir bereits hingewiesen.« Wikan schwieg einen Augenblick und sah immer noch zögerlich aus, als er weitersprach: »Möglicherweise müssen wir den Schluss ziehen, dass es Brandstiftung war. Weniger wahrscheinlich ist ein Unfall, also unvorsichtiger Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten vom Betrunkenen selbst oder jemandem, der dort mit ihm zusammen war. Wie dem auch sei, wir haben nicht nur große Schäden an einem Neubau, der viele Millionen Kronen gekostet hat, sondern dazu noch einen Todesfall. Eine bedauerliche und sehr überraschende Tatsache. Das Gebäude hätte leer sein sollen, abgeschlossen und unzugänglich, außer für Personen, die einen Schlüssel haben. Die sind alle befragt worden. Keiner war nach Feierabend in dem Gebäude.« Er fuhr fort, ohne Zeit für Fragen zu lassen. »Die Nachricht von dem Brand haben wir in der Nacht kurz vor halb drei erhalten. Der Tote ist in einem Raum in der Nähe der Garageneinfahrt gefunden worden. Die Tür war geschlossen und derRaum bestand aus Holz und solidem Betonboden.« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Erinnert ein bisschen an den Brand, den wir letztes Jahr in Ostland untersucht haben. Ein neues Hochgebirgshotel, in dem alle möglichen Brandschutzmaßnahmen vorgenommen worden waren. Das nützt aber nicht viel, wenn die Leute betrunken im Bett rauchen und in einem Haufen synthetischer Kleidung einen Schwelbrand auslösen.«
»Ich war gerade bei den Gerichtsmedizinern«, warf Eira ein. »Vennestad bestätigt Ihre
Weitere Kostenlose Bücher