Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
Vom Netzwerk:
stockte, „international – wow.“
Le Calvitie – tueur de hache à terroriser Paris
6 . Von der Spitze des Stapels stach ihm die aktuelle Ausgabe des
Le Matin
7 entgegen.
    „Haben Sie das hier schon gelesen?“
    „Und Jürgen?“, mampfend in seine Butterstulle beißend, sah Emons ihn an, „bist du froh, wieder hier unten zu sein?“ Stille. „Jürgen?“ Er seufzte leise. Gott, der Alte war wieder völlig in seinem Element. Grummelnd, die Kaffeetasse in der Linken, das Skalpell in der Rechten und das Nikotinbrötchen zugbereit zwischen den Lippen, huschte er zwischen den Regalkühlsystemen hin und her. Schrank auf, Leiche raus, Leiche rein, Schrank zu, Schrank auf, Leiche raus, Leiche rein, Schrank zu und erneut.
    „Was ist denn los, Jürgen?“ Schmatzend trat Emons näher. „So aufgebracht kennt man dich gar nicht!“
    „Simon! Da bist du ja!“ Und als wäre er gerade erst aufgetaucht, drehte sich Noll nun endlich zu ihm um. „Der Glatzkopf! Du weißt schon …“, fragend zog er an seiner Zigarette, „die Lieferung aus Wien – hast du den irgendwo gesehen?“

Sonderhaftanstalt der Sicherheitsstufe 3, Brüssel, Belgien.
    Etwa zwei Minuten saßen sie sich jetzt gegenüber. Gesagt hatte noch keiner von ihnen beiden etwas, und momentan schien sein Besucher auch weitestgehend in die Unterlagenmappe vor sich vertieft zu sein.
    Schütz nutzte diese Zeit und musterte ihn eingehend. Angeblich sein neuer Anwalt. Das zumindest hatte er einem Gespräch der zwei schwachsinnigen Hilfssheriffs, die ihn eben von seiner Zelle aus hergeführt hatten, entnehmen können.
    Definitiv, und das war offensichtlich, saß da mal eine Menge Geld vor ihm. Die schwarzen italienischen Slipper und der dunkle maßgeschneiderte Anzug sprachen einfach für sich. Reine graue Schurwolle, nichts von der Stange – da kannte er sich aus. Auch der gepflegte rotbraune Bart der seinem Gegenüber da im Gesicht stand, das war nicht einfach mal so daheim vor dem Rasierspiegel passiert.
    Nein, bedächtig faltete Schütz die Hände, als Pflichtverteidiger arbeitete dieser Kerl nicht. Und wenn er ihn einfach tötete? Ihn ausbluten ließ? Ein bißchen Spaß war ja wohl nicht zuviel verlangt. Vielleicht mit dem schicken Füller, dort, etwa einen halben Meter von seiner linken Hand entfernt. Ja, mit seinem eigenen Füller. Ein kurzer, gezielter Stich in die Halsschlagader und –
Bäääämm
! Mit etwas Glück würden ihm die italienischen Schühchen sogar passen und lebenslänglich hatte er eh schon.
    Doch wirklich, ganz schön mutig von Captain Rotbart, dass er die Wärter rausgeschickt hatte. Selbst die Handschließen hatte man ihm abgenommen. Blieb bloß noch diese lästige Fußfessel …
    „Denken Sie nicht mal dran, Herr Schütz“, murmelte der Kerl am anderen Ende des Tisches jetzt und sah auf. „Hier“, er schob ihm eine Visitenkarte rüber, „Sie wissen, warum Sie mit mir hier sind?“
    „Nun, Herr äh …“, einen kurzen flüchtigen Blick auf die Karte werfend, sah Schütz ihn herausfordernd an, „Herr Ruths, ganz sicherlich nicht wegen meiner schönen Augen, richtig?“ Er grinste frech.
    Und als wären sie auf einem Art Possenreißer-Wettbewerb, begann der ominöse Herr Ruths nun auch zu Grinsen. Nein, eigentlich war es schon mehr ein Feixen was ihm da im Gesicht stand. Dass er sich nicht vor lauter Übermut auf die fein betuchten Schenkel schlug, war alles.
    „Der war gut“, sagte er dann, und seine Mimik fror von einer auf die andere Sekunde wieder ein. „Wiener Opernball 1998, 23:10 Uhr, goldene sternförmige Manschettenknöpfe … Und?“ Er machte einekurze Pause. „Wissen Sie jetzt, für wen ich arbeite?“ Gönnerhaft hielt er Schütz eine Dose mit Pfefferminzbonbons hin.
    Stille.
    „Ja, ich erinnere mich – natürlich“, murmelte der dann schließlich nach ein paar Sekunden.
    „Wie schön.“ Ruths nickte zufrieden. „Und jetzt“, mit einer weibischen Handbewegung ließ er die Dose wieder in der Jacketttasche verschwinden, „da wir die Fronten geklärt haben – hier, unterschreiben Sie das.“ Und ein einzelnes weißes Blatt Papier aus seinen Unterlagen ziehend, reichte er Schütz seinen Füller.
    „Was ist das?“ Der sah ihn skeptisch an.
    „Ihre Begnadigung“, antwortete Ruths und schob ihm das Blatt auf seine Tischhälfte rüber. „Agent Missy Miller …“
    „Ihr verdanke ich, dass ich hier drin bin …“ Nachdenklich begann Schütz sich durch das Kleingedruckte zu kämpfen.
    „Wissen wir.“

Weitere Kostenlose Bücher