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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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bewaffneter Raubüberfälle, zuletzt unter falschem Namen gelebt hätte. Und schließlich, dass seine Vermieter, Tom und Anna Reed, in seine Wohnung eingedrungen wären, als sie einen Feueralarm hörten, und ihren Untermieter aufgefunden hätten – tot, wahrscheinlich durch eine Überdosis. Die Polizei verweigerte momentan jeden Kommentar zu dem Fall, bis auf die Versicherung, dass man allen Hinweisen im Shooting-Star-Raub gewissenhaft nachging.
    Tagelang hatten sie das Haus beobachtet – und Will war längst tot gewesen. Jack ballte die Hände zu Fäusten, bis die Nägel in seine Handflächen schnitten. Bobby war tot, und er konnte niemanden dafür bezahlen lassen, nie mehr Rache nehmen. Der Typ hatte sich einfach aus der Affäre gezogen, indem er abgekratzt war.
    »Schätze, wir sollten langsam über den Abflug nachdenken«, sagte Marshall.
    Jack packte die Zeitung und knüllte sie zusammen. Er zerknautschte Wills Gesicht zu einem kompakten Ball und pfefferte es in den Mülleimer auf der anderen Seite des Tresens. Ein Trucker, der zwei Stühle weiter saß, blickte scharf auf. Jack starrte zurück. »Hast du ein Problem?« Der Trucker schüttelte schnell den Kopf und wandte sich wieder seinen Spiegeleiern zu. Aber Jack fixierte ihn weiter, bis die Hand mit der Gabel zitterte.
    Marshall räusperte sich. »Hast du mir überhaupt zugehört? Es ist Zeit für den Abflug, jetzt, wo er tot ist.«
    »Eine Überdosis, verdammt nochmal! Der Kerl ist einfach eingepennt, als würde er ein Nickerchen halten.«
    »Hey. Du hast deine Rache bekommen. Sein Neffe hatte kein schönes Schicksal.«
    »Das reicht mir nicht.«
    »Willst du vielleicht noch auf sein Grab pissen? Meinetwegen. Zwei Six-Packs, und der Arsch bekommt einen Salut von uns, auf dem er bequem ins Jenseits schaukeln kann. Aber dann hauen wir ab.«
    Jack rieb sich die Augen, drückte mit aller Kraft auf die Lider. Blutig-violette Sterne tanzten in der Finsternis. »Da stand nichts von dem Geld.«
    »So was geben die nie bekannt.«
    »Vielleicht. Aber wenn es in der Wohnung gewesen wäre, hätten wir es gefunden.«
    »Dann hat er’s eben irgendwo anders gebunkert. Die Stadt ist groß.«
    Jack nahm einen kalten, bitteren Schluck Kaffee. Was wusste er über Will? Nicht viel, wenn er ehrlich war. Sie hatten ein paar Jobs zusammen durchgezogen, aber der Kerl war nicht sehr gesprächig gewesen. Wenn er das Geld bei einem Kumpel untergebracht hatte, würde Jack kaum herausfinden, bei wem. Gut möglich, dass es ganz und gar unauffindbar war. Irgendein Schließfach, die Miete auf Jahre im Voraus bezahlt – vierhundert Riesen, die herrenlos herumgammelten. Jack sah Bobby vor sich, wie er auf den Koffer starrte und vor Staunen strahlte. Sein Bruder war für dieses Geld gestorben.
    »Er wird mich nicht besiegen«, sagte Jack.
    »Wer?«
    »Ich gehe nicht. Nicht ohne das Geld.«
    »Welches Geld?« Marshall zuckte die Achseln. »Das Geld ist futsch, Mann.«
    »Wir könnten nochmal in seiner Wohnung nachsehen.«
    »Und wozu? Du hast doch selber gesagt: Wenn es da gewesen wäre, hätten wir es gefunden.«
    »Irgendwas werden wir finden. Irgendeinen Hinweis.«
    »Du meinst, er hat ’ne Schatzkarte gemalt?«
    »Vielleicht ein Adressbuch. Dann könnten wir seine Freunde durcharbeiten. Oder eine Quittung für ein Schließfach.« Vor Jacks geistigem Auge erschien sein Vater, wie er sich über eines der Holzflugzeuge beugte, an denen er stundenlang arbeitete. Seine knorrigen Hände bewegten sich vorsichtig und langsam, während er mit einem kleinen Stückchen Balsaholz Kleber auf eine Flügelverstrebung auftrug. Als er beim Auf blicken bemerkte, dass er von seinem Sohn beobachtet wurde, sagte er in seinem Englisch mit dem starken Akzent: Erst ein Fuß, dann der andere, synu. So schaffst du alles.
    Marshall sog die Luft durch die Zähne ein und trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tresen. »Ich weiß nicht, Jack.«
    »Moment mal. Könnte es nicht sein, dass sie sich mit Will angefreundet hatten? Dann wüssten sie vielleicht, mit wem er sonst so bekannt war …« Dann kam Jack eine noch bessere Idee. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Alles Schwachsinn. Es ist ganz anders. Sie waren in seiner Wohnung. Vor uns. Vor den Cops.«
    »Wer denn?«
    »Seine Vermieter.« Jack schaute sich um. »Tom und Anna Reed.«
     
    »Glauben Sie mir, mich ärgert das genauso wie Sie.« Christopher Halden lehnte sich zurück. Seine Füße lagen auf dem Tisch, den er sich mit Karpinski teilte, dem

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