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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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hätten –«
    »Wenn wir gewusst hätten, woher das Geld wirklich stammt, hätten wir es schön liegen gelassen und die Cops gerufen. Aber woher sollten wir das wissen? Wirklich, sag mir das. Okay, Bill war ein ziemliches Arschloch, aber wer schaut sich denn seinen Nachbarn an und sagt: ›Mensch, ich glaube, der Typ ist ein Gewaltverbrecher!‹« Sie winkte ab. »Du hast ja selbst gemeint, dass er wie ein Einsiedler gelebt hat. Also lag es doch viel näher, dass er sein ganzes Geld zu Hause gebunkert hat, als dass er vor irgendeinem Verkäufer mit der Waffe rumwedelt.«
    »Verkäufer? Jetzt tu nicht so naiv. Diese Summe wird er kaum aus der Supermarktkasse geklaut haben. Ich glaube, nicht mal in einer Bank kann man mal eben vierhundert Riesen stehlen. Nein, dieses Geld hat Bill irgendwem abgenommen. Vielleicht derselben Person, die heute unser Badezimmer vollgeschissen hat. Darauf bist du wohl noch nicht gekommen?«
    »Doch, natürlich.«
    »Und du willst es trotzdem behalten.«
    »Jetzt hör mir mal zu, Liebling. Wenn ich nicht naiv sein soll, darfst du dich auch nicht dumm stellen.« Anna lehnte sich gegen den Küchenschrank. »So leicht ist das nicht mehr. Wir können nicht einfach hingehen und sagen ›Hier ist das Geld, tut uns leid!‹«
    Tom schüttelte den Kopf, kippte den Rest seines Drinks hinunter und goss sich fünf weitere Zentimeter Maker’s Mark Bourbon Whiskey ein, diesmal ganz ohne Wasser. Er drehte den Deckel auf die Flasche, trank aber nicht, sondern ließ das Glas auf der Theke stehen und legte die Hand an die Stirn. Als er sprach, waren seine Augen noch immer verdeckt. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das Geld, das wir schon ausgegeben haben, wieder zurückzubekommen.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    »Vielleicht kann man die Transaktionen noch stoppen. Ich meine, das lief doch über die Kreditkarten, oder? Dann können wir das Geld einfach wieder abheben.«
    »Fünfundzwanzig gingen direkt an die Klinik. Die sehen wir nicht wieder. Und was den Rest angeht, willst du die Karten wirklich auf einen Schlag mit fünfzig Riesen belasten? Wir standen sowieso kurz vor der Pleite. Wenn wir das tun, sind wir noch schlimmer dran als zuvor. Willst du vielleicht das Haus aufs Spiel setzen?«
    »Na gut, dann geben wir eben nur den Rest zurück. Die Cops wissen schließlich nicht, wie viel es am Anfang war.«
    Anna zog die Augenbrauen zusammen. »Dann muss nur ein schlauer Detective daherkommen und unsere Finanzen überprüfen. Und Detective Halden sieht ziemlich schlau aus, oder?«
    »Ja, aber er wollte uns warnen. Er wollte uns helfen.«
    »Helfen? Der wollte nicht helfen, der hat nur mal den Angelhaken ausgeworfen, damit wir einen Fehler machen und uns verplappern. Halden ist ein Cop. Denkst du etwa, wir müssen ihm nur das Geld überreichen, und schon ist alles vergeben und vergessen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir wegen so was im Gefängnis landen.«
    »Vielleicht hast du Recht. Aber was wird uns der Anwalt kosten?« Anna schüttelte den Kopf. »Wenn wir jetzt die Segel streichen, haben wir am Ende doppelt so viele Schulden wie zuvor. Dann müssen wir das Haus verkaufen, vielleicht sogar Privatinsolvenz anmelden. Und alles für ein Kleid, das man eh nie anziehen kann, und eine Sonnenbrille, du die in ein paar Wochen verloren hast.«
    Tom starrte sie an. »Anna. Heute wurde bei uns eingebrochen. Ehrlich gesagt ist es mir scheißegal, wie viel Schulden wir haben. Jetzt reiß dich mal zusammen!«
    Anna erwiderte seinen vorwurfsvollen Blick. »Vielleicht solltest du dich mal zusammenreißen. Ja, bei uns wurde eingebrochen, ja, irgendwer hat die Wohnung durchsucht, aber nichts gefunden! Tja, jetzt wissen sie also, dass das Geld nicht hier ist. Und niemand ahnt, dass wir irgendwas damit zu tun haben.«
    »Du glaubst, die geben einfach so auf?«
    »Und du glaubst, die geben auf, wenn wir zu den Cops rennen? Ich meine, wir können ja schlecht ein Schild aufstellen: ›Wir haben das Geld der Polizei ausgehändigt, also lasst uns jetzt bitte in Ruhe!‹ Und überhaupt, wie sollen sie darauf kommen, dass ausgerechnet seine Vermieter das Geld haben? Wer auch immer das war, glaubt jetzt wahrscheinlich, dass der Kerl es irgendwo anders versteckt hat. Natürlich haben sie zuerst in seiner Wohnung nachgeschaut, aber jetzt werden sie woanders suchen!«
    Darauf wusste er nichts zu sagen. Tom stützte sich mit den Ellbogen auf die Theke, das Glas zwischen den Händen. Anna kannte diese

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