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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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gewesen.«
    »Ja, im Zusammenspiel mit einem Herzfehler. Aber das ist nicht alles, noch lange nicht. Sein Vermieter, ein Typ namens Tom Reed –«
    »Du bleibst dabei, dass der Tod ein Unfall war?«
    »Ja.«
    »Mehr muss ich nicht wissen. Wühl nicht in abgeschlossenen Fällen herum, sondern schnapp dir deinen Kram und fahr zu deiner Leiche. Victor spielt die erste Geige, du bist die Verstärkung.« Johnson wandte sich wieder der Akte zu, was wohl so viel heißen sollte wie: wegtreten.
    Halden war so frustriert, dass er nicht über seine Worte nachdachte. »Es geht um den Shooting-Star-Raub.«
    Johnsons Kopf fuhr blitzartig in die Höhe. Er setzte sich auf und beugte sich nach vorne. »Was? Hast du etwa eine Spur?«
    In diesem Moment rauschte die ganze Geschichte wie ein Film vor Haldens innerem Auge vorbei. Eine Chance, den Shooting-Star-Raub aufzuklären? Vergiss es. Sämtliche hohen Tiere würden sich darauf stürzen, die Politfritzen würden alles tun, um vor der Kamera zu landen. Ihn, den kleinen Detective, würden sie mit einem Handschlag und einem Schulterklopfen abspeisen, er wäre nichts weiter als eine Randbemerkung im Abschlussbericht, während Johnson oder einer aus der gleichen Clique aufsteigen würde.
    Dieselbe Scheiße hatte er sein ganzes Polizistenleben mitgemacht. Ohne allzu gründlich nachzudenken, was er da gerade tat, sagte Halden: »Nein, nein, nichts dergleichen.«
    Der Lieutenant kniff die Augen zusammen. »Sicher?«
    »Sicher.« Halden räusperte sich. »Ich wollte nur mal nachfragen, ob sich irgendwas getan hat in dem Fall. Schließlich hatte ich mich um Tuttle gekümmert …«
    Johnson fixierte ihn noch für einen Moment, bevor er den Kopf schüttelte. »Wenn es was Neues gibt, wirst du informiert.« Er lehnte sich zurück. »Und jetzt fährst du bitte zu deiner Leiche.«
    »Klar«, hatte Halden geantwortet.
    Doch natürlich war er nicht zu der Leiche gefahren, er hatte nicht mal Victor gebeten, ihn zu decken. Stattdessen hatte er seinen ehemaligen Partner angerufen und zum Essen eingeladen. Victor Tully.
    Die Barkeeperin stellte den Whiskey vor ihm auf die Theke. Halden kippte ihn hinunter und sorgte mit einem Nicken für Nachschub.
    Tully kam zwanzig Minuten zu spät, aber als er kam, legte er einen eindrucksvollen Auftritt hin, scherzte mit der Kellnerin und klatschte Halden die Hand auf die Schulter. Tully war ein Bär von einem Mann, mit einem großen roten Gesicht unter der Halbglatze und einem Doppelkinn, das selbst ein Doppelkinn hatte. »Chris Halden, du erbärmliche Bohnenstange. Was findet Marie nur an dir?«
    »Meine Güte, Larry! Bekommt dir anscheinend gut, dein eigener Herr zu sein.«
    »Worauf du wetten kannst.« Tully drehte sich ins Profil und tätschelte seine Wampe. »Macht mir fast ein schlechtes Gewissen, dass du zahlen musst.«
    Die Kellnerin führte sie zu einem Tisch, auf dem sie gleich noch zwei ledergebundene Speisekarten ablegte. Auf dem Flügel in der Ecke klimperte ein Typ in einer hellgelben Weste, der Raum lag in gedämpftem, weichem Licht. Halden bestellte eine weitere Runde, zweimal Bud, zweimal Jim Beam, und kurz darauf landeten auch schon die Steaks auf dem Tisch – ein Porterhouse-Steak mit geschmolzenem Gorgonzola für Tully, lieber Himmel –, dazu jeweils eine Ofenkartoffel und Caesar Salad. Während des Essens tauschten sie Neuigkeiten aus und rissen Witze über ihre gemeinsamen Tage auf der Straße. Erst als Tully den letzten Bissen in den Mund gesteckt, die Serviette auf den Teller gelegt und sich mit einem zufriedenen Seufzer zurückgelehnt hatte, kam Halden zur Sache und fragte, was Tully über die Reeds herausgefunden hatte.
    »Ist denen vielleicht vor kurzem ein reicher Onkel gestorben?« , fragte Tully im Gegenzug.
    »Was soll das heißen?«
    Tully nahm einen Schluck Bier. »Du hattest Recht. Die beiden sind wirklich zu Geld gekommen.«
    Halden spürte, wie sein Puls beschleunigte, und bemühte sich, ein ausdrucksloses Gesicht zu bewahren. »Erzähl weiter.«
    »Ich hab einen Kumpel bei der Citibank angerufen. Die Reeds haben gerade ihre Schulden bei Visa bezahlt. War ’ne schöne Stange Geld. Fünfzehn Riesen.«
    Fünfzehn Riesen. Halden erinnerte sich an die Unschuldsmienen, die sie bei seinem zweiten Besuch gezogen hatten. Wie beleidigt sie getan hatten ob der bloßen Vermutung, dass sie unrechtmäßig etwas an sich genommen haben könnten! Unglaublich, diese Menschen. »Und es gibt keinen Zweifel? Ich meine, auf deine Quelle ist

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