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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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oder die schriftliche Zustimmung eines Richters braucht, um –«
    »Das ist nicht fürs Gericht.«
    Noch eine Pause. »Also was Persönliches?«
    »Nicht direkt. Nur so ein Gefühl. Nichts Offizielles.«
    Ein lauter Seufzer. »Das heißt: keine Bezahlung.«
    »Ich lad dich zu ’nem Steak ein. Und meine ewige Dankbarkeit ist dir sowieso sicher.«
    »Ich Glückspilz.« Tully räusperte sich. »Okay, was soll’s, bist schließlich ein guter Mann. Gib mir ein paar Tage. Gratisjobs werden eingeschoben, wenn ich Zeit habe.«
    »Ich bin dir was schuldig.«
    »Ja, ja, schon klar. Erinner mich dran, wenn du den Jackpot geknackt hast.«
    Der Briefkasten war leer. Merkwürdig, bei der Unmenge an Werbung, die ihnen sonst ins Haus flatterte, aber Anna dachte nicht weiter darüber nach. Wahrscheinlich ein neuer Briefträger. Sie stieg die Treppe hoch und öffnete die Wohnungstür.
    Sofort piepte die kleine Bedienkonsole der Alarmanlage, und Anna tippte schnell den Code ein. Das Ding machte ihr ein bisschen Angst, denn sie hatte noch nie in einem Haus mit Alarmanlage gelebt. Eigentlich war sie ganz leicht zu bedienen, aber Anna hielt es trotzdem für eine Frage der Zeit, bis sie einmal vergessen würde, die Anlage zu deaktivieren, oder den falschen Code eingab – um schließlich in ihrer eigenen Wohnung von einem stämmigen Sicherheitsmann zu Boden gerissen zu werden.
    Gleich am ersten Tag nach dem Einbruch hatte Tom angerufen und einen Termin vereinbart. Wieder mal musste er den großen Beschützer spielen. Natürlich konnten die Leute von der Sicherheitsfirma nur zu den Geschäftszeiten kommen, und natürlich hatte Tom eine wichtige Konferenz, so dass Anna abermals krankmachen musste. Glücklicherweise ging nur der Anrufbeantworter dran, als sie ihre Chefin anrief – Lauren wäre sicherlich nicht sehr erfreut gewesen. Dabei war es halb so wild, da sie den Nachmittag sowieso freigenommen hatte, um auf ihren kleinen Neffen aufzupassen.
    So hatte Anna den Vormittag damit verbracht, einem Team höflicher Techniker zuzuschauen, wie sie in ihre Trockenbauwände schnitten und Sensoren an den Fenstern anbrachten. Einer von ihnen hatte ihr dann Schritt für Schritt das komplette System erklärt: wie man den Code eingab, wie man ihn änderte und so weiter. Tom hatte das Beste vom Besten bestellt. Eine Besonderheit war, dass man einen Code mit einer zusätzlichen Ziffer eingeben konnte, einen sogenannten Panic Code. Dieser Code würde zwar das Alarmsignal abstellen, aber zugleich einen Hilferuf an die Polizei absetzen. Nicht schlecht. Und sobald sie sich um das Geld gekümmert hatte, würden sie noch sicherer sein.
    Bei dem Gedanken daran fühlte Anna sich gleich wieder schuldig, aber sie schob das Gefühl beiseite. Schließlich war es eine reine Vorsichtsmaßnahme. Sollte Tom davon erfahren, wäre er zugleich fuchsteufelswild und zutiefst verletzt, und natürlich wollte sie das nicht. Aber hatten sie sich nicht darauf geeinigt, dass es am besten wäre, wenn keiner von ihnen das Geld anrührte? Nur so würden sie sich nicht verdächtig machen. Also konnte Tom nur hinter ihren Alleingang kommen, wenn er selbst gegen die Vereinbarung verstieß.
    Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.
    Annas Handy klingelte – ihr Büro. Sie blickte auf die Nummer, dachte kurz darüber nach, den Anruf anzunehmen, und entschied sich dagegen.
     
    »Warum krallen wir sie uns nicht einfach?«, fragte Marshall, den Mund voller Chips. »Falls sie irgendwas weiß, bekommen wir’s sicher schnell aus ihr heraus.«
    »Wir wissen nicht, ob sie überhaupt was mit Will zu tun hatte. Noch nicht.« Jack wartete, bis Anna Reeds Pontiac von der Racine Avenue in die Wolfram Street eingebogen war, bevor er sich ebenfalls in die Abbiegespur einordnete, einige Autos hinter ihr. »Wenn ihr was zustößt, werden die Cops sofort vermuten, dass es mit Will zusammenhängt. Dann legen die richtig los, und wir haben unsere Chance verspielt.« Jack sagte immer »Cops«, niemals »Bullenschweine« oder Ähnliches. Er kannte zu viele aufrechte Landsleute, die diesen Fehler gemacht hatten. »Nein, zuerst müssen wir sichergehen.«
    »Sie hält an.«
    »Ich seh schon.« Jack bremste neben einer freien Parklücke. Gott segne die Innenstadt! In den Vororten konnte es sogar ein Zivilist bemerken, wenn er verfolgt wurde. Aber hier, vor allem in diesem gestohlenen schwarzen Honda, waren sie unsichtbar – einfach Nachbarn wie jeder andere. Er setzte den Blinker und parkte

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