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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verzogene Luke, an der das Geschöpf zornig zerrte, in der stählernen Einfassung. Endlich öffnete sich die Tür des Aufzug, und ich wirbelte sofort herum, da ich mir sicher war, daß wir jetzt ringsum vom Nimmerland umgeben waren und sich weitere Bestien zu jener auf dem Dach gesellen würden.
    Wir waren im Erdgeschoß. Im Hangar war es lauter als auf einer Silvesterparty in einem Bahnhof voller heulender Wölfe, wo eine Punkband mit nuklearen Verstärkern aufspielte.
    Aber die Umgebung war als Hangar erkennbar: kein roter Himmel, keine schwarzen Bäume, keine Ranken, die sich wie Korallenschlangen wanden.
    Von oben kam immer noch der wilde Lärm. Allmählich schien sich die Luke aus dem Rahmen zu lösen.
    Der Aufzug wippte immer heftiger auf und ab. Der Boden bewegte sich in Relation zum Hangarboden wie ein Bootsdeck bei rauher See gegenüber dem Hafenkai.
    Ich gab Doogie die Uzi zurück, schnappte meine Schrotflinte und folgte dem Walzerkönig in den Hangar. Wir sprangen über die stürmische Schwelle, dicht gefolgt von Bobby und Orson.
    Sasha und Roosevelt scheuchten die Kinder aus der Kabine.
    Rumpelmauser verließ sie als letzter, nachdem er noch einmal neugierig zur Decke hinauf geblickt hatte.
    Im selben Augenblick, als Sasha sich umdrehte, um die Kabine mit ihrer Schrotflinte zu sichern, wurde die Luke aus der Decke gerissen, und das Monster kam hindurch. Die schwarzen Lederflügel waren zusammengeklappt, während das Biest nach unten fiel, doch dann breitete es sie aus, bis sie die ganze Kabine ausfüllten. In den schlanken, schuppigen Gliedern des Monstrums spannten sich sprungbereit die Muskeln. Der Schwanz peitschte gegen die Kabinenwände.
    Die Augen blitzten silbrig. Das brutale Maul schien mit rotem Samt gesäumt zu sein, aber die lange gespaltene Zunge war schwarz. Ich erinnerte mich an die samenkapselartigen Geschosse, die es auf Lumley und Hodgson abgefeuert hatte. Als ich Sasha eine Warnung zuschrie, kreischte der Dämon auf. Sie feuerte eine Schrotladung ab, und bevor sie noch von wimmelnden Parasiten zersiebt wurde, brach der Aufzug zusammen, und die Kabine stürzte gemeinsam mit dem kreischenden Geschöpf nach unten, gefolgt von Kabeln, Gegengewichten, Rollen und Stahlträgern.
    Da die Bestie Flügel hatte, rechnete ich erst damit, daß sie sich aus den Trümmern erheben und den Schacht hinaufflattern würde, aber dann sah ich, daß der Schacht gar nicht mehr existierte. Statt dessen blickte ich in die sternenerfüllte Leere, die ich in dieser Nacht bereits schon einmal gesehen hatte, dort, wo sich das Treppenhaus am Fuß des dritten Untergeschosses hätte befinden sollen.
    Verrückterweise mußte ich an den Zauberschrank denken, der als Eingang ins wundersame Land Narnia diente, an Spiegel und Kaninchenlöcher, die in ein bizarres Reich führten, das von einer Spielkartenkönigin beherrscht wurde. Gott sei Dank war es nur ein vorübergehender Anfall von Wahnsinn.
    Nachdem ich mich einigermaßen davon erholt hatte, wandte ich das Pu-Prinzip an und akzeptierte mutig alles, was ich gesehen hatte - und immer noch sah. Ich führte unsere unerschrockene Schar durch den Hangar, in dem megaunheimliche und hypergruselige Dinge geschahen, führte sie durch dieses Nimmerland der vergangenen, gegenwärtigen, zukünftigen und seitwärts gerichteten Zeit, sagte kurz hallo zu einem verdutzten Phantomarbeiter mit Schutzhelm, richtete die Schrotflinte auf drei Geister, die den Eindruck erweckten, als könnten sie uns Schwierigkeiten machen, während ich gleichzeitig mein Möglichstes tat, solchen Stellen auszuweichen, die von einem Objekt eingenommen wurden, das sich in Kürze aus einer anderen Zeit heraus materialisierte. Wenn jemand behauptet, daß das keine besondere Leistung war, dann ist er eben ein Scheißkerl. Wir befanden uns zunächst abwechselnd in einem dunklen und verlassenen Lagerhaus und im trüben roten Licht einer Zeitverschiebung, doch schon zehn Schritte weiter spazierten wir durch einen bestens ausgeleuchteten und betriebsamen Bereich, der von Geistern bevölkert war, die genauso stofflich wie wir waren. Der schlimmste Augenblick war der, als wir durch einen roten Nebel kamen und plötzlich außerhalb des Lagerhauses standen, obwohl wir noch weit vom Ausgang entfernt waren. Plötzlich waren wir nämlich inmitten einer Landschaft, in der massenhaft schwarze Pilze zu baumartigen Gestalten emporwucherten und nach einem roten Himmel griffen, an dem zwei trübe Sonnen knapp über dem Horizont

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