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Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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keine außergewöhnlichen Vorkommnisse ereignet. Andere Menschen erinnerten sich an diese Zeit: was sie getan oder gesagt hatten. Nur ihm, Alessandro Mattani, fiel nicht das Geringste mehr ein.
    Mit bebendem Atem nahm er die Broschüre genauer in Augenschein. Es war die Werbeanzeige eines Luxushotels in Melbourne. Alessandro wartete ab, doch es wollte sich keine weitere Erkenntnis einstellen. Er war nie in dieser Stadt gewesen.
    Jedenfalls nicht, dass er wüsste.
    Widerwillen stieg in ihm auf, aber eine emotionale Reaktion würde ihm in diesem Moment nicht weiterhelfen. Auch wenn ihn das Gefühl, etwas Wesentliches versäumt zu haben, manchmal in den Wahnsinn zu treiben drohte.
    Wieder betrachtete er den Flyer. Eine Frau, die Empfangsdame des Hotels, begrüßte strahlend ein gut aussehendes Paar, das zum Einchecken an die Rezeption kam. Die Umgebung wirkte opulent bis ins Detail, aber dem schenkte Alessandro keinerlei Aufmerksamkeit. Schließlich war er buchstäblich im Luxus aufgewachsen. Doch die abgebildete Frau … sie erregte definitiv sein Interesse.
    Je länger er sie betrachtete, desto stärker bildete sich in seinem Verstand eine diffuse Vorahnung heraus. Sein Blut floss schneller durch die Adern, und die Haut an seinem Nacken kribbelte. Das Gesicht kam ihm unheimlich bekannt vor.
    Hatte sie ihn jemals auf diese Weise angelächelt?
    Seine Ahnung wurde noch etwas klarer, während er die Gesichtszüge der Fremden musterte. Die dunklen Haare waren zu einem Zopf gebunden und betonten so ein hübsches, aber nicht gerade auffälliges Gesicht. Stupsnase, großzügiger, sinnlicher Mund und, für eine Brünette, überraschend helle Augen.
    Sie war nicht übermäßig atemberaubend oder gar exotisch genug, als dass man sich überrascht nach ihr umdrehen würde. Und dennoch hatte sie etwas – das gewisse Etwas! Ein Charisma, das der Fotograf erkannt und für sein Bild geschickt eingefangen hatte.
    Mit dem Zeigefinger fuhr er die Linie ihres Kinns entlang, dann über ihre Wange, und schließlich ließ er die Spitze seines Fingers auf ihren vollen Lippen ruhen. Da war es wieder. Ein ungutes Gefühl, das an der nicht vorhandenen Erinnerung zerren wollte. Die Erkenntnis, dass es sich hier gar nicht um eine Fremde handelte.
    Alessandros Muskeln spannten sich an, als ihn plötzlich verschiedene Empfindungen überfielen. Die weiche Berührung ihrer Lippen auf seinem Mund. Und der Geschmack nach vollreifen Kirschen – ein unwiderstehlicher Genuss! Wie von einem Phantom spürte Alessandro den Druck unsichtbarer Finger auf seiner Haut, und er hörte im Geiste das unterdrückte Seufzen einer weiblichen Stimme. Pure Ekstase.
    Seine Brust hob und senkte sich schwer, während er gegen seine Erregung ankämpfte. Das war doch wohl nicht möglich! Dennoch konfrontierte sein Instinkt ihn mit einer Wahrheit, die sich nicht ignorieren ließ.
    Er kannte diese Frau. Er war ihr begegnet, hatte sie in seinen Armen gehalten – und hatte sie geliebt.
    Ein besitzergreifendes Gefühl meldete sich in einer entlegenen Ecke seines Verstandes. Stumm und gedankenverloren betrachtete Alessandro diese Frau vom anderen Ende der Erde. Wenn er nicht in Melbourne gewesen war, hatte sie dann vielleicht ihrerseits eine Reise in die Lombardei unternommen?
    Der Frust über die verlorenen Monate seines Lebens gewann in Alessandros Herz wieder die Oberhand. Vielleicht hielt diese geheimnisvolle Person den Schlüssel zu seiner Erinnerung in den Händen. Konnte sie dabei helfen, das Loch in seiner Seele wieder zu schließen? Seine frühere Zufriedenheit herstellen und den Terror beenden, den er empfand, weil ihm ein Teil von sich selbst fehlte?
    Alessandro griff zum Telefon. Er würde sich Antworten beschaffen. Koste es, was es wolle.
    „Danke, Sarah, du bist echt eine Lebensretterin!“ Carys war erleichtert. Heute ging wirklich alles schief, was nur schiefgehen konnte. Wenigstens war nun eine Sache, die wichtigste, geregelt.
    „Keine Sorge“, beruhigte ihre Nachbarin und Babysitterin sie. „Leo wird es hier an nichts fehlen.“
    Carys wusste, dass Sarah recht behalten würde, trotzdem hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen. Als sie den Job im Landford Hotel annahm, war dies mit der Erwartung verbunden gewesen, grundsätzlich zu einer zivilen Zeit nach Hause kommen zu können. Früh genug, damit sie sich um ihren Sohn kümmern konnte.
    Vor allen Dingen, weil Leo außer ihr doch niemanden hatte.
    Diese Tatsache versetzte ihr wie immer einen schmerzhaften

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