Im Bann der Gefuehle
müssen reden“, sagte die tiefe Stimme aus ihrer Vergangenheit. „Jetzt gleich.“
2. KAPITEL
„Wer ist da?“, krächzte Carys und konnte noch immer nicht fassen, wie grausam das Schicksal mit ihr umsprang. Dabei hatte sie doch endlich den Entschluss gefasst, diesem Mann niemals wieder gegenübertreten zu wollen.
Irgendein destruktiver Teil ihres Verstands sendete aufregende und erwartungsvolle Impulse an ihr Gehirn, die Carys allerdings tunlichst zu ignorieren versuchte. Früher hatte sie sich gewünscht, er würde noch einmal Kontakt zu ihr aufnehmen, ihr nachreisen und sich bei ihr entschuldigen. Ihr sagen, dass er sich geirrt hatte, dass er sie … Nein, inzwischen glaubte sie nicht mehr an solche Träumereien.
Was will er jetzt bloß von mir?, überlegte sie fieberhaft, und ihre Hand legte sich wie eine Klaue fester um ihren eigenen Hals.
„Du weißt, wer ich bin, Carys.“ Allein wie er mit diesem sexy italienischen Akzent ihren Namen betonte, machte sie schwach. Eine gesprochene Liebkosung, die bedeutungsvolle Erinnerungen wachrief.
Es war ihm schon immer gelungen, ihre Selbstkontrolle mühelos auszuschalten. Er hatte sie sogar so eit gebracht, alles aufzugeben, worauf sie in ihrem Leben hingearbeitet hatte, nur, um mit ihm zusammen zu sein. Idiotin!
Aber war das wirklich er am Telefon? Er wäre ihr nie nach Australien gefolgt. Das hatte er deutlich klargestellt, als sie ihn mit eingezogenem Schwanz verließ.
Werde ich allmählich verrückt?, fragte Carys sich im Stillen. Habe ich mir die Begegnung mit dem maskierten Fremden nur eingebildet?
„Gib nicht vor, mich nicht zu kennen, Carys“, brummte die Stimme. „Uns bleibt keine Zeit für kindische Spielchen. Ich bin Alessandro Mattani.“
Das Schweigen zog sich in die Länge, und Carys umklammerte den Hörer. Sie war heilfroh, dass sie bereits eine Stütze gefunden hatte, sonst wäre sie vermutlich zu Boden geglitten.
„Alessandro.“
„Mattani. Du wirst dich sicherlich an meinen Namen erinnern.“
Es gab eine Zeit, da habe ich gedacht, ich würde ihn selbst einmal annehmen, antwortete sie im Stillen.
Unbewusst presste sie sich eine Hand auf den Mund, um zu verhindern, dass sie in hysterisches Gelächter ausbrach. Der Raum um sie herum fing an, sich zu drehen, und vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte hin und her.
Ein Klappern brachte Carys wieder zur Besinnung, und ihr verwirrter Blick fiel nach unten. Der Hörer war ihr aus der schweißnassen Hand gerutscht.
Alessandro Mattani. Der Mann, den sie geliebt und der ihr brutal das Herz gebrochen hatte.
Carys zuckte heftig zusammen, als sich die letzten beiden Aufräumkräfte fröhlich von ihr verabschiedeten. Zaghaft winkte sie zurück und brachte dann mit zitternden Fingern den Telefonhörer zurück an ihr Ohr.
„Carys?“, brüllte eine viel zu laute Stimme.
„Ich bin dran.“
Ein ungeduldiges Schnaufen. „Keine Spielchen mehr! Ich will mich mit dir treffen.“
Pech für ihn, denn Carys war über den Punkt hinaus, an dem sie sich dafür interessierte, was Alessandro Mattani wollte! „Das ist leider unmöglich.“
„Natürlich ist es möglich“, widersprach er barsch. „Schließlich bin ich nur zwölf Stockwerke von dir entfernt.“
Ihr Herz verfiel in einen unruhigen Galopp. Alessandro war hier in Melbourne? Im Landford ? Instinktiv sah Carys sich auf der Tanzfläche um.
„Das warst du vorhin? Auf dem Ball?“ In diesem schockierenden Augenblick war ihr Stolz vollkommen vergessen. Sie wollte sich nur Gewissheit verschaffen, doch Alessandro antwortete ihr nicht.
Erneut flammte Hitze in ihr auf bei dem Gedanken daran, wie intim er sie nur wenige Stunden zuvor im Arm gehalten hatte. Wie lange schon sehnte sie sich nach seinen Berührungen, ganz gleich, was in der Vergangenheit zwischen ihnen beiden geschehen war.
Woher hatte er die kleine Narbe über seinem Auge? War ihm etwas zugestoßen? Hundert Fragen überschlugen sich in ihrem Verstand, doch Carys fühlte sich lediglich imstande, ihm die wichtigste davon zu stellen.
„Was willst du?“, brachte sie gepresst hervor.
„Das habe ich doch schon gesagt. Ich will mich mit dir treffen.“
Endlich meldete sich ihr Stolz zurück. „Das geht nicht. Es ist spät, und ich muss nach Hause. Außerdem gibt es zwischen uns nichts mehr zu besprechen.“ Behutsam testete sie, ob ihre Beine inzwischen wieder ihr Körpergewicht tragen konnten.
„Bist du sicher?“, fragte er mit einem seidigen Lächeln in der Stimme. Offenbar
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