Im Bann der Leidenschaft
Boden aus, denn Martine Ivanovna war jene umstrittene danseuse.
Wütend sprang Krasskov auf, stolperte zum Nachbartisch und schmetterte seine fleischige Faust auf den grünen Filz, so daß die Goldmünzen in alle Richtungen flogen.
»Pistolen, verdammt noch mal!« brüllte er.
»Einverstanden«, stimmte Alex gleichmütig zu.
»Wirst du’s auch schaffen?« fragte Kiril ängstlich.
»Natürlich. Eigentlich solltest du mich besser kennen. Der Cognac hat meine Zielsicherheit noch nie beeinträchtigt.«
Ein Diener wurde beauftragt, die Waffen zu holen, während die Duellanten durch die Terrassentür in eine neblige Nacht hinaustraten. Nachdem sie ihre Jacketts ausgezogen hatten, wurden ihnen die Pistolen überreicht. Zwanzig Schritte mußten sie sich voneinander entfernen. Sobald ihnen ein Zeichen gegeben wurde, durften sie dreimal schießen. Sollten beide Duellanten am Leben bleiben, würde man die Angelegenheit für erledigt halten.
Als die Regeln verlesen wurden, hob Alex die Brauen.
Drei Schüsse? Er wirkte erschreckend schläfrig. Sanft schwang die Waffe in seiner Hand hin und her.
Das Zeichen erklang, und die Hand des Prinzen schnellte empor. Fast gleichzeitig krachten zwei Schüsse. Alex ließ die Pistole fallen, zog sein Taschentuch hervor und preßte es auf den Blutfleck, der seinen rechten Hemdsärmel tränkte. Lautlos brach Baron Krasskov zusammen. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen. Alex holte sein Jackett und schlenderte zum Palast zurück. »Verdammt, ich werde ganz naß.«
Angstvoll rannte Kiril ihm nach. »Offenbar hast du ihn getötet, Sasha.«
»Das will ich hoffen.« Das seidene Taschentuch um seinen Arm geschlungen, betrat Alex den Spielsalon.
»Oh, du bist verletzt, Bogenschütze!« rief einer seiner Freunde.
»Nur ein Kratzer, nichts Ernstes.« Alex verknotete die Zipfel des Taschentuchs und schlüpfte in sein Jackett.
Atemlos rannte Vassily herein. »Sasha, er lebt!«
»Verdammt, Kiril, deine Pistole hat einen Linksdrall!« beklagte sich Alex. »Sonst wäre der Schurke jetzt tot. Jammerschade!« Er zuckte fatalistisch die Axeln und zog das Zigarettenetui aus seiner Brusttasche. Langsam wanderte er zum Ballsaal, eine Zigarette zwischen den Lippen. Als er Zena auf einem Sofa entdeckte, setzte er sich zu ihr.
»Regnet es, Liebling?« fragte sie. »Dein Haar ist naß. Warst du draußen?«
»Nur ganz kurz, meine Süße. Die Luft im Spielsalon war so stickig.« Etwa zwanzig Minuten blieb er noch sitzen, um sich mit seiner Frau und einigen Freunden zu unterhalten. Dabei erfrischte er sich mit mehreren Gläsern Champagner.
Während die Zeit verstrich, wurde er immer einsilbiger und hörte Zena mit ihren Bewunderern schwatzen. Manchmal schaute sie ihn erstaunt an und fragte sich, warum er sie nicht zum Tanz aufforderte.
Aufgeregt drängte sich Yuri durch die Menge und flüsterte in Alex’ Ohr: »Kiril hat gesagt, du seist verwundet.«
Obwohl er leise gesprochen hatte, verstand Zena jedes einzelne Wort. Erschrocken wandte sie sich zu ihrem Mann.
»Nur ein winziger Kratzer, meine Liebe«, versicherte er. Aber sie sah, wie bleich und erschöpft er wirkte.
Und dann bemerkte sie die Blutstropfen, die durch den Ärmel seines Jacketts sickerten und zu Boden tropften. »O Sasha, du bist ja verletzt!«
»Schau nicht so erschrocken drein, Prinzessin. Allzu schlimm ist’s wirklich nicht.« Sein Blick streifte die rote Pfütze, die sich am Parkettboden gebildet hatte. »Vielleicht sollten wir uns von der Gastgeberin verabschieden. Würdest du mir dein Taschentuch leihen? Ich glaube, bis wir unsere Kutsche erreichen, kann ich diesen peinlichen Blutstrom eindämmen.«
Sobald sie in der Kuzan-Wohnung angekommen waren, ließ Zena einen Arzt holen. Inzwischen waren Alex’ Wangen aschfahl geworden.
Bereitwillig sank er ins Bett. Nachdem der Doktor die Wunde verbunden hatte, versicherte er, die Kugel würde nicht im Fleisch stecken und die Verletzung sei nicht gefährlich.
»Das hätte ich dir auch sagen können, Zena«, murmelte Alex.
Am nächsten Morgen kehrten sie in die Datscha zurück. Zena meinte, vor der Reise hätte Alex sich noch einige Zeit ausruhen müssen. Aber er setzte seinen Willen durch.
Als sie sich nach dem Duell erkundigte, erwiderte er: »Krasskov, diese Kanaille, war so unverschämt, in aller Öffentlichkeit über meine Frau zu diskutieren. Das konnte ich nicht dulden, und so habe ich ihm eine Lektion erteilt, die seine Manieren hoffentlich bessern wird. Diesen vulgären
Weitere Kostenlose Bücher