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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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die ihn wie ein Schlag traf. Er atmete tief durch und schüttelte sich, um den Kopf wieder klar zu bekommen. Sein Hengst wartete geduldig dort draußen, angebunden an einem Baum. Er trat zu ihm und klopfte dessen Hals.
    „Eil dich und bring mich zurück, Domino, damit ich endlich mein Werk vollenden und Silvio in Sicherheit bringen kann.“
    Das Tier schien zu verstehen. Es schnaubte kurz, als sein Herr in den Sattel stieg und fiel ohne Aufforderung in Galopp. Es würden noch einige Nächte vergehen, bis Reiter und Pferd wieder an der Küste angelangt wären.

Der Marquis dagegen hatte Zeit. Bei der Villa der Girauds angekommen, spürte er die Anwesenheit von schlafenden Menschen und eines jungen Vampirs, nicht aber die Aura von Marcel.
    Du hast ihn also allein gelassen, schmunzelte er in Gedanken. Was für ein dummer Fehler.
    Er folgte seinem Instinkt zu dem Gartenhaus, das zwischen Bäumen und Hecken verborgen war. Das meiste Laub befand sich jedoch bereits auf der Erde, und die Nachtluft war empfindlich kühl. Er klopfte leise an der Pforte des ehemaligen Gärtnerhauses. Silvio öffnete völlig ahnungslos. Er hatte um diese Zeit entweder Townsend oder seinen geliebten Marcel erwartet. Letzterer aber würde nicht unbedingt anklopfen. Der große, attraktive Mann im Eingang war ihm völlig unbekannt, dennoch spürte er, dass es sich nur um den Marquis de Montespan handeln konnte. Er erstarrte, als er die dunkle Macht dieses alten Vampirs nahezu körperlich spürte. Julien drängte ihn zurück in den Wohnraum und schloss die Tür hinter sich. Gelassen zündete er einige Kerzen und betrachtete den völlig verschüchterten Jungen vor sich. Er hob einen Leuchter und trat näher. Erschrocken wich Silvio zurück.
    „Keine Angst, ich will dich nur anschauen“, murmelte der Marquis und ging langsam um den dunkelhaarigen jungen Mann herum, als würde er ein edles Pferd begutachten. „In der Tat, keine schlechte Wahl. Unser Marcel hat einen guten Geschmack, das muss man ihm lassen. Nur schade, dass er sein Studium als Erlöser bei mir nicht vollendet hat und somit auch dich nicht vollenden konnte.“
    Silvio atmete tief durch. „Das wird er nachholen!“ Nach diesem trotzigen Ausruf hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
    Julien hob die Augenbrauen. „Tatsächlich? Woher sollte er das Geheimnis der Ringe so plötzlich erfahren haben?“, fragte er zynisch. Dann fiel ihm ein, dass er Clement einmal davon erzählt hatte.
    Teufel auch, ich werde mir den Jungen bei meiner Rückkehr vorknöpfen müssen.
    Aber nun wollte er erst einmal den Triumph auskosten, Marcels hübschen Gefährten in seiner Gewalt zu haben. Was sollte er mit ihm machen? Sein Tod würde ihm Marcel für immer verwehren. Nein, er sollte einfach nur verschwinden. Aber wohin? Ein hämisches Lächeln glitt plötzlich über das markante Gesicht des Marquis. Wollten die beiden nicht sowieso in die Kolonien? Schön, dann würde jetzt eben nur einer von ihnen reisen.
    Silvio konnte sehen, wie der Marquis mit seiner rechten Hand in die Jackentasche fuhr und sie als Faust wieder herauszog. Was hielt er dort drin verborgen? Langsam wich der junge Vampir zurück. Ein Kampf mit diesem mächtigen Untoten würde seinen Untergang bedeuten, das war gewiss. Fliehen? Der Marquis stand genau zwischen ihm und dem rettenden Ausgang!
    Julien genoss den Anblick seines in die Ecke gedrängten Opfers.
    „Siehst du, mein Junge, wenn Marcel ganze Arbeit geleistet hätte, wärst du jetzt in der Lage, dich einfach in einen Schatten aufzulösen und in Windeseile den Raum zu verlassen. Zu dumm, nicht war?“ Er näherte sich weiter dem jungen Mann, der nun mit dem Rücken zu Wand stand. Der Marquis hob die geschlossene Hand, öffnete sie langsam und blies dem Vampir ein grauschwarzes Pulver ins Gesicht. Silvio hustete kurz und sank dann zu Boden. Ohne sich rühren zu können, bekam er mit, wie der Marquis ihn an Händen und Füßen mit Gardinenschnüren fesselte, auf die er zuvor Weihwasser aus einer mitgebrachten kleinen Flasche träufelte.
    „Eibenpulver“, erklärte der Marquis dabei dem Hilflosen. „Für Menschen tödlich, für Untote ein hervorragendes Gift. Es bringt dich nicht um, aber macht dich bewegungsunfähig und raubt dir die Kräfte für eine lange Zeit.“
    Julien erhob sich und betrachtete den verschnürten Jungen. „Mal sehen, wo wir dich so lange zwischenlagern“, bemerkte er und verließ das kleine Haus, um sich in der Umgebung umzuschauen. Das Kontor

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