Im Bann der Ringe (German Edition)
zögernd zu.
„Angst? Vor mir?“
„Ich hatte Angst, dich wieder zu verlieren. Du bist schon einmal gegangen und fast wäre es darauf hinausgelaufen, dass du nicht wiederkommst. Ich wollte nicht, dass du wieder zu Dionne gehst und dich meinetwegen wieder in Gefahr bringst.“ Eine vergessene Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange.
Nachdenklich sah er sie an, hob die Hand und wischte ihr sanft die Träne fort. Dann nickte er. „Das verstehe ich.“
„Ich habe zwar deinen Ring, aber wir wissen doch noch gar nicht, ob es auch geklappt hat“, schluchzte sie völlig aufgewühlt weiter. „Ob sie jetzt die Macht über dich verloren hat. Ich wollte dich einfach nicht schon wieder verlieren. Ich …“
„Sch…“ Sanft legte Ric ihr einen Finger auf die Lippen. „Wir werden es herausfinden. Zusammen! Ich lasse dich nicht mehr allein. Ich bin bei dir. Solange du mich lässt.“
Mit großen Augen sah sie ihn erschrocken an. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass er es genauso meinte, wie er es sagte. Er würde bei ihr bleiben – wenn sie es zuließ für immer. Verlegen sah sie zu ihm auf.
Seine Augen waren so voller Hoffnung, all seine Liebe strömte ihr entgegen und umfing sie wie eine warme weiche Decke an einem kalten Wintertag. Sie fühlte sich geborgen und beschützt. Und endlich erkannte Cat, dass sie ihre Gefühle ihm gegenüber nicht mehr leugnen wollte. Sie war es leid, sich zu verstellen, sich von ihm fernzuhalten und sich selbst damit zu quälen. Sie war es leid, voller Schmerz allein zu sein und zugleich zu wissen, dass es jemanden gab, der diesen Schmerz lindern konnte. Sie wollte nicht mehr alleine ziellos durch das Leben irren. Nein! Sie war endlich angekommen.
Sie öffnete den Mund, um ihm all das zu sagen, doch bevor sie einen Ton über die Lippen bringen konnte, verschloss er ihr diese mit einem sanften Kuss.
Im Hintergrund schien die Taschenlampe wie das Licht eines Feuers und ließ die Bäume und Sträucher um sie herum Schatten werfen wie Arme, die das eng umschlungene Paar in ihrer Mitte hielten. Über ihren Köpfen im Geäst saß eine Eule, die sich das Federkleid putzte und selbst der Kojote, der hinter dem Gebüsch auf Beute lauerte, verschwand so lautlos, wie er gekommen war. Der Wind war abgeflaut, so dass nur noch hier und da ein verhaltenes Rascheln der Blätter zu hören war.
„Ich liebe dich, Cat! Du bist mein Leben!“, flüsterte er ihr zu, als sich ihre Lippen voneinander lösten. „Ich habe nicht viel zu geben, aber was ich dir geben kann, ist das.“ Er nahm ihre Hand und legte sie auf sein Herz.
Tränen rannen ihr über das Gesicht. Es war ein Gefühl, als würde sie ankommen. Endlich ankommen!
Ein Meer von Gefühl und endlich Land …
Eine unendliche Welle des Glücks überschwemmte sie.
Eng schmiegte sich Cat an seine Brust. Ihr Herz schlug wild, die Schmetterlinge flatterten aufgeregt in ihrem Körper umher und endlich traute sie sich, sie frei zu lassen. Ein wohliger Schauer nach dem anderen überzog ihre Haut und sie schloss glücklich ihre Augen. Worte waren überflüssig.
Beide spürten das Band, welches sie fest miteinander verband. Nie wieder würden sie zulassen, dass dieses Band zerriss! Komme, was wolle!
Epilog
Draußen brach endlich die dunkle Nacht herein und hinter den wenigen Wolken zeigte sich nun der Mond. Es war perfekt! Mehr brauchte es nicht, um zu tun, was sie tun musste. Der Mond war wichtig. Der Mond war ihr Tor. Das Tor zur anderen Welt.
Natalia bereitete alles für ihr Ritual vor. Heute Nacht würde sie ihrem Mann endlich wieder nahe sein.
„Zauber der Nacht, ich rufe dich!
Luna steh mir bei.
Das Tor der Welten öffne sich.
Mach den Weg mir frei!“
Die Luft füllte sich mit dichtem Rauch, als die in der Schale liegenden Kräuter plötzlich wie von Geisterhand anfingen zu brennen. Ein zufriedenes Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Es hatte geklappt! Sehr gut. Aber hatte sie denn etwas anderes erwartet? Hatte sie wirklich erwartet, die Götter könnten sich gegen sie stellen? Ja, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie an ihren Fähigkeiten gezweifelt. War doch bereits so manches Vorhaben in den letzten Tagen gescheitert.
Doch jetzt schienen die Götter ihr wieder milde gestimmt zu sein. „Danke, Luna.“ Sie lächelte dem Mond zu.
Jetzt musste sie nur noch warten, bis er endlich über die Schwelle trat. Es würde nicht mehr lange dauern, so dachte sie und hatte recht. Keine zwanzig Sekunden
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