Im Bann der Ringe (German Edition)
hast ja recht. Heute zieht Ann bei uns ein und da können wir aufs Ausschlafen ja wohl mal verzichten“, gähnte sie. „Kaffee schon fertig?“ Cat grinste und reichte ihr einen dampfenden Becher.
„Hier, bitte Tantchen. Frisch, heiß und stark, so wie du ihn magst.“ Cat selbst schenkte sich ebenfalls einen Becher Kaffee ein. Mit viel Milch.
Einträchtig saßen die beiden Frauen am Küchentisch und schlürften ihren Kaffee, morgens um halb sieben. Samstagmorgens um halb sieben.
Nach dem zweiten Kaffee wollte Sasha unter die Dusche gehen und nahm noch einen Becher für Nigel mit. Cat hörte gedämpftes Lachen aus dem oberen Schlafzimmer. Sie stöhnte auf.
„Ich glaube, ich lass die beiden erst mal allein.“ Sie schnappte sich ihren Toast und auf dem Weg zur Tür rief sie laut nach oben: „Ich geh dann mal. Ihr habt dreißig Minuten, dann komme ich wieder!“ Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als sie Nigel fluchen hörte. Sie öffnete die Tür, quetschte sich mit Kaffeebecher und Toast bewaffnet hindurch und schloss sie wieder hinter sich. Was sie nicht mehr hörte, war ihre Tante, die Nigel zuraunte: „Dreißig Minuten? Das schaffen wir, oder?“, und sich dann lachend auf ihn warf.
„Wow, das soll ab jetzt mein Zimmer sein? Ich fasse es nicht. Das ist ja großartig! Danke, dass du dein Atelier an mich abgetreten hast.“ Ann wirbelte herum und drückte Cat an sich. Eine bessere Möglichkeit, aus den Fängen ihrer Eltern zu entfliehen, gab es wirklich nicht.
„Natürlich! Das habe ich extra für dich zurechtgemacht.“ Bislang war der Raum ihr Maleratelier gewesen und hatte zusätzlich noch als Abstellraum für einige Kartons hergehalten, die sie noch nicht auf dem Dachboden hatte verstauen wollen. Erinnerungen an ihre Eltern und ihre Granny. Aber jetzt war der richtige Zeitpunkt dafür gekommen.
„Nigel hat gestern noch das Bett aufgebaut. Es ist ganz neu, da hat noch nie jemand drin gelegen. Und der Schrank, schau mal, da hast du massig Platz, um deine Sachen aufzuhängen. Und hier, der Schreibtisch, da kannst du gut Hausaufgaben machen. Wir haben ihn dir extra vors Fenster gerückt ...“ Ihr Redefluss war kaum zu bremsen. Ann versuchte es trotzdem.
„Cat! Stopp!“, rief sie lachend aus. „Alles ist gut, es ist wunderbar!“
Cat senkte den Blick. Sie redete eindeutig zu viel. Dann legte sie den Kopf schief und fragte Ann nur noch: „Hunger?“
„Ja, wie ein Tier!“
„Gut, dann lass uns rübergehen. Nigel hat zur Feier des Tages gekocht.“
„Prima. Und nach dem Essen machen wir es uns hier so richtig gemütlich.“ Ann hakte Cat unter, als sie durch den großen Garten auf das Haupthaus zugingen.
„Genau. Ich hab noch die DVD von ,Twilight‘ bei mir liegen. Wollen wir?“
Ann rollte mit den Augen. „Oh, diese Vampirschnulze? Lass uns mal nachher in meine Kartons gucken. Ich habe da bestimmt was viel Besseres.“
„Besser als ...? Nee, das glaub ich nicht! An den Film kommt nix ran. Auch wenn er vielleicht teilweise an eine Schnulze grenzt.“ Auf ihren Lieblingsfilm ließ sie nichts kommen und stupste Ann in die Seite. Mittlerweile waren sie drüben angekommen und halfen Sasha, den Tisch zu decken.
„Und? Zufrieden?“, fragte Sasha Ann über die Schulter hinweg. Ann umarmte sie von der Seite und drückte sie ganz fest. „Mehr als das! Vielen, lieben Dank, dass ich hier bei euch bleiben darf.“
„Ach, na klar. Wir freuen uns doch, dass du da bist. Außerdem wissen wir jetzt, wohin wir in den Weihnachtsferien fahren werden. Auf nach Italien!“ Ein großes Freudengeschrei war im Haus zu hören und unter Lachen und Gesprächen über Gott und die Welt verspeisten die Vier mit großem Appetit das von Nigel gekochte Abendessen: Bratnudeln à la Nigel.
Nach zwei Stunden machten sich die Mädels wieder aus dem Staub, um unter sich zu sein. Sasha und Nigel nutzten den freien Nachmittag und holten nach, was sie am frühen Morgen in dreißig Minuten nicht geschafft hatten.
***
Der Ring aus Silber, er steht für Dein Herz
Der Turmalin darin, er beschützt Dich vor Schmerz
Grün, Blau und Rot verein´
Befreie die Seele von ihrer Pein
Im Amulett verschmolzen, verbinden sie Leben und Traum
So wird sie reisen durch Zeit und Raum.
Seine dunklen Augen hafteten auf dem alten Papier. Immer wieder und wieder las er die Worte durch. Immer wieder fragte er sich, was sie bedeuten sollten.
Erst seit Kurzem klopfte die Erinnerung an die Vergangenheit bei ihm
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