Im Bann der Ringe (German Edition)
an, wie ein lange verschollener Freund. Um genau zu sein – seit dem Tag, an dem er Catherine getroffen hatte. Plötzlich hatte er gewusst: Er musste sich seiner Vergangenheit stellen! Doch dieser Spruch, den er im Laufe seines Lebens schon so oft gelesen hatte, brachte ihn in Bezug auf sein Schicksal nicht weiter.
Levian rollte das Papier andächtig wieder zusammen. Es war schon sehr dünn, abgewetzt und musste mit großer Vorsicht behandelt werden, sollte es noch weiterhin lesbar sein.
Gedankenverloren spielten seine Finger mit dem Ring. Das glatte Metall fühlte sich kühl und beruhigend an, nichts deutete mehr auf die Hitze hin, die er noch vor ein paar Tagen ausgestrahlt hatte. An dem Tag, als er Catherine getroffen hatte.
Wie ein kleiner Wirbelwind war sie in ihn hinein gerannt, hatte ihn, verschreckt wie ein junges Reh beim Anblick seines Jägers, mit großen Augen angesehen. Und er? Er hatte glücklicherweise noch rechtzeitig daran gedacht, ihr seine Karte zu geben. Denn schon beim ersten Zusammenprall hatte er diese Verbindung zu ihr gespürt.
Und dann – dann hatte sie sich umgedreht und er hatte etwas gesehen, was sein Gedächtnis wieder ein Stück von dem Schleier des Verdrängens befreite: die Muttermale auf ihrem rechten Schulterblatt.
In der gleichen Konstellation, wie sie auf seinem eigenen Schulterblatt zu sehen waren. Fünf kleine, dunkle Muttermale, so angeordnet, dass sie, verbunden mit einer Linie, ein Pentagramm ergaben.
Das Schutzzeichen der Hexenschaft. Des Bundes seiner Familie.
Offenbahrungseid
„So, und jetzt mal Butter bei die Fische!“ Ann packte den ersten ihrer vier großen Koffer aus und warf Cat einen fragenden Blick zu.
„Was meinst du?“ Cat tat, als wüsste sie nicht, worauf Ann hinauswollte, dabei ahnte sie, dass sie um die Wahrheit jetzt nicht mehr herum kam.
„Was ist mit euch bloß los? Ich verstehe das nicht!“ Ann legte den Pulli in den Schrank und setzte sich dann auf das Bett. „Stephen und du, ich dachte, ihr seid frisch verliebt? Warum war dann acht Wochen fast Funkstille zwischen euch?“
„Das fragst du mich? Hallo? Er war es doch, der sich wochenlang kaum hat hören lassen. Und wenn, dann nur kurz.“ Sie sah ihre Freundin schmollend an.
„Ich glaube schon, dass er dich vermisst hat.“
„Ach ja? Wie kommst du denn darauf? Ich merke davon nichts. Und selbst wenn – warum hat er sich dann noch immer nicht bei mir gemeldet? In der Schule war er auch noch nicht. Auf seinem Handy springt immer nur seine bescheuerte Mailbox an. Zweimal hab ich schon draufgesprochen, ich denke, jetzt ist er mal am Zug!“ Sie war traurig und wütend zugleich.
„Ach, Herzilein! Heul bloß nicht. Alles wird wieder gut.“ Ann stand auf und nahm Cat tröstend in die Arme.
„Ich heul nicht!“, wehrte Cat ab. „Nicht wegen so was!“
„Taylor sagt, er ist krank. Irgendein Infekt. Keine Ahnung. Bei ihm meldet er sich auch nicht mehr, seit wir abgeflogen sind. Also mach dir nicht so einen Kopf.“
„Taylor ist auch nicht seine Freundin. Und außerdem haben die beiden sich erst acht Wochen lang jeden Tag gesehen, während ich acht lange Wochen alleine hier herumsaß. Plus die letzte Woche. Also neun Wochen insgesamt!“
„Ja, da hast du wohl recht. Ich denke …“ Weiter kam sie nicht, denn in genau diesem Moment klingelte Cats Handy.
„Stephen!“, flüsterte Cat, als sie seinen Namen auf dem Display sah.
„Worauf wartest du? Geh ran!“
Cat zögerte. Nachdem er sich so lange nicht gemeldet hatte, bekam sie es jetzt mit der Angst zu tun. Nun sprachen sie gerade über ihn und genau in dem Moment rief er an.
„Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Omen?“
„Das wirst du nicht herausfinden, wenn du nicht rangehst!“, folgerte Ann logisch.
Cat atmete tief durch und drückte auf die grüne Taste. „Hallo?“
„Hey, Kleines! Ich bin´s!“ Stephen hörte sich sehr heiser an. Vielleicht stimmte das mit dem Infekt ja wirklich?
„Stephen! Lange nichts gehört“, entfuhr es ihr.
„Sorry, Cat, aber ich hatte mein Ladegerät verloren, dann ist mein Handy bei Taylor im Bier gelandet und jetzt hab ich auch noch ‘ne fiese Erkältung bekommen. Die letzten Tage hab ich flachgelegen. Hast du meine SMS nicht bekommen?“
„Welche SMS? Hier ist nix angekommen“, blaffte sie ihn an.
„Ich hab dir aber geschrieben. Allerdings von Anns Handy aus. Meins war ja hinüber! Ich habe dir geschrieben, dass ich dich vermisse und dass ich mich darauf freue,
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