Im Bann der Sinne
schützenden Panzer zurück." Er wirkte richtig aufgewühlt. „Hast du eine Ahnung, wie es ist, mit einer Frau zusammenzuleben, die so mir nichts dir nichts einfach abblockt? Das bringt einen um."
„Das stimmt nicht. Ich habe immer versucht, dir auf halbem Weg entgegenzukommen."
Seine Worte waren hart, schonungslos und sehr deutlich, und unwillkürlich trat Vicki einen Schritt zurück. Zum Teil war sie sich gar nicht sicher, ob sie die Stärke besaß, sich mit Caleb auseinanderzusetzen, wenn er so war wie jetzt. Ein anderer Teil in ihr erkannte, dass nun genau die Situation eingetreten war, für die sie gekämpft hatte.
Sie hatte einen Ehemann gewollt, der sich nicht zurückhielt, aus Sorge, sie käme nicht mit seinen Gefühlen zurecht.
„Ich weiß nicht, was deine Familie dir angetan hat", sagte er, „aber du hast Narben davongetragen, auch wenn du das nicht zugeben willst. Du hast so viel Angst, jemand an dich heranzulassen, dass du lieber allein bleibst."
„Das ist eine Lüge!", entgegnete sie. „Ich kämpfe für uns."
„Wirklich? Wenn ich dir Fragen stelle, die du nicht beantworten willst, und dich bitte, dich mit Dingen auseinanderzusetzen, mit denen du nicht konfrontiert werden willst, was wirst du dann tun?" Ein harter Zug lag um seinen Mund. „Du wirst dich verkriechen, dich mit aller Macht beherrschen und am nächsten Morgen wirst du mich anlächeln, als wäre nichts passiert."
Sie zitterte so heftig, dass sie nichts darauf erwidern konnte. Vielleicht war das früher so gewesen, aber jetzt nicht mehr. „Ich bin zu dir gekommen", erinnerte sie ihn und dachte dabei an die Nacht, als sie ihn gezwungen hatte, ihr zuzuhören, obwohl er wütend gewesen war.
„Es reicht nicht, wenn du einmal kurz dein Herz öffnest und meinst, damit hättest du deine Pflicht erfüllt."
„Ich verstehe nicht."
Er stemmte die Hände in die Hüften. „Jetzt, wo wir glücklich im Bett sind, denkst du, dass du dich wieder in dein kleines Schneckenhaus zurückziehen kannst, wo du dein eigenes Leben lebst und dich nicht mit der Tatsache abgeben musst, dass du vielleicht angreifbar wirst, wenn du dich auf die Bedürfnisse einer anderen Person einlässt."
Diese Worte rissen sie aus ihrer Erstarrung. „Wie kannst du so etwas sagen? Du weißt, wie sehr mich der Gedanke gequält hat, ich könnte dir nicht geben, was du brauchst. Wenn ich wirklich so verschlossen wäre, hätte ich das nicht empfinden können!" Sie schrie, was bei ihr eigentlich niemals vorkam.
Er ballte die Hände zu Fäusten. „Aber du hast das nicht gezeigt, als es darauf ankam, oder? Du hast nicht mit mir darüber geredet. Du hast die Wunde gären lassen, bis die Scheidung der einzig mögliche Ausweg zu sein schien!"
Sie wollte widersprechen, aber sie konnte nicht. Er hatte recht. Sogar jetzt noch hatte sie Geheimnisse - schändliche, schmerzliche Geheimnisse. Sie bemühte sich, nicht daran zu denken, versuchte die Vorstellung, was Caleb mit Miranda getan hatte, hinter sich zu lassen. Doch seine Untreue hatte sie so stark verletzt, dass sie tief im Innern nicht damit fertig wurde. Trotzdem schaffte sie es nicht, darüber zu sprechen, konnte es nicht über sich bringen, ihr Herz zu öffnen und über den Schmerz zu reden, der sie quälte.
„Über wie viele Dinge wirst du nie mit mir sprechen, weil sie zu schlimm sind, um sich damit auseinanderzusetzen?" Er blickte ihr direkt in die Augen. „Weißt du, was mich wirklich verrückt macht? Das hat nichts mit unseren Schwierigkeiten im Bett zu tun."
„Womit dann?", fragte sie, obwohl sie Angst hatte, die Antwort zu hören.
„Eine Ehe beruht auf Vertrauen, Vicki, und auf gegenseitiger Unterstützung. Eine Ehe ist eine Partnerschaft, aber du bist nur bereit, dich auf die Teile einzulassen, die dir in den Kram passen. Es fällt dir leicht, dich auf meine Probleme zu konzentrieren, denn dann brauchst du nicht auf deine Ängste zu schauen."
Vicki brachte kein Wort heraus. Mit jedem weiteren Wort zerstörte Caleb die Schutzmechanismen, die ihr geholfen hatten, ohne Mutter und Vater und ohne Liebe und Aufmerksamkeit aufzuwachsen.
„Du fragst mich nach meiner Familie, aber wann hast du je über deine gesprochen?", fuhr Caleb fort. „Letztes Jahr hat Danica uns besucht, und du hast anschließend eine Woche lang geweint, ohne mir zu sagen, warum." Seine Stimme überschlug sich. „Glaubst du, ich weiß nicht, wie viel du mit dir herumschleppst?
Wie viel du versteckst, damit du nicht zugeben musst, wie
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