Im Bann der Sinne
erschütterte ihn.
„Genug ist genug." Er hasste sich dafür, dass er sie in diesen Zustand gebracht hatte, während er selbst seine dunklen Geheimnisse versteckte. Was war er bloß für ein Feigling! Hatte er nicht geschworen, seine Frau zu beschützen?
Statt auf ihn zu hören, berührte Vicki mit einer liebevollen Geste sein Kinn und fuhr fort: „Nach zwei Monaten hatte Ada schließlich genug und erklärte mir, meine Mutter sei eine Hure und würde nicht
zurückkommen. Sie wäre viel zu sehr damit beschäftigt, die Beine für ihren neuen Liebhaber breit zu machen, als sich um ihr Kind zu kümmern."
Caleb war fürchterlich wütend. Seine Hand zitterte, als er Vickis Wange streichelte.
„Sie ist eine verbitterte alte Frau, der man niemals ein Kind hätte anvertrauen dürfen. Lass nicht zu, dass ihre Worte dein Leben vergiften."
Vicki, die sowieso nur mit Mühe ruhig geblieben war, brach unter seinen Worten völlig zusammen. Sie schluchzte und fing an, mit ihren Fäusten gegen seine Brust zu hämmern. „Aber meine Mutter hat mich dort allein gelassen! Sie wusste genau, wie Ada ist, und trotzdem hat sie mich bei ihr gelassen. Manchmal hasse ich Mutter so sehr, dass ich Angst bekomme."
Sie sank in sich zusammen. Wenn Caleb sie nicht festgehalten hätte, wäre sie auf den Boden gefallen. Doch er hielt sie fest, während sie bitterlich weinte.
10. KAPITEL
Vicki erwachte im Dunkeln. Sie blinzelte und stöhnte, als ihr klar wurde, dass sie sich allein im Schlafzimmer befand. Ihre Nase war verstopft, ihre Augen waren trocken, und ihr Mund fühlte sich an, als wäre er mit Baumwolle gefüllt. Sie rieb sich kurz mit den Händen über das Gesicht, setzte sich langsam auf und stolperte schließlich ins Badezimmer.
„Ich sehe schrecklich aus", sagte sie zu ihrem Spiegelbild, nachdem sie sich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte.
„Du bist wunderschön." Diese leise Bemerkung ließ sie herumwirbeln. Caleb stand im Türrahmen. Er trug seine dunkelgraue Lieblingsjogginghose.
„Wo warst du?"
„Ich habe im Gästezimmer gearbeitet." Er wies mit dem Kopf in die Richtung. „Ich wollte nicht, dass du allein bist, wenn du aufwachst."
Vicki hielt sich am Waschbeckenrand fest. Eigentlich wollte sie nicht, dass er sie in diesem Zustand sah. Sie fühlte sich unsicher und war sehr empfindlich.
Calebs Worte fielen ihr wieder ein. „Du wirst dich verkriechen, dich mit aller Macht beherrschen und am nächsten Morgen wirst du mich anlächeln, als wäre nichts passiert."
Mit einer langjährigen Gewohnheit zu brechen war verflixt schwer. „Ich fühle mich, als wäre mein Innerstes nach außen gekehrt." Das war eine ehrliche Aussage.
„Das hast du ja auch getan." Caleb trat hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Baby, du hast mir richtig Sorgen gemacht. Da ist so viel Wut, so viel Schmerz in dir." Der Kosename „Baby", den er nur selten benutzte, verriet ihr, wie betroffen er war. „Das hast du alles mit dir herumgeschleppt, seit du vier Jahre alt warst. Kein Wunder, dass dich das belastet hat." Er schlang die Arme um sie.
„Und dich ebenfalls", sagte sie leise und berührte eine seiner Hände.
Er küsste sie auf die Wange. „Wir werden das beide durchstehen. Wir sind keine Feiglinge."
Nicht wie deine Eltern. Dieser Satz wurde nicht laut ausgesprochen, aber er hing im Raum. „Ich bin nicht so stark, wie du glaubst", gab sie zu.
„Ich glaube, das kann ich besser beurteilen als du." Er stand immer noch hinter ihr, und Vicki spürte seine Wärme. „Du bist zu der Frau geworden, die du bist, obwohl Ada mit aller Macht versucht hat, deinen Willen zu brechen. Für mich bist du ein echtes Wunder."
Diese Worte waren wie ein kostbares Geschenk für Vicki. „Bis der Tod uns scheidet", zitierte sie das Ehegelübde.
Zu ihrer Überraschung lachte Caleb. „Falls du glaubst, ich würde dich vorher gehen lassen, irrst du dich."
Vicki lächelte nun auch wieder. Sie drehte sich in Calebs Armen um und schmiegte sich an ihn. Er war ihr Mann und ihre Stärke, selbst wenn er irgendwo auch ihre größte Schwäche war. Allmählich wurde es Zeit, vor der Wahrheit nicht mehr zu flüchten, sondern anzunehmen, was sich daraus für die Zukunft ergab.
Später am Tag entschied Vicki, dass es noch etwas gab, was zu Ende gebracht werden musste. Sie fand Caleb in der am Haus angrenzenden Garage, wo er das Öl in ihrem Auto wechselte. Zu ihrer Überraschung hatte er sich den Montag
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