Im Bann der Sinne
freigenommen, um bei ihr zu sein. Sie beobachtete ihn eine Weile und stellte wieder einmal fest, dass Caleb selbst in einer alten Jeans, die ihm fast von der Hüfte rutschte, und mit einem Schmierölstreifen quer über der Brust unglaublich sexy aussah.
„Kannst du mir mal den Lappen da geben, Liebling?", fragte er, als er unter der Motorhaube vorkam.
Sie reichte ihm das Gewünschte und sah zu, wie er sich die Hände abwischte. Als sich seine Lippen langsam zu einem Lächeln verzogen, wusste sie, was er im Sinn hatte. Doch sie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. „Oh nein, nicht bis wir beendet haben, womit wir letzte Nacht angefangen haben."
Er runzelte die Stirn. „Ich finde, du hast für mindestens eine Woche genug gelitten."
Mutig unternahm Vicki den nächsten Schritt. „Nun, ich habe meine Karten auf den Tisch gelegt. Was ist mit deinen?" Eine leise Stimme in ihr sagte zwar, dass es einen wunden Punkt in ihr gab, über
den noch nicht einmal ansatzweise gesprochen worden war. Doch sie ignorierte diese Stimme.
Nach allem, was Caleb gestern zu ihr gesagt hatte, hatte Vicki keine Zweifel mehr, dass Miranda aus seinem Leben verschwunden war. Dieses Wochenende in Wellington war ein Fehler von ihm gewesen, den Vicki irgendwie verstehen konnte, auch wenn es wehtat. Jetzt musste sie darunter einen Schlussstrich ziehen und um ihrer Ehe willen die Sache wirklich vergessen.
Caleb schloss die Motorhaube. „Da gibt es nichts zu bereden."
Sie streckte die Hand aus und berührte seinen Rücken. „Bitte, Caleb."
Er fühlte sich in die Ecke gedrängt. Unwillig drehte er sich um und unterbrach dadurch den Kontakt. „Geht es hier um eine Art Handel? Du redest, und dann muss ich ebenfalls reden?" Wie ein verletztes Tier reagierte er instinktiv, ohne an den Schaden zu denken, den er damit vielleicht anrichtete. Er verhielt sich wie das Kind in ihm, das man auf eine Weise verletzt hatte, wie ein Kind niemals verletzt werden sollte. Dieser Teil in ihm wollte einfach nicht länger leiden.
Vicki wich zurück, als hätte er sie geschlagen. „Eigentlich wollte ich dir nur helfen, so wie du mir geholfen hast." Unwillkürlich erstarrte sie. „Aber offensichtlich kenne ich die Regeln nicht. Tut mir leid, dass ich so dumm war, zu glauben, wir würden endlich eine ehrliche Partnerschaft führen." Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich ab, um wegzugehen.
Seine Verletzungen schmerzten, doch der Drang, Vicki vor Leid zu beschützen, war stärker. Besonders wenn er selbst die Ursache für ihren Kummer war. Das galt auch, wenn er befürchten musste, sie würde sich für ihn schämen. Sein schlimmster Albtraum war, Vickis Respekt zu verlieren. Aber das war keine Entschuldigung für die grobe Art und Weise, wie er sie gestern und heute zurückgewiesen hatte.
Er hielt sie am Handgelenk fest. „Liebling, nicht."
„Was soll ich nicht? Etwa mehr von dir erwarten, als du bereit bist zu geben?", fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Dich nicht bitten, mir zu vertrauen?"
Er lehnte sich gegen das Auto und zog Vicki zwischen die Beine. Endlich schaute sie ihn an, doch ihr Blick drückte mehr Ärger als Traurigkeit aus. Sanft streichelte er ihren Arm. „Kannst du einfach akzeptieren, dass es Abschnitte in meinem Leben gibt, über die ich auf gar keinen Fall reden will?" Das war ein letzter verzweifelter Versuch, sich zu retten.
„Konntest du das bei mir akzeptieren?", entgegnete sie. „Was wäre gewesen, wenn ich dir gesagt hätte, Caleb, hier sind die Teile meines Lebens, die ich mit dir teile.
Aber diese Teile dort drüben, die schmerzlichen und schrecklichen, über die wirst du nichts erfahren." Sie verschränkte die Arme. „Hätte ich das letzte Nacht sagen sollen? Hätte ich mich wieder in das Schneckenhaus verkriechen sollen, das du so hasst?"
Ihre harten Worte trafen ihn mitten ins Herz. „Früher warst du nicht so auf Konfrontation aus."
„Willst du diese Frau zurück?"
„Machst du Scherze? Diese Frau hat kaum mit mir geredet." Auch wenn man ihm das nicht anhörte, Caleb hatte Angst. Was wäre, wenn Vicki ihn nie wieder wirklich achten würde?
Endlich lächelte sie. „Wann hast du gelernt, charmant zu sein?"
Das hatte ihm bisher noch nie jemand vorgeworfen. „Als ich herausgefunden habe, dass du nicht genug von mir bekommen kannst", konterte er. Insgeheim sagte er sich, er müsse Vertrauen in seine Frau haben - sie würde niemals auf ihn herabsehen. Aber im Augenblick fühlte sich gerade
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