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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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der Kraken. Sie las sie so oft, bis sie lange Stücke auswendig kannte und sich ihre Phantasie daran entzündete. Das durchbrach die öde Langeweile ihrer Umgebung und bewahrte sie vor Apathie. Und nun dachte sie auch darüber nach, was die Zukunft ihr wohl bringen mochte.
    Der Kapitän, dessen Namen sie nie erfahren hatte, erhielt ihren Daumenabdruck mit Unterschrift auf dem Kontrakt. Nun würde also ein anderer über ihre Zukunft bestimmen; immerhin blieb ihr die Hoffnung, daß sie einmal eine Gelegenheit erhalten würde, um Hilfe und Freiheit zu bitten oder zu kämpfen. Und Charis war überzeugt, daß jede Zukunft auf jeder nur denkbaren Welt besser sei, als sie auf Demeter gewesen wäre.
    Sie rezitierte eben laut eine Lieblingsstelle aus der Saga der Kraken, als ein lauter, von den Wänden widerhallender Krach sie platt auf den Rücken fallen ließ. Der Sicherheitsgürtel fesselte sie an die Bank, denn der Raumer setzte zur Landung an. War das nun das Ende ihrer Reise oder nur eine Zwischenstation? Fast neugierig ertrug sie den Druck der zunehmenden Schwerkraft und wartete auf die Antwort.
    Dann lag das Schiff im Hafen, aber niemand kam, um sie zu befreien. Allmählich wurde sie ungeduldig, lief in der Kabine auf und ab und lauschte auf Geräusche von außen. Nur das Vibrieren des Schiffes hatte aufgehört, aber sonst hätte sie sich ebenso gut im All befinden können. Am liebsten hätte sie an die Tür getrommelt, ihren Protest laut herausgeschrien, doch es gelang ihr, diesen Wunsch zu unterdrücken. Wo lag das Schiff jetzt? Was ging da draußen vor? Wie lange würde sie noch eingesperrt bleiben? Sie verschränkte die Finger ineinander, ging zu ihrer Bank zurück und ließ sich, äußerlich geduldig, nieder. Vielleicht konnte sie sich durch die Versorgungsluke verständigen, wenn sich noch lange nichts rührte.
    Endlich ging die Tür auf. Der Kapitän stand mit einem Bündel unter dem Arm da, das er ihr zuwarf. »Zieh das da an«, befahl er ihr und deutete auf das Bündel. »Und dann komm.«
    Charis rollte das Bündel auf und fand eine Uniform, wie sie Raumleute außerhalb des Dienstes tragen. Sie war sauber und paßte ihr einigermaßen, wenn sie die Ärmel und Hosenbeine aufrollte. Am winzigen Erfrischungsgerät der Kabine machte sie Toilette und war froh, daß sie ihre schmutzige und zerrissene Demeterkleidung wegwerfen konnte. Nur die abgetragenen Schuhe mußte sie behalten. Ihr Haar war jetzt schulterlang und lockte sich an den Enden ein wenig. Die lichtbraunen Strähnen hoben sich hell von ihrer wettergebräunten Haut ab. Charis band sie mit einem Stoffstreifen zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammen. Einen Spiegel brauchte sie nicht. Vom Standpunkt ihrer Rasse aus war sie noch nie eine Schönheit gewesen und würde nie eine werden. Ihr Mund war zu breit, die Wangenknochen waren zu ausgeprägt, ihre blaßgrauen Augen zu farblos. Ihre Vorfahren waren Terraner gewesen, und so war sie größer als viele der mutierten Männer, darüber hinaus aber in keiner Weise auffallend.
    Aber sie war weiblich genug, um sich zu überzeugen, daß die Uniform wenigstens einigermaßen saß, daß sie so gut aussah, wie es unter diesen Umständen möglich war. Dann drückte sie auf den Türknopf; zu ihrer Überraschung war die Tür nicht mehr versperrt. Sie betrat die Ausstiegsplattform.
    Der Kapitän stand bereits auf der Leiter; nur Kopf und Schultern waren noch zu sehen. Er winkte ihr ungeduldig zu. Sie folgte ihm die drei Stockwerke hinunter, die zur offenen Luke führten, aus der die Rampe zum Boden reichte.
    Die Sonne draußen blendete sie, und Charis hielt die Hand über die Augen. Der Kapitän schob sie in eine sengende Hitze hinaus. Endlich gewöhnten sich ihre Augen an das gleißende Licht, und sie stellte fest, daß sie in einem Wüstengebiet gelandet waren.
    Außerhalb des glasigen Überzuges, den die Schiffsraketen über den Sand gebrannt hatten, war die Wüste von einem einförmigen Rot; es reichte bis zum Fuß einer niedrigen Hügelkette. Es gab keinen Raumhafen, keine Gebäude zu sehen, nur die zahllosen Narben der Raketenspuren, die das Gesicht der Wüste durchfurchten – Beweise unzähliger Starts und Landungen.
    In einiger Entfernung standen drei Schiffe, ein viertes weiter weg. Alle waren, wie Charis feststellte, vom gleichen Typ wie jenes, das sie soeben verlassen hatte, Händler zweiter und dritter Klasse. Hier in dieser Wüste schienen sich die Händler der Randwelten zu treffen.
    Der Kapitän zog sie

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