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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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dir umgehen.«
    Charis wußte, wie recht er hatte. Blieb sie Tolskegg und den anderen überlassen, dann ließen sie nur ihren Haß an ihr aus, weil sie ein vermeintlich vorteilhaftes Geschäft vereitelt hatte. Und dann würde es ihr erst richtig schlechtgehen. Sie holte tief Atem; ihre Wahl hatte sie schon getroffen.
    »Ich werde unterschreiben«, sagte sie.
    »Das dachte ich mir doch«, meinte der Kapitän. »Du bist doch vernünftig, Mädchen. Und du …« – er deutete auf Mazz – »bindest das Mädchen los.«
    »Die ist schon einmal in die Wälder gerannt«, wandte Tolskegg ein. »Lassen Sie sie gefesselt, wenn Sie wollen, daß sie Ihnen bleibt, Sie ist die sündige Tochter eines Teufels.«
    »Ich glaube nicht, daß sie davonläuft. Und da sie in mein Eigentum übergehen wird, habe ich ein Wörtchen mitzureden. Bindet sie los!«
    Charis rieb sich die Handgelenke, in die die Fesseln dicke Striemen geschnitten hatten. Der Kapitän hatte recht; ihre Kraft und Energie waren dahin. Jetzt konnte sie den Sprung in die Freiheit nicht wagen. Da der Händler andeutungsweise ihre Kenntnisse geprüft hatte, war es wirklich möglich, daß er sie als Handelsware betrachtete, die er gewinnbringend weiterverkaufen konnte. War sie erst einmal weg von Demeter, auf einer anderen Welt, dann ergab sich vielleicht wieder einmal eine Möglichkeit, die Freiheit zu erreichen.
    »Du bist ja ein ganz schönes Problem«, sagte der Kapitän zu ihr. »Hier können wir dich nicht einfrieren für den Transport …«
    Charis zuckte zusammen. Die meisten Arbeiterschiffe versetzten ihre Ladung in einen Gefrierzustand, der die Lebensäußerungen auf ein Minimum einschränkte. Man sparte damit Laderaum, Nahrungsmittel und sämtliche Formalitäten, denen sich andere Passagiere unterziehen mußten. Auf einem Handelsschiff war der Raum ja immer die größte Mangelware.
    »Wir nehmen keine große Ladung mit«, fuhr er fort, »deshalb wirst du im Tresorraum bleiben … Was ist los mit dir? Bist du krank?«
    Sie hatte aufzustehen versucht, aber der Raum drehte sich schwankend um sie. »Hunger«, flüsterte sie und klammerte sich an den Arm des Kapitäns, den er unwillkürlich nach ihr ausgestreckt hatte.
    »Dem kann man abhelfen«, meinte er dazu.
    Charis wußte nicht, wie sie ins Schiff gekommen war; sie erinnerte sich nur einer Tasse, die man ihr in die Hand drückte; sie vermittelte eine angenehme Wärme, und der Inhalt roch belebend. Es gelang ihr zu trinken. Es war eine dicke Suppe und sehr würzig, wenn sie auch keinen der Bestandteile zu erkennen vermochte. Als sie damit fertig war, lehnte sie sich zurück und sah sich um.
    Jeder freie Händler hatte eine besonders gesicherte Kabine für sehr wertvolle Ladung, die nicht viel Raum beanspruchte. Die Schränke und Schubladen um sie herum hatten Daumenabdruckverschlüsse, die nur der Kapitän und ein paar Offiziere seines Vertrauens öffnen konnten. Die Bank, auf der sie saß, war für einen Hafenwächter bestimmt, falls einer gebraucht wurde.
    Nun war also sie, Charis Nordholm, kein Mensch mehr, sondern eine wertvolle Ladung. Aber sie war müde, viel zu müde, als daß sie darüber hätte nachdenken können, so unbeschreiblich müde …
    Das Zittern der Wände und der Bank unter ihr wurde ein Teil ihres Körpers. Sie versuchte sich zu bewegen, konnte aber nicht. Panik packte sie, doch dann bemerkte sie, wie das Netz der Startgürtel sich um sie schloß. Dankbar drückte sie kurze Zeit später auf den Auslöseknopf und setzte sich auf. Sie hatten vom Planeten abgehoben. Welchem Ziel rasten sie entgegen?
    Die Tresorkabine besaß kein Chronometer; Charis konnte die Tage und Stunden nur daran abschätzen, wie oft die Luke klickte, durch die ihr ein Teller mit Essen geschoben wurde. Meistens waren es die handtellergroßen Energietabletten der Notverpflegung. Sie bekam keinen Menschen zu Gesicht, und die Tür wurde nie aufgemacht.
    Zuerst war das Charis nur angenehm. Sie schlief viel und gewann langsam die Kraft zurück, die sie während der letzten Wochen auf Demeter erschöpft hatte. Dann wurde es ihr langweilig, und schließlich machte die Ruhe sie rastlos. Die Schränke und Schubladen zogen ihre Aufmerksamkeit an, aber die paar, die zu öffnen waren, gähnten ihr leer entgegen. Mit der fünften Mahlzeitperiode kam ein kleines Päckchen, und Charis öffnete es; sie fand darin ein Lesegerät mit einem eingefädelten Band.
    Zu ihrer Überraschung enthielt das Band lange epische Gedichte aus der Seewelt

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